Neues Unkraut/Ungras im Garten - Weiche(?) Trespe

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Madame Zizibee
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Neues Unkraut/Ungras im Garten - Weiche(?) Trespe

Beitrag von Madame Zizibee » Di Apr 19, 2016 19:41

Liebe Bio-GärtnerInnen,

als wir das Gras das erste Mal sahen,fanden wir es recht hübsch, wie ein zartes kleines Getreide. Wir lieben und lassen die Freiheit und Vielfalt in unserem Garten so weit es geht und mähen Teile unserer Wiese nur etwa zweimal im Jahr. Inzwischen aber mussten wir feststellen, dass dieses Gras "die Weltherrschaft anstrebt". Es handelt sich nach unserer Ansicht um die "Weiche Trespe" https://de.wikipedia.org/wiki/Weiche_Trespe . Im Internet fand ich unter ... bekämpfen den Hinweis "beweiden", um die Trespe einzudämmen. Da wir aber keine Schafe o. ä. haben und es uns nicht schmeckt :-), gehen wir nun jeden Tag mit geschärftem Blick durch den Garten und rupfen es. Das ist allerdings ziemlich uferlos...

Wir haben eine Vielzahl von verschiedenen Gräsern und viele viele Wildblumen im Garten und es ist eine wahre Freude unsere Wiese zu sehen: Günsel, Schaumkraut, das junge Laub des Geraniums u. v. a. m. Wir würden diese Vielfalt natürlich gerne erhalten und nicht von diesen biestigen Trespen restlos verdrängen lassen.

Hat jemand von Euch Erfahrung mit diesem Ungras, bzw. dessen Bekämpfung im Garten? Da ich im Bio-Gärtner-Forum bin, wird wohl niemand eine chemische Keule vorschlagen, aber vielleicht gibt es ja noch andere Möglichkeiten.

Vielen Dank schon mal für Eure Ideen und Tipps. Einen schönen Abend, liebe Naturfreunde, wünscht

Madame Zizibee

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Carolyn
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Re: Neues Unkraut/Ungras im Garten - Weiche(?) Trespe

Beitrag von Carolyn » Di Apr 19, 2016 21:07

Persönlich habe ich keine Erfahrung, aber zwei Hinweise gibt schon der Wikipedia-Artikel, den Du verlinkt hast:
Als Bekämpfungsmaßnahmen gelten gute Düngung und die Erhaltung einer geschlossenen Grasnarbe.
Düngen wirst Du die Wiese nicht wollen, da darunter die Artenvielfalt leidet, aber auf einen dichten Wuchs kannst Du achten. Ggf. mit Wildblumensamen nachsäen.
Zum zweiten ist die Trespe einjährig. Wenn Du es also schaffst, ein Jahr lang die Samenstände rechtzeitig abzusammeln solltest Du im nächsten Jahr schon weitgehend Ruhe haben.
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)

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Re: Neues Unkraut/Ungras im Garten - Weiche(?) Trespe

Beitrag von Mia » Mi Apr 20, 2016 21:38

Hallo Madame Zizibee, :smile:

ich würde zwei Dinge vorschlagen: Regelmäßig mähen, bevor sich die Trespe aussäen kann, und die Wiese vermagern.

In dem Wikipediaartikel gibt es zwei Passagen, die Missverständnisse aufkommen lassen, wenn man nicht genau aufpasst. ( Carolyn!)
Wiki schreibt: "Sie ( die Trespe) bevorzugt mäßig trockene, nährstoffreiche Sand- und Lehmböden. Die Weiche Trespe ist ein Nährstoffzeiger. Auf trockenen Standorten neigt sie zu stark reduziertem Wuchs, die Pflanzen bilden dann häufig nur ein einziges Ährchen. Die Weiche Trespe ist eine Ordnungskennart der Gedüngten Frischwiesen und Weiden ...." ( Hervorhebungen und Klammer von mir, Mia.)
Weiter schreibt Wiki an anderer Stelle: "Als Bekämpfungsmaßnahmen gelten gute Düngung und die Erhaltung einer geschlossenen Grasnarbe." ( Hervorhebung von mir.)
Wie bekommen wir in diesen Widerspruch Sinn? Eine Pflanze, die bevorzugt auf gedüngtem Boden wächst, kann doch nicht durch Düngung - die ihr nutzt! - bekämpft werden?
Es macht dann Sinn, wenn wir uns den Artikel aus der Sicht des Schreibers anschauen. Er betrachtet die Trespe ausschließlich als Futtergras und es geht bei ihm um Futterwiesen! Deshalb auch die Aussage: "Da sie vor der ersten Mahd aussamt, ist sie schwer zu bekämpfen." Bei Futterwiesen macht auch die Düngung Sinn, denn dadurch werden ANDERE Gräser gestützt und genährt, so dass eine geschlossene ANDERE Grasnarbe erhalten bleiben kann. In eine geschlossene Wiesenfläche aus anderen, hochwertigeren Futtergräsern, kommt eine Trespe einfach schlecht rein.

So. Und jetzt gucken wir uns das Problem für den Hausgarten an: Anders als auf der Kuhfutterwiese, kann hier die Mahd bereits im Frühjahr und danach im Frühsommer erfolgen. Und damit meine ich nicht nur absensen, sondern - nach dem Absensen - wirklich mit dem Rasenmäher drübergehen. Mach es dieses Jahr zwei, dreimal, nächstes Jahr im Frühjahr nochmal mehrmals, dann ist die einjährige Trespe fort. Weil dann auch alle Samen, die noch in der Erde lagen, gekeimt sein sollten. Sonst mähe im Frühjahr noch ein drittes Jahr. Da muss dann leider das schöne Wiesenschaumkraut auch mal zwei, drei Jahre mitleiden.

Der Rasenschnitt sollte absolut nicht liegenbleiben. Durch liegenbleibenden Grasschnitt wird die Wiese gedüngt und zieht wieder neue Trespen an. Jetzt kommen wir zum Thema: "Abmagern der Wiese". Bunte Sommerblumenwiesen gedeihen eben nicht auf gut gedüngtem Boden, sondern Blumenwiesen oder auch Naturwiesen brauchen tatsächlich eher mageren Boden. Dazu gehört das Aufreissen der ursprünglichen Grasnarbe und das Einbringen von Sand, ggf. auch von Kalk. Nie und niemals jedenfalls irgendetwas düngendes liegenlassen!
Lies dazu auch hier im Glossar "Blumenwiese", "Naturwiese" und "abmagern" .

Mit regelmäßigem Mähen im Frühjahr über wenige Jahre und dauerhaftem Abmagern des Bodens, kriegst Du die Trespe jedenfalls weg!

Lieben Gruß,
Mia
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

Madame Zizibee
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Re: Neues Unkraut/Ungras im Garten - Weiche(?) Trespe

Beitrag von Madame Zizibee » Fr Apr 22, 2016 08:11

Oh, vielen Dank, Mia, das ist ja wirklich eine tolle, ausführliche und sehr nützliche Antwort. So werden wir es machen, auch wenn es schwer fällt, jetzt die Blumenwiese zu mähen, es macht unbedingt Sinn.

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Re: Neues Unkraut/Ungras im Garten - Weiche(?) Trespe

Beitrag von praktinet » Mi Feb 28, 2018 19:48

Mia hat geschrieben:Hallo Madame Zizibee, :smile:

ich würde zwei Dinge vorschlagen: Regelmäßig mähen, bevor sich die Trespe aussäen kann, und die Wiese vermagern.

In dem Wikipediaartikel gibt es zwei Passagen, die Missverständnisse aufkommen lassen, wenn man nicht genau aufpasst. ( Carolyn!)
Wiki schreibt: "Sie ( die Trespe) bevorzugt mäßig trockene, nährstoffreiche Sand- und Lehmböden. Die Weiche Trespe ist ein Nährstoffzeiger. Auf trockenen Standorten neigt sie zu stark reduziertem Wuchs, die Pflanzen bilden dann häufig nur ein einziges Ährchen. Die Weiche Trespe ist eine Ordnungskennart der Gedüngten Frischwiesen und Weiden ...." ( Hervorhebungen und Klammer von mir, Mia.)
Weiter schreibt Wiki an anderer Stelle: "Als Bekämpfungsmaßnahmen gelten gute Düngung und die Erhaltung einer geschlossenen Grasnarbe." ( Hervorhebung von mir.)
Wie bekommen wir in diesen Widerspruch Sinn? Eine Pflanze, die bevorzugt auf gedüngtem Boden wächst, kann doch nicht durch Düngung - die ihr nutzt! - bekämpft werden?
Es macht dann Sinn, wenn wir uns den Artikel aus der Sicht des Schreibers anschauen. Er betrachtet die Trespe ausschließlich als Futtergras und es geht bei ihm um Futterwiesen! Deshalb auch die Aussage: "Da sie vor der ersten Mahd aussamt, ist sie schwer zu bekämpfen." Bei Futterwiesen macht auch die Düngung Sinn, denn dadurch werden ANDERE Gräser gestützt und genährt, so dass eine geschlossene ANDERE Grasnarbe erhalten bleiben kann. In eine geschlossene Wiesenfläche aus anderen, hochwertigeren Futtergräsern, kommt eine Trespe einfach schlecht rein.

So. Und jetzt gucken wir uns das Problem für den Hausgarten an: Anders als auf der Kuhfutterwiese, kann hier die Mahd bereits im Frühjahr und danach im Frühsommer erfolgen. Und damit meine ich nicht nur absensen, sondern - nach dem Absensen - wirklich mit dem Rasenmäher drübergehen. Mach es dieses Jahr zwei, dreimal, nächstes Jahr im Frühjahr nochmal mehrmals, dann ist die einjährige Trespe fort. Weil dann auch alle Samen, die noch in der Erde lagen, gekeimt sein sollten. Sonst mähe im Frühjahr noch ein drittes Jahr. Da muss dann leider das schöne Wiesenschaumkraut auch mal zwei, drei Jahre mitleiden.

Der Rasenschnitt sollte absolut nicht liegenbleiben. Durch liegenbleibenden Grasschnitt wird die Wiese gedüngt und zieht wieder neue Trespen an. Jetzt kommen wir zum Thema: "Abmagern der Wiese". Bunte Sommerblumenwiesen gedeihen eben nicht auf gut gedüngtem Boden, sondern Blumenwiesen oder auch Naturwiesen brauchen tatsächlich eher mageren Boden. Dazu gehört das Aufreissen der ursprünglichen Grasnarbe und das Einbringen von Sand, ggf. auch von Kalk. Nie und niemals jedenfalls irgendetwas düngendes liegenlassen!
Lies dazu auch hier im Glossar "Blumenwiese", "Naturwiese" und "abmagern" .

Mit regelmäßigem Mähen im Frühjahr über wenige Jahre und dauerhaftem Abmagern des Bodens, kriegst Du die Trespe jedenfalls weg!

Lieben Gruß,
Mia
Hey Mia, vielen Dank für den super Tipp. Da bin ich gerade drüber gestolpert und genau das will ich bei mir im Frühjahr endlich auch mal versuchen! :hallo:

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