WRW system mit Kartoffeln

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Wühlmaus66
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WRW system mit Kartoffeln

Beitrag von Wühlmaus66 » Mi Mär 03, 2010 07:40

Ich habe mich mit der Idee von Gisela Schnalzger auseinander gesetzt, da ich einen neuen Gemüsegarten von ca. 90qm angelegt habe und diesen nun ab 2010 neu aufbauen muss. Bei meinen vorherigen Gartenarbeiten in einem anderen Garten habe ich immer die klassische Variante mit normalem Beet (ca. 1m) und dazwischen Wege angewandt. Auch im Herbst umgegraben. Wir haben hier zwar im Erzgebirgsvorland nicht die Vegetationsperiode zur Verfügung wie in anderen Gebieten, bin trotzdem mit dem Erfolg nicht zufrieden.
Nun möchte ich nur robuste Pflanzen bzw. Saatgut von Dreschflegel verwenden und das System des Gartens optimieren, und auch so naturfreundlich wie möglich.
Frau Schnalzger hat ja das System Weg-Reihe-Weg, also immer ein Weg und eine Reihe Beet, wobei die Abstände von Weg zu Weg immer 50cm betragen und das von Jahr zu Jahr immer um 25 weiter gerückt wird, so dass die vorher bewirtschaftete Beetreihe ein Jahr als Weg dient und sich erholen kann, wobei sie im Laufe ihres „Weglebens“ immer wieder mit Mulch aufgefüllt wird. Sie sät zwar auf die Wege Spinat, der dann als Gemüse bzw. Mulch auf dem Weg dient, aber so viel Spinat kann ich nicht essen bzw. bräuchte ich da zu viel Samen.
Nun möchte ich auch gern Kartoffeln anbauen und wusste nicht so recht, wie ich diese am besten integriere, weil die ja auch angehäufelt werden müssen. Nun habe ich mir folgendes überlegt:
- alle 50 cm Weg
- dazwischen die Beetreihe (also 25cm Weg, 25cm Beetbreite)
- jede zweite Beetreihe wird eine Kartoffelreihe, die anderen Beetreihen das andere Gartengemüse
- zum Anhäufeln der Kartoffeln wird vom rechten und linken Weg die Erde hochgeharkt (so wächst auch kaum Unkraut auf dem Weg, da das anhäufeln oder harken immer wieder im Laufe der Vegetationsperiode geschieht)
- Dadurch werden alle Wege, auch neben den normalen Beetreihen, tiefer liegende Furchen. Die normalen Beetreihen sind also immer das normale mittlere Höhenniveau des gesamten Gartens. Also das Material aus dem Weg kommt auf die Kartoffelreihen.
- Wenn die Kartoffelpflanzen groß werden und auch die Pflanzen auf den normalen Beeten, ist der Weg sicherlich auch oberhalb zugewachsen, nur dass man auf dem Erdboden laufen kann, ohne irgendwelche Pflanzen zu tertreten. Das Unkraut wird sich also auch dadurch in Grenzen halten.
- Das Furchen der Wege bringt auch noch den positiven Effekt, dass nicht nur die Kartoffelreihen, sondern auch die normalen Gemüsereihen zu leichten Hochbeeten werden, was ja angeblich gut sein soll.
- Wenn die Kartoffeln geerntet werden, kommt das Kraut als Kompost/Mulch rechts und links in die Wegfurchen, eventuell noch andere Gartenabfälle bzw. fertiger Kompost, und das angehäufelte Material der Kartoffelreihen wieder über die Furchen, etwas festtreten. Nun ist alles wieder eine Ebene. (Auch wenn es über den Winter nach dem Verrotten etwas zusammen sackt, was dann im Frühjahr noch mal geebnet werden kann)
- Die gemulchten Wegefurchen sind nun die Beetreihe für nächstes Jahr und können über den Winter gut ausruhen. Ich denke, dass das nicht so tragisch ist, weil die Menge an Mulch oder Kompost in den ehemaligen Furchen nicht viel ist und die Bodenbewegung auch nicht tiefgründig ist. Ich schätze mal ca. 10cm an der tiefsten Stelle.
- Die normalen Gemüsereihen und Kartoffelreihen werden ja nun die Wege für nächstes Jahr. Dort können nun fortwährend weitere Gartenabfälle, Mulch etc. aufgebracht werden, das stört auch die überwinternden Pflanzen nicht.

Nun meine Fragen:
- Könnte das funktionieren oder habe ich etwas nicht beachtet?
- Wäre es sinnvoll, auf die abgeernteten Kartoffelreihen (im September/Oktober) Gründünger zu sähen, der dann im Frühjahr als Weg einfach um getreten oder heraus gezogen und liegen gelassen wird? Wenn ja, was wäre für die kurze Zeit über den Winter sinnvoll (Winterroggen)?
- Wäre der Abstand, jede zweite Reihe Kartoffeln, zu gering, da ja im zweiten Jahr die Kartoffeln unmittelbar neben die vorherige Kartoffelreihe kommen, es sind ja nur 25 cm Abstand von Mitte ehemaliger Reihe und Mitte künftiger Reihe? Allerdings nur von einer Seite, die andere Seite war ja Gemüsebeet.
Dazu gäbe es ja noch zwei Möglichkeiten:
• wenn die mittlere Beetbreite von 25cm für Kartoffeln ausreicht ausreicht, so dass sich das Kraut nicht auf die normalen Gemüsereihen legt, könnte man alle 3 Reihen Kartoffeln legen und den Wechsel der Kartoffelreihen immer nicht direkt daneben sondern auf den übernächsten Weg, der also 75cm entfernt liegt und der war ja dann der Weg zwischen den zwei normalen Gemüsereihen. Im Folgejahr dann wieder 75cm weiter. Somit wären aber alle zwei Jahre Kartoffeln auf der selben Reihe.
• Die Wegabstände größer wählen (zB. 60cm). Wegbreite bei 25cm belassen, Beetbreite wäre dann 35cm. Dann wäre von Jahr zu Jahr ein Abstand der Kartoffelreihen nebeneinander von 30cm. Dafür würden die Kartoffelreihen erst wieder im fünften Jahr direkt übereinander liegen.

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Re: WRW system mit Kartoffeln

Beitrag von Ludmilla » Mi Mär 03, 2010 12:27

Hallo Wühlmaus,
das WRW-System habe ich noch nicht ausprobiert, doch kommen Deine Überlegungen bei mir ziemlich kompliziert an - vielleicht versteh ich auch nicht alles richtig:
° Brauchst Du so viele Kartoffeln, das jede zweite Reihe welche sind?
° Ist es nicht Verschwendung so viele Wege anzulegen?
° Du müsstest breite und schmale Pflanzen abwechselnd setzen, dann könnte der Platz schon ausreichen, ausser vielleicht für buschige Pflanzen.
° Hügelbeete ziehen ihren Vorteil aus dem wärmenden Unterbau, nur Erde anzuhäufeln hat keinen Vorteil - ausser die Pflanze braucht das - Kartoffeln bekommen dadurch mehr Knollen, Porree bekommt einen weisseren Schaft, etc.
° Gründünger für den Herbst wären ausser Winterroggen noch Winterwicke, Weidelgras, Ölrettich oder Gelbsenf.
Herzlichste Grüße von Ludmilla
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Re: WRW system mit Kartoffeln

Beitrag von Cerifera » Do Mär 04, 2010 02:07

Ich hab das System schon verstanden aber verstehe den Sinn nicht. Sehe das wie Ludmilla, ist Platzverschwendung. Außerdem läuft man ja auf den Wegen und so muss man ständig die festgetretene Erde wieder auflockern im nächsten Jahr. Gerade bei Kartoffeln würde ich das nicht machen, da sie doch sehr viel Platz brauchen...
Gründüngung im Herbst ist immer gut, jedoch brauchen Kartoffeln am besten Mist als Startdünger, vielleicht lieber erst nächstes Jahr anbauen wenn Du im Herbst Kompost oder Gründüngung eingebracht hast. Baust Du auch Tomaten an? Wie weit stellst Du die dann von den Kartoffeln weg nach dem WRW-System?

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Re: WRW system mit Kartoffeln

Beitrag von Wühlmaus66 » Fr Mär 05, 2010 11:21

Vielen Dank für eure Antworten. Ich weis, es klingt kompliziert. aber durch das jährliche Weiterrücken um 25 cm verschiebt sich ja alles nur ein wenig und auf den Gemüsereihen kann man ja auch trotzdem alles gemischt als Mischkultur anbauen.
Als Platzverschwendung würde ich es nicht ansehen, da ja die Pflanzen auch auf dem Beet einen gewissen Abstand zueinander brauchen und der Weg würde ja dann von den Pflanzen rechts und links auch etwas zugewachsen bzw. können die Wurzeln unterirdisch diesen Platz mit nutzen. Außerdem ist ja jeder Weg auch gleichzeitig die Kartoffelfurche, die man beim normalen Anbau auch hätte und da ist ja auch Luft zwischen den Reihen.
Natürlich werden die Wege etwas durch das Laufen verdichtet, ich denke aber, dass das nicht so schlimm ist, weil man erstens das Wegmaterial immer wieder an die Kartoffeln häufelt, zweitens wird man nicht so oft auf jeden der vielen Wege treten wie wenn man nur wenige Wege hat , die dann intensiver betreten würden. Das wäre dann ca. 8 Monate in der Vegetationszeit, wo man die einzelnen Wege betritt, dann liegen sie ja ca. 16 Monate als Beet.
Die Kartoffelmenge brauchen wir als Familie schon.
Allerdings habe ich mir nun überlegt, den Abstand eher 90cm zu wählen (30cm Weg, 60cm Beet).

Es sind wie gesagt alles erst mal Überlegungen, ich habe es ja selbst noch nicht probiert. Ich versuche Vor- und Nachteile zum normalen flachen Gemüsebeet zu vergleichen, wo die Wege immer an slbiger Stelle sind und die Beete permanent ohne ei Jahr "Auszeit " als Weg genutzt werden.

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Re: WRW system mit Kartoffeln

Beitrag von Wühlmaus66 » Mo Mär 08, 2010 09:54

Das stimmt und die Natur sollte man auch immer in erster Linie betrachten.
Ich bin nun immer noch am überlegen, wie ich den vorhandenen Gemüsegarten am besten mit den Kartoffeln am besten bewirtschaften kann. Alles andere wächst bei mir ganz frei auf dem Gelände. Dieses Wegesystem habe ich noch mal genau durchdacht und habe mir überlegt, alles in 30cm Streifen einzuteilen, wobei der Weg 30cm bekommt und das Beet 2x30cm. Jedes Jahr um 30cm weiter rücken, so liegen immer zwei Jahre dazwischen, bevor ein Weg wieder auf den selben Streifen kommt.
Was mich interessiert, wieviel Jahre muss man warten, bis man Kartoffeln wieder auf die selbe Stelle legen kann bzw. kann man auch alles nach den Kartoffeln auf der Zeile anbauen?
W=Weg, K=Kartoffeln, B=Gemüsebeet (alles 30cm)
1.Jahr WKKWBBWKKWBBWKKWBBWKKWBBW
2.Jahr KWBBWKKWBBWKKWBBWKKWBBWKK
3.Jahr BBWKKWBBWKKWBBWKKWBBWKKWB
4.Jahr WKKWBBWKKWBBWKKWBBWKKWBBW
5.Jahr KWBBWKKWBBWKKWBBWKKWBBWKK
6.Jahr BBWKKWBBWKKWBBWKKWBBWKKWB
Das alles würde nur funktionieren, wenn bei Kartoffeln zwei Jahre Pause ausreichen und nach Kartoffeln alles anbaubar ist.

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Re: WRW system mit Kartoffeln

Beitrag von Ludmilla » Mo Mär 08, 2010 10:08

Soweit ich weiss kann man nach Kartoffeln alles anbauen. Wie viele Jahre dazwischen liegen sollen , weiss ich leider nicht (ich plane in meinem Gemüsegarten einen generellen 5-Jahres-Turnus).
Ich denke auch, dass eine Kartoffelreihe mit 30 cm zu schmal ist, die sollte schon mind. 50 - 60 cm sein.
Herzlichste Grüße von Ludmilla
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Re: WRW system mit Kartoffeln

Beitrag von Cerifera » Mi Mär 10, 2010 05:44

also Tomaten dürftest Du bei dem System gar keine anbauen, alle anderen Nachtschattengewächse solltest Du auch nicht auf die Kartoffelflächen stellen. Es sollte einen Vierjahreswechsel geben - nannte man das früher nicht mal Vierfelderwirtschaft oder verwechsle ich da jetzt was?
Du solltest:
Solanaceae/Nachtschattengewächse (Kartoffeln, Tomaten, Physalis, Auberginen, Paprika),
Brassicaceae/Cruciferae/Kreuzblütengewächse (Kohlarten, Radieschen, Rettich),
Fabaceae/Leguminosae/Schmetterlingsblütengewächse (Bohnen, Erbsen)
Apiaceae/Umbelliferae/Doldengewächse (Karotten, Pastinake, Sellerie, Fenchel, Dill, Petersilie) - Karotten/Dill Ausnahme
Curcubitaceae/Gurkengewächse (Gurken, Zucchini, Kürbis, Melonen)
Asteraceae/Compositae/Korbblütengewächse (Salat, Chicoree, Schwarzwurzeln)
Liliaceae/Liliengewächse (Zwiebeln, Lauch, Spargel)
Chenopodiaceae/Gänsefußgewächse (Rote Bete, Spinat, Mangold)
niemals öfter nacheinander und zu dicht anbauen, das führt zu Krankheiten, Missbildungen, Schädlingsbegünstigungen und Bodenauslaugung durch einseitigen Nährstoffentzug.

Es gibt Tabellen für gute/schlechte Nachbarschaften unter den Pflanzen. Die Vermischung von Karotten mit Dill bildet z. B. eine Ausnahme. Dill darf aber wiederum nicht in die Nähe von Fenchel gepflanzt werden, da es zur Bestäubung durch diesen kommen kann...

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