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Glaubwürdigkeit von Ernährungsstudien
Verfasst: Do Apr 28, 2011 00:32
von admin
trau schau wem - vor allem wenn es um viel Geld geht.
Leseprobe:
Italienische Kardiologen forschen sich Pizza schön, die angeblich vor dem Infarkt schützt. Forscher aus dem Bordelais loben die gefässschmeichelnden Eigenschaften des Rotweins. Norwegische Internisten erkennen günstige Auswirkungen von Lachs auf den Fettstoffwechsel. [.....]
Vor Jahren erschien eine Studie im angesehenen Fachblatt «New England Journal of Medicine», die Walnüssen einen immensen gesundheitlichen Nutzen bescheinigte. Die Forscher beschrieben, dass die Früchte Blutdruck und Cholesterinspiegel und damit das Infarktrisiko senkten. Der Haken an der Sache: Man hätte 20 Prozent seiner täglichen Kalorienmenge mit Walnüssen abdecken und dazu täglich fast 100 Gramm zu sich nehmen müssen, um die gefässschonende Wirkung zu erreichen. Die Untersuchung war von der kalifornischen Walnuss-Industrie unterstützt worden.
Falsche Früchtchen und faule Nüsse
Re: Glaubwürdigkeit von Ernährungsstudien
Verfasst: Do Apr 28, 2011 09:28
von Nemesia
Ja gell....was uns immer für ein Unsinn erzählt wird....Das sollte man wirklich nicht für bare Münze nehmen....Stattdessen immer schön hinterfragen und nachforschen....
Ich persönlich bin der Meinung, dass man alles in Maßen (nicht in Massen
) essen/trinken sollte....
Wie sagte schon der kluge Paracelsus:
"Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, daß ein Ding kein Gift ist."
Und weils so schön ist, hängen wir gleich noch ein Sprüchlein dran:
"Der Arzt verbindet nur deine Wunden. Dein innerer Arzt aber wird dich gesunden. Bitte ihn darum, sooft du kannst."
Wie recht er doch hatte/hat.....
Lg von Nemesia
Re: Glaubwürdigkeit von Ernährungsstudien
Verfasst: Do Apr 28, 2011 13:20
von Carolyn
Nun ja, Unsinn würde ich nicht direkt sagen. Bei diesen Untersuchungen kommen bestimmte Werte raus, in trockenen, wissenschaftlichen Zahlen. Die sind sicherlich korrekt, nur kann die kein Laie interpretieren. Und genau da beginnt dann die Mauschelei, wenn Zahlen gedeutet - "gelesen" - werden. Das ist wie bei jeder anderen Statistik auch, man kann sie positiv oder negativ auslegen. Ich hab da selber von Berufs wegen Übung drin, auch ein Monatsergebnis muss dem Vorstand "verkauft" werden.
Beispiel: Wenn man bei etwas eine Erfolgsquote von 70% hat, hört sich das doch nicht sooo schlecht an. Wenn man aber umgekehrt sagt, in knapp einem Drittel der Fälle geht es schief, dann klingt das nach einer mittleren Katastrophe. Tatsächlich besteht aber kein Unterschied. Ähnlich wird es bei wissenschaftlichen Studien auch gemacht. Die Wissenschaftler liefern zunächst mal die Zahlen. Die Auftraggeber formulieren dann die Interpretation so, dass es für sie positiv klingt. Deswegen sollte man eben nicht nur die Schlagzeilen lesen, sondern auf die echten Werte achten, nachforschen und hinterfragen, wie es Nemesia zu Recht nennt. In unserer schnelllebigen Zeit, in der in den Medien mehr vorgefertigte Meinungen als sachliche Informationen geliefert werden, ist das leider oft schwierig bis unmöglich, je nach Quelle.
Man muss IMO auch einen anderen Aspekt sehen: Ohne die Auftraggeber aus der Wirtschaft würde es viele Studien schlichtweg nicht geben. Unabhängig finanziert ist schön und gut, aber woher soll das Geld denn kommen? Aus Spenden von Privatleuten? Vom Staat und damit unseren Steuern? Da wird das Finanzpolster sehr dünn und die Wissenschaft geht den Bach runter, es gibt auch kaum mehr Doktoranden (genau das wird in einer Doktorarbeit nämlich gemacht
), usw. Deswegen heißt es, die Umstände bei der Beurteilung von Studienergebnissen berücksichtigen und sich eben eine eigene Meinung bilden statt eine vorgekaute übernehmen.
Re: Glaubwürdigkeit von Ernährungsstudien
Verfasst: Do Apr 28, 2011 23:49
von admin
Carolyn hat geschrieben:Und genau da beginnt dann die Mauschelei, wenn Zahlen gedeutet - "gelesen" - werden.
So ist es. Eine andere, sehr beliebte, weil oft subtile Mauschelmethode ist absichtsvoll Koinzidenz in Kausalität umzudeuten.
Beispiel im verlinkten Artikel:
Fakt: Frauen die Alkohol trinken bekommen bekommen mehr Kinder
Umdeutung in Kausalität (Mauschelei): Das Trinken von Alkohol begünstigt die Fruchtbarkeit!
Glaubhafte Koinzidenz:
BAZ hat geschrieben:Frauen tranken öfter in Gesellschaft und hatten eher Gelegenheit, sich fortzupflanzen. Wenn der Alkohol eine spezifische Wirkung hatte, dann die als sozialer Kitt.
Dabei hilft es natürlich wenn der zahlende Auftraggeber eine bestimmte Schlussfolgerung lebhaft begrüssen würde, schliesslich könnte es ja Anschlussaufträge geben. Angesichts der Grösse des Marktes sicher eine lohnende Investition.
eine eigene Meinung bilden statt eine vorgekaute übernehmen
vorgekaut oder vorgekauft?
Re: Glaubwürdigkeit von Ernährungsstudien
Verfasst: Sa Apr 30, 2011 01:27
von Cerifera
Alles Auslegungssache
Re: Glaubwürdigkeit von Ernährungsstudien
Verfasst: Di Nov 01, 2011 20:45
von fiddler
Um zu diesem alten Thread noch mal meinen Senf dazu zu geben:
Zur möglichen Beeinflußbarkeit der die Studie durchführenden Wissenschaftler und dem Interesse des Geldgebers kommt noch eine wesentliche Komponente: die veröffentlichende Presse!
Seid Ihr schon mal interviewt worden? Und habt dann den daraus entstandenen Artikel gelesen? Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen schon einige Male. Ich war jedes Mal durchaus erstaunt, was der Reporter aus dem von mir Gesagten so mitgenommen hat (und was nicht...) und was dann publiziert wurde. Seit dem lese ich Presseberichte aller Art mit ganz anderen Augen...
Zeitungsschreiberlinge verstehen meist auch nicht viel von Statistik. Da geht in dem Versuch, ein paar Zahlen zusammenzufassen oder ein Diagramm zu entwickeln schon mal einiges durcheinander. Dann schreibt einer vom anderen ab (das spart Arbeit) bzw. die Quelle ist sowieso die gleiche Nachrichtenagentur. Und schon ist eine neue These in die Welt gesetzt, die, wenn sie nur oft genug wiederholt, für wahr gehalten wird.
Und der forschende Wissenschaftler erkennt seine eigene Arbeit nicht wieder...
Re: Glaubwürdigkeit von Ernährungsstudien
Verfasst: Do Nov 03, 2011 21:57
von Carolyn
*lach* Ja, fiddler, da sagst Du etwas. Dazu gibt es auch ein sehr schönes, treffendes Lied von Reinhard Mey:
Was in der Zeitung steht