Anzuchthaus - Heizung?

Sonstige Fragen und Antworten rund um's Bio-Gärtnern
Benutzeravatar
Cassi
Gartenplauscher
Gartenplauscher
Beiträge: 87
Registriert: So Dez 12, 2021 11:53
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Geschlecht:

Anzuchthaus - Heizung?

Beitrag von Cassi » So Dez 12, 2021 22:24

Hallo zusammen,

ich habe gleich zu Beginn eine Frage und konnte dazu auch über die Suchfunktion nichts finden. Ich hoffe, ich bin in diesem Unterforum richtig.

Ich überlege, wie ich im kommenden Jahr die Anzucht gestalten soll. Im letzten Jahr (meinem ersten Gartenjahr) habe ich aus Zeitmangel, da ich meinen Garten erst anlegen musste, viele Sorten als schon vorgezogene Pflänzchen gekauft. In diesem Jahr möchte ich aber die Pflanzen selber ziehen.

Mein Problem: Ich habe im Haus nicht viel Platz, um alle Anzuchten unterzubringen. Meine Überlegung war daher, ein kleines Anzuchthaus zu kaufen. Nun überlege ich allerdings, wie ich das vernünftig beheizt bekomme. Die ersten Saaten können schon ab Februar gesät werden und im Februar/März ist es bei uns oft noch recht frostig.

Daher möchte ich Euch um Erfahrungsberichte bitten: wie handhabt ihr das mit der Anzucht, hat jemand vielleicht Erfahrungen mit einem Anzuchthaus und insbesondere mit einer Heizung darin?

Ich freue mich über Tipps!

Viele Grüße
Cassi

Mia
Bio-Genie
Bio-Genie
Beiträge: 3516
Registriert: Fr Jun 04, 2010 22:27
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Wohnort: östliches NRW
Geschlecht:

Re: Anzuchthaus - Heizung?

Beitrag von Mia » Mo Dez 13, 2021 19:28

Hallo Cassi! :smile:

Unter "Anzuchthaus" verstehe ich jetzt erstmal ein Gewächshaus aus Plastik oder Glas, ja?
Auch einen mit Glas abgedeckten Frühbeetkasten kann man als "Anzuchthaus" verstehen, ja?

Nun kommen wir mal zu den Pflanzen, die Du anzüchten willst.
Da haben wir die Starkzehrer für den Garten, geteilt in zwei Rubriken:

A. die Brassicaceaen, sprich die Kohle und ihre Verwandten ( von Weißkohl bis Blumenkohl, Kohlrabi, ewiger Kohl, Rosenkohl, etc. Sellerie und Knollenfenchel kann man auch noch dazu rechnen, obwohl sie nicht dazu gehören.
B. die Solanacaen. Also, Tomaten, Paprika, Chilis, Kürbisse, Zucchini, Auberginen.

Nun Mittel- und Schwachzehrer, also
C. Salate, Mangold, Chinakohl, etc.
D. Blumen, Stauden, Kräuter

Samen Kategorie A.:
Die Samen der Kategorie A. erntest Du frühestens im Spätsommer, oft aber erst im Frühling des Folgejahres, wenn der überwinterte Rosenkohl, der Grünkohl, der Blumenkohl endlich blüht und Samen ansetzt. Die kugeligen Samen kannst Du nun etwas aufbewahren, und im August in die Erde tun. Dann ist die Erde noch warm, die Sonne scheint, sie werden keimen und kleine Pflanzen für das nächste Frühjahr bilden. Wenn Du die jetzt ( schneckensicher) in ein unbeheiztes Gewächshaus tust, werden sie den Winter gut überleben und stehen im nächsten Frühling zum Auspflanzen parat.
Deine Heizung im Gewächshaus ist dabei die Sonne! Das Gewächshaus heizt sich mit der Sonne auf und gibt den kleinen Pflanzen ein gutes Klima. Sofern aber die Temperaturen Nachts unter minus 20 Grad fallen, ist es ratsam, schlichtweg einige dieser roten Trauerlichter ( für den Friedhof) aufzustellen. Die fangen Tiefsttemperaturen gut ab!

Samen Kategorie B.:
Die Samen der Solanaceaen ( Tomaten, Paprika, Chilis, Auberginen, Kürbisse...) erntest du im Sommer bis Frühherbst. Die müssen jetzt bis Januar liegen, und bei denen kommst Du mit einem Draußen-Gewächshaus nicht hin. Die brauchen Keimtemperaturen mindestens um die 20, viele aber - deutlich besser - um die 25 und mehr Grad.
Du bekommst so einen Plastik- oder Glasbau um diese Zeit gar nicht so aufgeheizt, wie es die Notwenigkeit für die Samen wäre. Es sei denn, Du hättest genügend Geld, den umgebenden Garten gleich mitzuheizen. Denn darauf würde es hinauslaufen.

Was Du zur Anzucht der Gruppe B. im Januar/Februar benötigst, ist eine nach Süden gelegene Fensterbank, wegen des Lichtes, ( die sollte sich auch bei Dir finden lassen) und ein Zimmergewächshaus, um die Feuchte zu halten.
Falls Du keine entsprechende Fensterbank hast, helfen LED-Lichterketten, die es für Pflanzen im farblich richtigen Lichtsprektrum zu kaufen gibt. In der Regel, leuchtet das dann in Magenta. Sofern Du kein Zimmergewächshaus darunter magst, kannst Du auch ein altes Aquarium nehmen, was Du oben mit etwas Folie abdeckst, um die Luftfeuchtigkeit zu halten.
(Ich kann Dir zur Anzucht dieser Pflanzen noch mehr Tipps geben, aber das würde diesen Beitrag sprengen.)

Kommen wir zur Gruppe C.
Salate, Mangold, Chinakohl, etc., Rote Beeten, Radis, benötigen überhaupt kein beheiztes Gewächshaus! Man kann sie wunderbar ( schneckensicher) im Frühjahr im Freiland aussäen. Wo sie wunderbar gedeihen und wachsen. Man kann viele davon auch noch im Herbst aussäen, während sie über den Winter gedeihen und wachsen! Es gibt regelrechte Wintersalate, sogar Wintererbsen! ( Man kann die Kleinen vor dem Auspflanzen im Oktober aber auch ab August im wärmeren Gewächshaus vorziehen!)

Möchte man im Frühling schnell etwas Gutes auf dem Teller haben, gibt es das Frühbeet. Das ist so ein hölzerner Kasten, mit Glas obendrüber, nach Süden geneigt.
EINE Heizquelle ist die Sonne! Eine zweite besteht darin, dass man im Herbst, ca. 15 cm unter der bedeckenden Erde eine gute Mistpackung auflegt. Kuhmist, Pferdeäpfel, etwas Kompost dazu, gute Erde drüber! ( sehr dabei auf Schnecken achten!) Der Mist beginnt sich im Frühjahr aufzuheizen und sorgt für Wärme von unten. Hier kann man nun im frühen Frühjahr Salate reinsäen, oder auch die im Gewächshaus überwinterten kleinen Kohlrabipflanzen (auch Knollenfenchel) reinpflanzen, die dann deutlich eher reif sind als draussen. Auch die anderen Kohle lassen sich damit eher großpäppeln. Sie erhalten so einen Vorsprung vor ihren Genossen.

Kategorie D.
Blumen, Stauden, Kräuter.
Diese Samen werden im Laufe des Sommers geerntet. Hiesige Kräuter benotigen perse kein Gewächshaus. Man braucht sie nicht darin vorzuziehen, allerdings kann man sie darin über den Winter halten, wenn man möchte. Man kann sie aber auch so aus dem Schnee buddeln.

Die meisten einjährigen Blumen sät man besser sofort ins Freiland. Ja, klar, im wärmeren Gewächshaus ausgesät, kann man einen früheren Flor erzielen.
Blühende Stauden sind bei uns in der Regel komplett winterhart. Zur Anzucht kann man die Töpfchen mit Samen auch wunderbar ins Gewächshaus stellen, sie bekommen dadurch einen Vorsprung.

Ich mache jetzt hier mal Schluss, ja?
Ich denke, der lange Text reicht für's Erste. :wink:

Mia
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

Benutzeravatar
Cassi
Gartenplauscher
Gartenplauscher
Beiträge: 87
Registriert: So Dez 12, 2021 11:53
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Geschlecht:

Re: Anzuchthaus - Heizung?

Beitrag von Cassi » Di Dez 14, 2021 09:21

Liebe Mia,

wow, das sind ja viele Infos! Ganz lieben Dank!

"Anzuchthaus" verstehst du im Prinzip richtig. Entweder wie ein kleines Gewächshaus oder als Frühbeetkasten. Ein größeres Gewächshaus bekomme ich voraussichtlich erst Ende des Jahres. Ich hatte jetzt speziell ein kleinere Gewächshaus im Kopf gehabt.

Ich hatte die Überlegung halt unter anderem wegen der Kategorie A und B-Pflanzen sowie der Kräuter, die ich noch nicht habe, weil es drinnen bei mir wirklich sehr eng ist. Wir haben nur ein sehr kleines Häuschen. Fensterbänke haben wir überhaupt keine, auf die man etwas stellen könnte (haben wir aus Platzgründen weggelassen), es gibt ein Südfenster, vor dem eine Anzucht möglich ist, dort habe ich in den vergangenen Jahren auch schon angezogen, aber bei der Menge an Pflanzen, die ich geplant habe, wird das einfach kaum ausreichen.

Ich hatte mir von den verschiedenen Pflanzen die Aussaatzeitpunkte durchgelesen, und da waren gerade für März/April etliche Pflanzen dabei, wo ich mir nicht sicher bin, ob die direkt raus können, weil es eben zu der Zeit doch ich noch friert.

Im Zuge meiner Überlegungen zu einem Gewächshaus hatte ich auch von beheizbaren Gewächshäusern gelesen und hatte dann eben überlegt, ob es funktionieren könnte, so ein kleineres Anzuchthaus, das man platzmäßig gut auf der Terrasse unterbringen könnte, ähnlich zu beheizen, um dann passende Wohlfühltemperaturen hinzubekommen.

Aber so, wie du es schilderst, macht das wohl eher weniger Sinn.

Ich werde mich da nochmal genauer zu den Keimtemperaturen belesen, bei den Pflanzen, wo ich mir nicht sicher bin, vielleicht komme ich da dann schon ein ganzes Stück weiter und kann einige Pflanzen direkt ins Beet setzen, von denen ich dachte, das könnte zu kalt werden.

Ganz lieben Dank dir jedenfalls nochmal!

Cassi

Mia
Bio-Genie
Bio-Genie
Beiträge: 3516
Registriert: Fr Jun 04, 2010 22:27
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Wohnort: östliches NRW
Geschlecht:

Re: Anzuchthaus - Heizung?

Beitrag von Mia » Di Dez 14, 2021 17:53

Ach so, Cassi,
ich habe auch noch was vergessen:

Frühe Kohlsorten ( Kohlrabi, Brokkoli, Goldkohl, eventuell auch Blumenkohl, früher Wirsing) , aber auch Fenchel, kannst Du bereits im Frühjahr ab März in den Frühbeetkasten aussäen.
Auspflanzen dann ab Mitte April in ein gut gedüngtes Beet. Frühwirsing und Kohlrabi können noch bis Juni ins Freie gesät werden.
Die späten Sorten, wie Weißkohl, Rotkohl, Rosenkohl etc. folgen im August, September. Sie können im Herbst in das nun kalte Mistbeet ( Frühbeet) gesät werden und darin, unter der Glasabdeckung, oder gut mit Laub gemulcht, auch überwintern. Ausgepflanzt wird ab März, April des folgenden Jahres.
Ich habe irgendwo eine kleine (uralte) Tabelle mit Aussaatzeiten, die ich im Augenblick allerdings nicht wiederfinde, weil so winzig. Wenn sie mir wieder unter die Finger kommt, kann ich noch mal genaueres schreiben.

Im Grunde genommen lohnt sich die Aussaat bei vielen Kohlsorten nicht, weil sie recht lange einen Platz blockieren. Ich fand es immer sinnvoller, die kleinen Pflanzen schon vorgezogen zu kaufen. - Aber probier es aus!

******
Cassi hat geschrieben:Im Zuge meiner Überlegungen zu einem Gewächshaus hatte ich auch von beheizbaren Gewächshäusern gelesen und hatte dann eben überlegt, ob es funktionieren könnte, so ein kleineres Anzuchthaus, das man platzmäßig gut auf der Terrasse unterbringen könnte, ähnlich zu beheizen, um dann passende Wohlfühltemperaturen hinzubekommen.
Musste gucken, ob Du sowas irgendwo herbekommt, alternativ eines, was Du eventuell über die geöffnete Terassentür/Wohnzimmertür auch 'mitbeheizen ' kannst. Das kann recht teuer werden. Die Frage ist weiterhin, ob es auf der Terrasse auch genügend Sonne "fängt".
Denn so ein Gewächshaus heizt sich in der Sonne sehr schnell von selber auf. Auch im Winter, wenn es gut steht. Im Sommer kann es höllisch heiß darin werden. Achte darauf, dass Du eines bekommst, was Du zumindest über ein kleines Fenster lüften kannst!
******
Den südlichen Fensterplatz benötigst Du eigentlich nur für Samen der Kategeorie B.
Sonst hilft wirklich zur Anzucht so eine Beleuchtungskette mit LEDs. ( Ich kenne eine ganze Reihe Leute, die sowas haben, und zwar aus dem Baumarkt!) Damit kannst Du Dir Deine Anzuchtgefäße auch ins Badezimmer oder in den Keller stellen, bis die Pflanzen im Mai rauskönnen.

An normalen Kräutern brauchst Du nur für Basilikum einen warmen Keimplatz, auch über den Winter musst Du es reinholen und warm stellen.( Petersilie keimt übrigens am besten im August. Sonst ist das dämliche Zeug häufig keimfaul.)

******
Ich würde mir an Deiner Stelle in jedem Fall JETZT NOCH ein preiswertes Frühbeet zulegen, und an einen gut sonnigen Platz stellen. Inzwischen gibt es die Dinger aus Plastik, und so gaaaanz teuer sind sie nicht. Eine gut aufheizende Mistpackung ab Herbst unter der Erde wäre wünschenswert, Du kannst Dich aber im ersten Jahr auch mit folgender Schichtung behelfen:

Grabe ein 50 cm tiefes Loch, wo das Ding stehen soll. Unten gibst Du eine Schicht zerbrochener Zweige rein, sie sorgen für Luftaustausch. Und dann packst Du alles an ( etwas zerkleinertem) Grünzeug drauf, was Du im Garten an Abfällen noch hast, dazu alle gesammelten Grünabfälle Deiner Küche, inkl. Kaffeesatz und Teereste. Sehr gerne nun Hornspäne, die kann man auch kaufen, sie sorgen für nährenden Stickstoff. Etwas Algenkalk, falls Du hast. Drüber eine kleine Schicht gammeliges Laub, und dann 15- 20 cm von der ausgehobenen Erde. Deckel zu - und Feierabend.
Das bringt zwar nicht den Effekt wie Mist, aber gibt den Pflanzen im Frühjahr schon mal Nahrung und durch das Zersetzen des Substrates auch etwas Wärme von unten.
Darin kannst Du schon mal vieles ab März anziehen, was NICHT zur Kategorie B. gehört.


Lieben Gruß

Mia
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

Toskanine
Gartenprofessor
Gartenprofessor
Beiträge: 114
Registriert: Do Dez 02, 2021 10:01
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Geschlecht:

Re: Anzuchthaus - Heizung?

Beitrag von Toskanine » Di Dez 14, 2021 18:43

Ich häng mich mal dazu... das wird hoffentlich in Ordnung sein @Cassi?

Wir haben gerade im Herbst unser Gewächshaus gebaut, es ist nicht beheizt und ich hoffe schon meine Anzucht im kommenden Frühjahr dadurch deutlich zu verbessern.

Wir haben zwar Südfenster aber keine "kühlen" Zimmer. Bisher habe ich immer drinnen gesät und oft Probleme mit geilenden Sprossen gehabt. Spätfröste bis teils in den Mai rein haben mir auch schon etliche Anzuchten versaut.

Mein Plan ist 2022 wie immer drinnen zu säen, so ab Anfang Februar den Kohl(-verwandte) und ab Ende März Tomaten und Kürbis(-artige). Sobald das erste echte Blatt zu sehen ist sollen sie dann ins Gewächshaus. Sollte es dann nochmal Frost von deutlich unter minus3 kommen dürfen sie Nachts wieder rein, tagsüber muss das die Sonne im Gewächshaus regeln (ab April müsste für starke Fröste eigentlich klarer Himmel und somit Sonne sein).

Es ist ein wahrer Akt, keine Frage aber ich krieg es drinnen einfach nicht hin, Jahrelang alles versucht. Ob es klappt wird sich zeigen aber die Sorten die ich hier habe will ich einfach nicht (wie schon öfter) durch gekaufte Jungpflanzen austauschen.
Sonderangebot der Woche: Rechtschreib- und Tipfehler, Nimm 2 - Zahl 3

Mia
Bio-Genie
Bio-Genie
Beiträge: 3516
Registriert: Fr Jun 04, 2010 22:27
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Wohnort: östliches NRW
Geschlecht:

Re: Anzuchthaus - Heizung?

Beitrag von Mia » Di Dez 14, 2021 20:31

Hi, Toskanine und Cassi!

Ihr braucht für die Anzucht von Kohl und Kohlverwandten keinen warmen Südfensterplatz!
Ein Platz in einem guten Frühbeet oder im halbwegs warmen Gewächshaus reicht für deren Anzucht aus Samen ab März. Ende Februar kann man auch versuchen.

Sie keimen da viel langsamer als an einem warmen Südfenster, aber sie keimen. Dafür schießen sie auch nicht ins Kraut, bilden keine 'spörgeligen' Geiltriebe. Sie passen sich der Temperatur an und wachsen gedrungen.
Dein neues Gewächshaus wird für sie also reichen, Toskanine.

Tomaten und Kürbisse und Zucchini und Gurken sind ab März am Südfenster gut und richtig, mit Chilis und Paprika kann man dort schon im Januar anfangen. Die ersten vier stellt man nach dem ersten echten Blättern kühler- zum Beispiel ins Gewächshaus. Falls Chilis und Paprika am warmen, für sie zu lichtarmen Standort Geiltriebe entwickeln, auch Tomaten, die man noch nicht kühler gestellt hat, pflanzt man sie im nächsten Schritt einfach eine Ecke tiefer. Die Stängel dieser Pflanzen bilden dann Adventivwurzeln aus, die ihnen später zu Gute kommen.
Toskanine hat geschrieben:Spätfröste bis teils in den Mai rein haben mir auch schon etliche Anzuchten versaut.
Das Problem hatte ich dieses Jahr auch. Aber gar nicht mal mit echten Spätfrösten. Ich hatte ganz fein Gurken und Kürbisse vorgezogen, und Zucchini, und die erst Ende Mai in den Garten gepflanzt! Aber die Nachtemperaturen, die bei 5 Grad plus lagen, dazu der scharfe Wind, der wehte, das war zu kalt für sie. Sie sind ALLE 'erfroren', bzw. von der Kälte eingegangen.

Gottseidank hatte ich die Tomaten und Chilis und Paprika noch nicht ausgepflanzt. Ich konnte die - in 2021 - erst in den ersten bis mittleren Junitagen raustun. Da wäre ein Gewächshaus wunderbar toll gewesen! Aber meines war durch Sturm zerstört.

Mia
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

Benutzeravatar
Tscharlie
Alter Hase
Alter Hase
Beiträge: 752
Registriert: Sa Feb 22, 2020 07:44
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Geschlecht:

Re: Anzuchthaus - Heizung?

Beitrag von Tscharlie » Mi Dez 15, 2021 07:41

Die "Altvorderen" hatten ja den Pferdemist als Heizquelle entdeckt. Zuerst macht er das Frühbeet warm, danach ist er Dünger für starkzehrende Pflanzen.

Man könnte mal überlegen, wie groß so ein Pferdemisthaufen sein muss um ein Gewächshaus zu "heizen"?
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi

Mia
Bio-Genie
Bio-Genie
Beiträge: 3516
Registriert: Fr Jun 04, 2010 22:27
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Wohnort: östliches NRW
Geschlecht:

Re: Anzuchthaus - Heizung?

Beitrag von Mia » Mi Dez 15, 2021 17:24

Ich denke, wenn man auf die Grundfläche 10 cm hoch Pferdeäpfel verteilt und dann 15 cm Erde drüber ( so wie im Frühbeet) , müsste das Ding im Frühjahr bullerig warm werden.
Allerdings braucht der Pferdemist die wärmenden Sonnenstrahlen und die im Frühling ansteigenden Temperaturen, um mit dem Zersetzungsprozess zu beginnen.

Den Winter über könnte man das Zeug darin anderthalb Meter hoch schichten - und da heizt nix. Da bekommt man höchstens gefrorene Knödelchen, mit denen man Scheiben einwerfen kann, oder feuchtkalt glitschige, in denen auch kein Leben mehr zu stecken scheint.

Und danach muss man sich - zu allem Schrecken- auch noch überlegen, wie man das Zeug aus dem GWH wieder los wird. 10 Zentimeter Misthöhe ginge ja eventuell noch, so ein Gewächshaus heizt sich ja von selber auf, und bei 30 Grad, die ab Ende April darin auftreten können, kann man es vermutlich nur noch mit dicker Gummi-Atemmaske für Lackierer betreten.
Da erscheint es dann sinnvoll, das GWH besser gleich bis auf die Grundpfosten abzubauen... :doh:
Oder?
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

Benutzeravatar
Tscharlie
Alter Hase
Alter Hase
Beiträge: 752
Registriert: Sa Feb 22, 2020 07:44
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Geschlecht:

Re: Anzuchthaus - Heizung?

Beitrag von Tscharlie » Mi Dez 15, 2021 18:01

Das mit den nötigen Sonnenstrahlen kann so nicht stimmen.

In meiner Kindheit wurde im Frühbeet die Erde rausgenommen, dann Pferdemist eingebracht, leider weiß ich nicht wieviel das war, der wurde mit Erde bedeckt. Darin wurde dann nach einiger Zeit, auch den Zeitraum weiß ich nicht, ich war zu klein, Salat ect. gepflanzt und dann die Abdeckgläser aufgelegt, wenns sehr kalt wurde dann wurden Decken über das Beet gelegt.

Das hat super funktioniert.
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi

Toskanine
Gartenprofessor
Gartenprofessor
Beiträge: 114
Registriert: Do Dez 02, 2021 10:01
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Geschlecht:

Re: Anzuchthaus - Heizung?

Beitrag von Toskanine » Mi Dez 15, 2021 18:34

Aaalso... Ich hab ja wirklich keine Ahnung, daher betrachtet das folgende bitte eher als grundlegende Gedanken, nicht als Wissen. Natürlich habe ich mich auch ausgiebig belesen aber das ist immer so eine Sache mit dem Lesen, wenn man das Grundlegende nicht herausliest und versteht wird es einfach nichts.

Im Gewächshaus ist der Boden wohl ein ziemliches Problem, da wir hier eine größere Fläche haben die von den natürlichen Bedingungen und dem damit verbundenen Gleichgewicht abgeschnitten ist. Ein guter Boden der den Pflanzen Nährstoffe bietet die dann auch noch in der richtigen Form zur Verfügung stehen braucht entweder sehr viel Arbeit und chemische Bearbeitung oder ein sehr ausgeklügeltes Konzept. Unter freiem Himmel bedient man sich der Künste der Natur nur sind in einem Gewächshaus die Elemente Wasser und Luft nicht natürlich verteilt worunter das Element Erde ziemlich leidet.

Laut meinen Informationen sind Bewässerung und exakte Belüftung die zwei Grundpfeiler aber nicht alles. Es braucht neben dem passenden Mikroklima auch aktive Bodenlebewesen. Diese kleinen Tiere, Bakterien und Pilze sorgen erst dafür, dass die Pflanzen optimale Bedingungen vorfinden. Wenn ich jetzt alle Jahre wieder den Boden gegen Mist, gegen Boden, usw. austausche dann kann sich kein Gleichgewicht bilden und ich werde es nicht erreichen einen guten Boden herzustellen der die Pflanzen optimal versorgt.

Auch sonst habe ich Mist immer nur als Mulch verwendet. Mein Boden wird eigentlich kaum noch bearbeitet sondern soll sich von oben nach unten regenerieren da ich das Gleichgewicht damit "nur" langsam beeinflusse statt es z.B. durch umgraben komplett durcheinander zu bringen.
Sonderangebot der Woche: Rechtschreib- und Tipfehler, Nimm 2 - Zahl 3

Mia
Bio-Genie
Bio-Genie
Beiträge: 3516
Registriert: Fr Jun 04, 2010 22:27
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Wohnort: östliches NRW
Geschlecht:

Re: Anzuchthaus - Heizung?

Beitrag von Mia » Mi Dez 15, 2021 21:25

Hi, Tscharlie, :-)
Tscharlie hat geschrieben:In meiner Kindheit wurde im Frühbeet die Erde rausgenommen, dann Pferdemist eingebracht, leider weiß ich nicht wieviel das war, der wurde mit Erde bedeckt. Darin wurde dann nach einiger Zeit, auch den Zeitraum weiß ich nicht, ich war zu klein, Salat ect. gepflanzt und dann die Abdeckgläser aufgelegt, wenns sehr kalt wurde dann wurden Decken über das Beet gelegt. Das hat super funktioniert.
Ja, genau! So ist das auch! Du hast auch richtig beobachtet, dass dies in einem Frühbeet, also im Frühjahr geschah! Die heizende Substanzumwandlung des Mistes kommt erst durch die steigenden Temperaturen zustande. Wenn es dann in Nächten - oder auch Tageweise- zu kalt war, wurden Decken aufgelegt, um das kleine Frühbeet nicht auskühlen zu lassen, und um die wärmende ( leicht dampfende) Rotte des Mistes nicht weiter zu behindern.
Denn wenn der Mist zum Heizen keine ( erweckende) Wärme von außen bräuchte, hätte man die Decken ja auch gleich weglassen können. Ein temperaturunabhängiger Mist hätte dann ja von selber weiter 'geheizt', okay?

*****
Hi, Toskanine. :-)
Bei Dir möchte ich von hinten anfangen. Die Sache mit dem 'nicht Umgraben' darfst Du - inzwischen - getrost vergessen.
Diese These wurde von Marie-Luise Kreuter (die ich ansonsten sehr schätze) und von Pionierinnen des biologischen Gartenbaus wie Gertrud Frank in den 80ziger Jahren des letzten Jahrhunderts vertreten, was in damaligen Gartenmagazinen - oder heute auch noch im Internet- publiziert wird. Aber man überliest dabei - durch solche Artikel von außen beeinflusst - ( in den Büchern der Marie -Luise Kreuter) leicht folgendes: Selbst sie riet an, den Gartenboden mit dem doppelten Sauzahn in eine Tiefe von 20 cm umzubrechen und zu lockern!

Denn: ein normaler Gartenboden, an dem man nur oberflächlich etwas einbringt ( Mist und Mulch) , wird sich nicht - wie gewünscht - zu einem tiefen, humusreichen Boden entwickeln!

ABER: Mit Deinem Sandboden wirst Du da wirklich gutes Glück haben, denn Mist und Mulch, den Du oben aufbringst, sickert zunächst durch, kann sich aber an einigen Wurzeln fangen, und dort kleinere, nährstoffreiche Reservate bilden!!!!
Wenn Du da jetzt umbuddelst, kannst Du so ein kleines Reservoir wieder zerstören.
Besser also: nicht!
DEIN Ziel sollte es folglich sein, Pflanzen mit einem möglichst weiten Wurzelwerk anzusiedeln, was dazu beiträgt, Mist und Mulch von oben aufzufangen und in der Erde anzureichern.
( Ulf Soltau, der Verfasser von 'Gärten des Grauens' hat unlängst auf Facebook Zeichnungen von Wurzelsystemen verschiedener Pflanzen gepostet, Zeichnungen, die er von einem Niederländischen Institut hatte. Da waren auch Unkräuter dabei - und die könnten Dir helfen.

Nun zurück zur allgemeinen Bodenlockerung.
Sobald Lehm und Ton im Boden drinstecken, ist es mit der oberflächlichen Bearbeitung ( zumindest zunächst) vorbei. So ein Boden gehört anfangs durchaus tief gelockert und umgegraben.
Den Regenwürmern macht das nix, sie kriechen aus den umgeworfenen Schollen raus und suchen sich tiefere Quartiere, wo sie - ein Stückerl tiefer - zur weiteren Lockerung des Bodens beitragen. Also, selbst denen schadet das nicht. Und dem Boden hilft die tiefere Lockerung!

Denn ein ewig nicht genutzter Gartenboden, ein wilder Boden, ein alter Rasenboden, ist untendrunter hart und verkarstet. Wenn man nur oberflächlich lockert, und dann etwas reinpflanzen will, machen viele Pflanzen schlapp. Wenn Du dort Bohnen säst, können sie nicht richtig wachsen, weil ihre Wurzeln den harten Boden nicht durchdringen können. Selbst Spinat kümmert. Und selbst Sonnenblumen, deren Wurzeln eine Tiefe von zwei und mehr Metern erreichen können, kümmern und bleiben klein.
Solche Böden sollten gelockert werden. Am besten im Herbst, um die Schollen dem Frost auszusetzen. Dass man per se nicht umgraben sollte, ist eine alte, überholte Mär.

Nachdem ein gut gepflegter Boden nach ein paar Jahren, mit Destruenten nun reich besiedelt, ( auch nach vorherigem mehrmaligen Umgraben) 'steht', kann - und sollte - man das Graben allerdings lassen. Und sich auf leichtes Lockern beschränken.

Kommen wir nun zum Gewächshaus.
Ich meine, den Boden darin kann man eigentlich langfristig überhaupt nicht für Pflanzen benutzen.
Klar, kannste da umgraben und Mist rein tun und Mulch, und was weiß ich machen, dieser natürliche Boden wird dann für maximal zwei Jahre für das Gedeihen von Pflanzen reichen.

Aber ein Gewächshausboden ist immer etwas künstliches, weil ihm eben Regen und Schnee und fallende Blätter fehlen. Sinnvoll ist, in einem größeren Gewächshaus Längsbeete zu bauen, mit Umrandung, mit Gehweg in der Mitte, um überall dranzukommen. Diese Beete kann man dann jedes Jahr mit neuer Erde, mit neuem Kompost füllen, kann Mist und Kompost von oben drauf geben, Dünger drauf geben, um so die Bodenfruchtbarkeit in den überschaubaren Beeten zu erhalten.

In einem kleinen Gewächshaus empfiehlt sich der Umgang mit Kübeln.

LG
Mia
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

Benutzeravatar
Tscharlie
Alter Hase
Alter Hase
Beiträge: 752
Registriert: Sa Feb 22, 2020 07:44
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Geschlecht:

Re: Anzuchthaus - Heizung?

Beitrag von Tscharlie » Do Dez 16, 2021 05:52

Mist wird, wenn er eine gewisse Materialstärke hat selbst für die Wärme sorgen. Unabhängig von Wärme die von außen zugeführt wird, nur am Rand wird die Rotte nicht weitergehen, wenn es zu klat wird.

Auch unsere Komposthaufen rotten ja im Winter weiter.

Die Decken wurden in kalten Nächten aufgelegt, damit die entstandene Wärme nicht verloren geht.


Ich bin übrigens kein Freund von Salat der in solch geschlossenen Systemen wächst, den Nitratgehalt solcher Salate will wahrscheinlich keiner wissen. Besser echte Wintersalate wie Feldsalat im Freien anbauen und im zeiitigen Frühjahr Löwenzahn und Brennessel.


Aber zurück zur Heizung der Treibhäuser: Ein elektrischer "Überwacher" wird es wohl sein müssen, wenn man seinen Strom vernünftig einkauft, dann ist das auch der Umwelt nicht zu abträglich. Besser wäre natürlich ein Anschluß an die sowieso bestehende Hausheizung, aber das wird in vielen Fällen nicht zu realisieren sein.
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi

Antworten