In den USA wird nicht nur zuviel Fructose verzehrt, da werden ganz allgemein zuviel schnell verwertbare Kohlenhydrate gegessen. Vollkornprodukte z.B. sind dort absolut unbekannt, es gibt nur Weißmehlprodukte. Fast Food im wahrsten Sinne des Wortes - schnell gegessen, schnell verdaut, schnell im Blutkreislauf und auch schnell wieder draussen (und als Fett abgespeichert). Ob da nun normaler Haushaltszucker (ob nun aus Rüben oder aus Rohr) besser wäre, möchte ich nicht beurteilen.
Fruchtsäfte enthalten einen hohen Kohlehydratanteil. Ich führe meine Diabetes-Erkrankung zum Teil darauf zurück, dass ich literweise pure Fruchtsäfte getrunken habe, nicht weil da Fructose drin war, sondern weil es zu viele Kohlehydrate waren, gleich welchen Ursprungs. Ein reiner Fruchtsaft aus reifen Äpfeln, Kirschen u.ä. hat - ohne Zuckerzusatz, als Direktsaft - einen Kohlehydratanteil von ca. 12 g auf 100 g Flüssigkeit. Das entspricht einer Broteinheit, einer BE. Nicht nur (aber besonders) ein Diabetiker sollte pro Tag 12 bis 14 BE zu sich nehmen, als Faustregel (kommt natürlich wie immer darauf an, wieviel er sich bewegt, analog zum Kalorienbedarf). Das bedeutet also, wenn jemand 1,2 bis 1,4 Liter Fruchtsaft pro Tag trinkt, ist sein Bedarf an Kohlehydraten für den ganzen Tag gedeckt - kein Brot mehr, kein Obst, keine Nudeln, kein Reis, keine Hülsenfrüchte, keine Kartoffeln, ... , geschweige denn Süßigkeiten. Da ist leicht zu erkennen, dass jemand, der Fruchtsaft pur trinkt, um seinen Flüssigkeitshaushalt zu decken, AUTOMATISCH zu viele Kohlehydrate zu sich nimmt! Das bedeutet aber nicht, dass Fruchtsaft ungesund ist! Auch hier macht die Menge das Gift! Literweise Fruchtsaft ist ungesund, keine Frage. Das Glas Orangensaft zum Frühstück oder auch mal ein halber Liter Schorle ist etwas ganz anderes. Auch ein Glas Cola ist nicht ungesund. Bei täglich ein oder zwei Liter sieht es anders aus.
Stevia hat von Natur aus einen bitteren Beigeschmack, den hier in Europa niemand akzeptieren würde. Also wird Stevia industriell gereinigt und raffiniert, die Bitterstoffe rausgefiltert, so dass nur die süßen Stoffe übrig bleiben. Das, was im Handel in Pulverform als Süßkraut verkauft wird, hat mit der ursprünglichen Pflanze nicht mehr viel zu tun. Es ist ein Industrieprodukt, genauso künstlich wie isolierte Fructose oder Süßstoff.
Ich lese übrigens schon seit Jahren die Zutatenliste mir unbekannter Produkte. Das lernt man unabdingbar, wenn man BE rechnen muss, wie ich zu Anfang. Jetzt habe ich ein Gefühl dafür entwickelt. Deswegen ärgere ich mich auch über die Produkte, die keine Nährwerttabelle aufgedruckt haben. Damit bräuchte es diesen irreführenden Ampel-Unsinn nämlich nicht, der derzeit immer mal wieder diskutiert wird. Aber dann müßte man den Verbrauchern ja zugestehen, dass sie selber ein Hirn zum Denken haben und sie in die Pflicht nehmen, es auch zu gebrauchen!