Herbstgedichte
- KleinerJeti
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Herbstgedichte
Ich mag den Herbst sehr, auch wenn er mich immer auch traurig macht und es gar nicht einfach ist, den Sommer loszulassen.
Hier ist ein neues Gedicht von mir:
Geschenk
Drei Himbeeren
leuchtend, saftig und rot
vollkommen, köstlich
und nur für mich da
Sie lehren
mich des Sommer's Tod
traurig und tröstlich
süsses Versprechen fürs nächste Jahr
Ich freue mich darauf, eure Lieblingsherbstgedichte zu lesen :-)
Hier ist ein neues Gedicht von mir:
Geschenk
Drei Himbeeren
leuchtend, saftig und rot
vollkommen, köstlich
und nur für mich da
Sie lehren
mich des Sommer's Tod
traurig und tröstlich
süsses Versprechen fürs nächste Jahr
Ich freue mich darauf, eure Lieblingsherbstgedichte zu lesen :-)
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- Balkongärtner
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Re: Herbstgedichte
Es ist zwar kein Herbst mehr, und das sind auch keine Herbstgedichte,
aber ich hab sie mal geschrieben:
Die Häuschenschnecke:
Ich bin in meinem Schneckenhaus,
und schau nur noch ganz selten raus.
Grad weckte mich die kleine Maus,
ich streckte mich ganz langsam aus,
mein Häuschen auf dem Rücken.
Die Welt sieht grün und saftig aus,
die Petersilie wellt sich kraus,
am Blatt sitzt eine kleine Laus.
Sie lachte vor Entzücken:
"Du da, trägst dein Schneckenhaus,
und das auf deinem Rücken,
vorbei am Loch der kleinen Maus,
das sieht so mächtig ulkig aus!
"Ich mach’s, weil ich so vorwärts komm,
wenn auch in kleinen Stücken,
und wenn ich grad mal draußen bin
kann ich mich sogar bücken,
und mir von meines Weges Rand
`nen Strauß für drinnen pflücken."
Ich zieh nun meine Schuhe aus,
und gehe in mein Schneckenhaus,
dort schaue ich zum Fenster raus,
hinüber zu dem Loch der Maus,
und winke auch der flotten Laus,
dann such ich mir die Stelle aus
wo ich die Eier lege
Die Häuschenschnecke im Winter:
Ich saß in meinem Schneckenhaus,
und glaube grad, mich laust die Maus!
es haut mich von den Socken:
es schneit und schneit; mich laust die Laus!
in riesig großen Flocken,
Eine fällt hinab; im nu:
und deckt mein Schneckenhäuschen zu!!!
So kroch ich raus, ich wollt es nie,
und fahre mutig Mono-ski,
Ich trag wie immer zum Entzücken
aller, mein Häuschen auf dem Rücken.
Die kleine Maus die guckte dumm,
und dreht sich in ihrem Löchlein um,
und auch die Laus die lacht sich krumm,
ich pass nicht auf; und es mach wumm.
Ein Baum! Ich fall ganz langsam um.
Ich liege hier im tiefen Schnee,
mein Schneckenkörper tut mir weh,
und halt eine Weile inne,
dann zieh mich zusammen,
wer hätt`s gedacht, es geht ruckzuck
da bin ich wieder drinnen.
und gönne mir nen kleinen Schluck.
Ich mach die Fensterläden zu.
Nun möcht ich nur noch meine Ruh,
und Zeit mich zu besinnen.
Die Maus im Schneckenhaus
Hallo,du kleine süße Maus,
was machst du in dem Schneckenhaus?
Der Kopf steckt drin, der Schwanz guckt raus,
das sieht einfach ganz witzig aus.
Schau bitte mal zum Fenster raus,
ganz oben rechts im Schneckenhaus,
gleich neben "Stups" der frechen Laus,
die dort auch überwintert.
Laß Sonne rein, blas Trübsal raus,
bis dein Schmerz gelindert.
Und dann schau hoch durchs Wolkenloch,
schau hin, ich scheine immer noch.
Werd dick und voll und kullerrund,
und schein für dich als Ostermond
aber ich hab sie mal geschrieben:
Die Häuschenschnecke:
Ich bin in meinem Schneckenhaus,
und schau nur noch ganz selten raus.
Grad weckte mich die kleine Maus,
ich streckte mich ganz langsam aus,
mein Häuschen auf dem Rücken.
Die Welt sieht grün und saftig aus,
die Petersilie wellt sich kraus,
am Blatt sitzt eine kleine Laus.
Sie lachte vor Entzücken:
"Du da, trägst dein Schneckenhaus,
und das auf deinem Rücken,
vorbei am Loch der kleinen Maus,
das sieht so mächtig ulkig aus!
"Ich mach’s, weil ich so vorwärts komm,
wenn auch in kleinen Stücken,
und wenn ich grad mal draußen bin
kann ich mich sogar bücken,
und mir von meines Weges Rand
`nen Strauß für drinnen pflücken."
Ich zieh nun meine Schuhe aus,
und gehe in mein Schneckenhaus,
dort schaue ich zum Fenster raus,
hinüber zu dem Loch der Maus,
und winke auch der flotten Laus,
dann such ich mir die Stelle aus
wo ich die Eier lege
Die Häuschenschnecke im Winter:
Ich saß in meinem Schneckenhaus,
und glaube grad, mich laust die Maus!
es haut mich von den Socken:
es schneit und schneit; mich laust die Laus!
in riesig großen Flocken,
Eine fällt hinab; im nu:
und deckt mein Schneckenhäuschen zu!!!
So kroch ich raus, ich wollt es nie,
und fahre mutig Mono-ski,
Ich trag wie immer zum Entzücken
aller, mein Häuschen auf dem Rücken.
Die kleine Maus die guckte dumm,
und dreht sich in ihrem Löchlein um,
und auch die Laus die lacht sich krumm,
ich pass nicht auf; und es mach wumm.
Ein Baum! Ich fall ganz langsam um.
Ich liege hier im tiefen Schnee,
mein Schneckenkörper tut mir weh,
und halt eine Weile inne,
dann zieh mich zusammen,
wer hätt`s gedacht, es geht ruckzuck
da bin ich wieder drinnen.
und gönne mir nen kleinen Schluck.
Ich mach die Fensterläden zu.
Nun möcht ich nur noch meine Ruh,
und Zeit mich zu besinnen.
Die Maus im Schneckenhaus
Hallo,du kleine süße Maus,
was machst du in dem Schneckenhaus?
Der Kopf steckt drin, der Schwanz guckt raus,
das sieht einfach ganz witzig aus.
Schau bitte mal zum Fenster raus,
ganz oben rechts im Schneckenhaus,
gleich neben "Stups" der frechen Laus,
die dort auch überwintert.
Laß Sonne rein, blas Trübsal raus,
bis dein Schmerz gelindert.
Und dann schau hoch durchs Wolkenloch,
schau hin, ich scheine immer noch.
Werd dick und voll und kullerrund,
und schein für dich als Ostermond
- Carolyn
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Re: Herbstgedichte
Das ist absolut goldig!
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)
- KleinerJeti
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Re: Herbstgedichte
Klasse da kann man sich richtig schön eine kunterbunte Bildergeschichte zu vorstellen, das gäbe ein tolles kleines Kinderbuch!
-
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Re: Herbstgedichte
Ja, Baumfrau,
die sind wirklich ursüß!
Ach, kleiner Jeti, ich hoffe, Du findest auch noch etwas heiteres im Winter, dass Du nicht gar solange auf die nächsten Beeren warten musst....*streichel*
Lieben Gruß Euch!
Mia
die sind wirklich ursüß!
Ach, kleiner Jeti, ich hoffe, Du findest auch noch etwas heiteres im Winter, dass Du nicht gar solange auf die nächsten Beeren warten musst....*streichel*
Lieben Gruß Euch!
Mia
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.
-
- Bio-Genie
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Re: Herbstgedichte
Dies ist zwar auch kein Herbstgedicht, es gehört auch nicht in den Herbst, aber es ist eine Geschichte.
Viel Spaß beim Lesen!
Es war früher Frühling, vielleicht in diesem Jahr, vielleicht im letzten, genau weiss ich es nicht mehr. Draussen war es noch winterlich, denn das Frühjahr mit Sonne und lauer Luft wollte nicht so recht durchstarten. Den Tag hatte ich bei meiner alten Mutter verbracht. Alle notwendigen Verrichtungen dort, bei der ich ständig gegen ihr verwirrtes Unverständnis ankämpfen musste, hatten mich viel Kraft gekostet. Jetzt war Abend. Ich war wieder daheim, war einerseits todmüde, aber innerlich so aufgewühlt und verdreht, wie es einem geht, wenn man eine Mutter hat, die zielgenau mit den Fingern ausgerupfte Sahnetortenstückchen auf die Hunde wirft, nur weil sie sie mit dem Maul nicht nehmen wollen. Sie auch auf dem Teppichboden verteilt - vielleicht mochten die Hunde sie ja von dort fressen? - und sehr ärgerlich wird, wenn man sie an ihrer Sauerei hindern will. "Ich zünde das Haus an! Ich springe aus dem Fenster!", schreit sie, sobald man ihr die Sahnetorte nimmt, oder ihr gar mit einem feuchten Handtuch kommt, um die bekleckterte Mutter abzuwischen.
Dies nur zum Beispiel. Ein ähnlich absurdes Verhalten zieht sich ja, auf alle Bereiche bezogen, über den ganzen Tag.
So hatte ich abends lange vor dem Computer gesessen und zur Ablenkung in Foren geschrieben, jetzt hatte ich das Gerät ausgeschaltet und las still in einem Buch über Engel. Es war spätnachts. Wenn ich den Kopf hob, sah ich durch das Fenster den verschneiten Garten, in dem eine Weihnachtslichterkette mit winzigen Birnchen immer noch für ein sporadisches Licht sorgte. Solange noch Schnee lag, gab es für mich keinen Grund das Ding abzunehmen. Im Gegenteil, das Licht gab dem Auge Sicherheit in der Dunkelheit, es ließ den Schnee schimmern.
Es war still. So still, wie es Nachts um eins in einem ruhigen Bauernhaus sein kann, wenn alle Leute und die Hühner und selbst die Hunde schlafen.
Ich las also, blickte versonnen in den Garten, las wieder, trank einen Rotwein, trank noch einen Rotwein, langsam breitete sich eine gute Ruhe in mir aus. Vergessen war die Mutter, vergessen das Sahnetorteschmeissen, vergessen das Hausanzünden, ich kam wieder zu mir.
Und dann begann es... Es war wie ein feines, metallisches Zirpen, fast unhörbar zunächst. Mein Gehör reagierte irritiert. Es sollte hier, in dieser Stille, doch kein leises metallisches Zirpen geben? Ich horchte genauer, es wurde deutlicher.
Es klang, als würden ganz zart Saiten angeschlagen, eine Art seltsame Melodie bildete sich; sie kam wie von Ferne und war doch nah. Was, um Himmels Willen mochte DAS sein? Es wirkte ätherisch. Eine Zeit lauschte ich verwundert. Es gab keine andere Erklärung: Das waren Engel!
ENGEL???
"Mia, spinnst du?", fragte ich mich. "Hat dich die Mutter so verwirrt? Drehen deine Nerven jetzt komplett durch?"
Indigniert betrachtete ich die halb geleerte Rotweinflasche neben mir. "Hast zuviel getrunken! ", rief ich mir zu. Entschlossen stand ich auf, um ins Bett zu gehen. Kaum rührte ich mich, hörten die Töne, wie zur Bestätigung meines Gedankens, auch schon auf. Erschöpft vergaß ich das Ganze und schlief gut unter der warmen Daunendecke.
Am nächsten Tag war ich krank. Das ist nichts Neues, nach einem Pflege-Muttertag bin ich immer krank. Erschöpft halt. Leer, ausgebrannt. Enttäuscht. Traurig.
Meistens putze ich dann den ganzen Tag, wie als müsste ich mich und meine Umgebung reinigen. Dann glänzt die Stube, Blumen habe ich aufgestellt, alles sieht schön aus, und dann geht es mir besser.
Abends mied ich den Rotwein.
Ich saß wieder vor dem Computer, schrieb hier, schrieb dort, um 10 war ich das letzte Mal mit den Hunden gegangen, die schliefen jetzt, nun, gegen 12 umgab mich tiefes Schweigen. Ich trank in kleinen Schlückchen einen Malventee, liebäugelte innerlich schon mit dem Bett, vor dem Fenster lag still der verschneite Garten, eine Kerze spiegelte ihr Licht in der Scheibe - ich war wieder sicher bei mir angekommen! Genüsslich atmete ich aus.
Und dann... "Dong!", machte es. -- Hä? Erschreckt fuhr mein Kopf herum.
"DONG!!!"
Den Ton kannte ich seit meiner Kindheit, er war mir völlig vertraut. Ich betrachtete das aufgeschlagene Klavier. Es begann soeben von selbst zu spielen.
"Dong!" Wieder wurde das F der ersten Violin-Reihe angeschlagen.
Das G wurde angeschlagen, die Taste senkte sich. "Klong!" Die Taste hob sich. Das A kam in Folge, diese Taste senkte sich, dann das B, das H, das C.
"Gut", sprach ich begütigend zu mir, "ich sitze drei Meter von einem 80 Jahre alten schwarzen Klavier entfernt, der Marke Steinberg, und das spielt von selber."
Ich beobachtete interessiert, wenn auch mit leisem Grausen, wie eine unsichtbare Hand nun auch in höheren Oktaven Töne anschlug. Nicht genug damit, eine zweite Hand kam hinzu und spielte den Bass. Willkürlich hoben und senkten sich Tasten der Bassoktaven, es klang ziemlich atonal zu der Musik die oben gemacht wurde.
Ich saß auf meinem Schreibtischstuhl und sah das Klavier spielen. Ich sah, wie sich die Tasten von sich aus hoben und senkten. Da war auch wieder dieses metallische Zirpen!
Unheimlich war mir. Ich ging in die Küche und machte eine Flasche Rotwein auf. Bei meiner Bewegung war das Klavier verstummt. Ich trug ein Glas Rotwein in den Garten, nippelte aufgeregt daran und beobachtete das Klavier von außen durch das Fenster. Nach einiger Zeit begann es wieder zu musizieren, sogar noch reichhaltiger als zuvor!
Das war ein Getöne und abgehacktes Geklapper, als würde jemand versuchen Staccato zu spielen, der es nicht kann. - Geister?
"Spinn nicht!" , sagte ich mir. "Dies muss eine natürliche Ursache haben!"
Ich kehrte in die Wohnung zurück, schob den Klavierhocker beiseite, hielt mein Ohr an die Unterseite des Klaviers, in seinem Inneren kraspelte es gewaltig. - Eine Ratte? Wie mochte die hineingekommen sein? Und wie konnte die zweihändig spielen? Zwei Ratten? Drei?
An diesem Abend traute ich mich nicht mehr, die unteren und oberen Holzflächen des Instrumentes herauszunehmen.
Es geschah dann am nächsten Morgen in aller Helligkeit, und nicht bevor ich die Hunde weggesperrt und mir dicke, lederne Arbeitshandschuhe angezogen hatte.
Ich hatte ein Mäusenest im Klavier.
Es waren ihrer acht. Acht süße Babymäuse, die bei meinem Erscheinen in alle denkbaren Richtungen flüchteten. Aber ich hatte ja die Türen zum Wohnraum zugemacht und sicherheitshalber vor alle Ritzen Handtücher gelegt!
Ich fing sie alle in Lebendfallen und setzte sie aus.
Ja, ich hatte einige Zeit vorher zwei Mäuse in der Küche gehabt. Eine hatte ich gefangen und herausgesetzt, eine hatte Spitzhund Tino später totgebissen, aber man kommt doch absolut nicht auf die Idee, dass die sich IM Klavier eine Geburtsstube einrichten? Durch die Öffnungen bei den Pedalen waren sie herein geschlüpft, wie mir ein angerufener Klavierbauer später verriet.
Trotz des Verlustes der Mutter hatten die Babymäuslein überlebt. Sie waren es, die jene spirituellen Klänge erzeugten, als sie auf den unteren Stahlsaiten des Klaviers herumkletterten. Dann waren sie höher auf die Hämmerchen gestiegen, und wenn je ein Mäuslein auf ein Hämmerchen kam, schlug es eine Taste an.
Ihre Wanderung geschah aber aus Hunger. Nun gibt es in so einem Klavier nicht viel zu fressen, bis auf den Filzbelag der Hämmerchen und der Baumwollbändchen, die sie halten. Und die Bändchen hatte die Damen und Herren Mäuslein großzügig abgenagt. - Klavier kaputt.
Ich habe es noch nicht wieder reparieren lassen. Das ist auch eine größere Aktion, die sicher einiges Geld kostet.
Aber Mutter hat jetzt auch eine Maus, HINTER dem Klavier, wie sie mir erklärte.
Der Spuk bei ihr fing letzte Woche an, als sie es Abends kraspeln hörte. Seitdem ist ihr Klavier von diversen Mausefallen umstellt und Mutter beschäftigt sich stundenlang tagsüber damit, sie von ihrem Sessel aus zu überwachen. Nahezu 30 mal am Tag ruft sie mich an und spricht mir auf Band, dass sie die Maus immer noch nicht gefangen hat, OBWOHL sie alle verfügbare Zeit vor dem Klavier hockt und die Fallen observiert.
Bis ich heute diesen Text schrieb, weil die Erinnerung wieder hereintröpfelte, bin ich gar nicht darauf gekommen, dass die Maus ( die Mäuse?) ja auch IN ihrem Klavier sein könnten?
Oh Mann, wenn ich morgen hinfahre, werde ich erstmal das Instrument unten und oben aufmachen. Nicht, dass nochmal Mäuse ein Klavier ruinieren!
Lieben Gruß,
Mia
Viel Spaß beim Lesen!
Es war früher Frühling, vielleicht in diesem Jahr, vielleicht im letzten, genau weiss ich es nicht mehr. Draussen war es noch winterlich, denn das Frühjahr mit Sonne und lauer Luft wollte nicht so recht durchstarten. Den Tag hatte ich bei meiner alten Mutter verbracht. Alle notwendigen Verrichtungen dort, bei der ich ständig gegen ihr verwirrtes Unverständnis ankämpfen musste, hatten mich viel Kraft gekostet. Jetzt war Abend. Ich war wieder daheim, war einerseits todmüde, aber innerlich so aufgewühlt und verdreht, wie es einem geht, wenn man eine Mutter hat, die zielgenau mit den Fingern ausgerupfte Sahnetortenstückchen auf die Hunde wirft, nur weil sie sie mit dem Maul nicht nehmen wollen. Sie auch auf dem Teppichboden verteilt - vielleicht mochten die Hunde sie ja von dort fressen? - und sehr ärgerlich wird, wenn man sie an ihrer Sauerei hindern will. "Ich zünde das Haus an! Ich springe aus dem Fenster!", schreit sie, sobald man ihr die Sahnetorte nimmt, oder ihr gar mit einem feuchten Handtuch kommt, um die bekleckterte Mutter abzuwischen.
Dies nur zum Beispiel. Ein ähnlich absurdes Verhalten zieht sich ja, auf alle Bereiche bezogen, über den ganzen Tag.
So hatte ich abends lange vor dem Computer gesessen und zur Ablenkung in Foren geschrieben, jetzt hatte ich das Gerät ausgeschaltet und las still in einem Buch über Engel. Es war spätnachts. Wenn ich den Kopf hob, sah ich durch das Fenster den verschneiten Garten, in dem eine Weihnachtslichterkette mit winzigen Birnchen immer noch für ein sporadisches Licht sorgte. Solange noch Schnee lag, gab es für mich keinen Grund das Ding abzunehmen. Im Gegenteil, das Licht gab dem Auge Sicherheit in der Dunkelheit, es ließ den Schnee schimmern.
Es war still. So still, wie es Nachts um eins in einem ruhigen Bauernhaus sein kann, wenn alle Leute und die Hühner und selbst die Hunde schlafen.
Ich las also, blickte versonnen in den Garten, las wieder, trank einen Rotwein, trank noch einen Rotwein, langsam breitete sich eine gute Ruhe in mir aus. Vergessen war die Mutter, vergessen das Sahnetorteschmeissen, vergessen das Hausanzünden, ich kam wieder zu mir.
Und dann begann es... Es war wie ein feines, metallisches Zirpen, fast unhörbar zunächst. Mein Gehör reagierte irritiert. Es sollte hier, in dieser Stille, doch kein leises metallisches Zirpen geben? Ich horchte genauer, es wurde deutlicher.
Es klang, als würden ganz zart Saiten angeschlagen, eine Art seltsame Melodie bildete sich; sie kam wie von Ferne und war doch nah. Was, um Himmels Willen mochte DAS sein? Es wirkte ätherisch. Eine Zeit lauschte ich verwundert. Es gab keine andere Erklärung: Das waren Engel!
ENGEL???
"Mia, spinnst du?", fragte ich mich. "Hat dich die Mutter so verwirrt? Drehen deine Nerven jetzt komplett durch?"
Indigniert betrachtete ich die halb geleerte Rotweinflasche neben mir. "Hast zuviel getrunken! ", rief ich mir zu. Entschlossen stand ich auf, um ins Bett zu gehen. Kaum rührte ich mich, hörten die Töne, wie zur Bestätigung meines Gedankens, auch schon auf. Erschöpft vergaß ich das Ganze und schlief gut unter der warmen Daunendecke.
Am nächsten Tag war ich krank. Das ist nichts Neues, nach einem Pflege-Muttertag bin ich immer krank. Erschöpft halt. Leer, ausgebrannt. Enttäuscht. Traurig.
Meistens putze ich dann den ganzen Tag, wie als müsste ich mich und meine Umgebung reinigen. Dann glänzt die Stube, Blumen habe ich aufgestellt, alles sieht schön aus, und dann geht es mir besser.
Abends mied ich den Rotwein.
Ich saß wieder vor dem Computer, schrieb hier, schrieb dort, um 10 war ich das letzte Mal mit den Hunden gegangen, die schliefen jetzt, nun, gegen 12 umgab mich tiefes Schweigen. Ich trank in kleinen Schlückchen einen Malventee, liebäugelte innerlich schon mit dem Bett, vor dem Fenster lag still der verschneite Garten, eine Kerze spiegelte ihr Licht in der Scheibe - ich war wieder sicher bei mir angekommen! Genüsslich atmete ich aus.
Und dann... "Dong!", machte es. -- Hä? Erschreckt fuhr mein Kopf herum.
"DONG!!!"
Den Ton kannte ich seit meiner Kindheit, er war mir völlig vertraut. Ich betrachtete das aufgeschlagene Klavier. Es begann soeben von selbst zu spielen.
"Dong!" Wieder wurde das F der ersten Violin-Reihe angeschlagen.
Das G wurde angeschlagen, die Taste senkte sich. "Klong!" Die Taste hob sich. Das A kam in Folge, diese Taste senkte sich, dann das B, das H, das C.
"Gut", sprach ich begütigend zu mir, "ich sitze drei Meter von einem 80 Jahre alten schwarzen Klavier entfernt, der Marke Steinberg, und das spielt von selber."
Ich beobachtete interessiert, wenn auch mit leisem Grausen, wie eine unsichtbare Hand nun auch in höheren Oktaven Töne anschlug. Nicht genug damit, eine zweite Hand kam hinzu und spielte den Bass. Willkürlich hoben und senkten sich Tasten der Bassoktaven, es klang ziemlich atonal zu der Musik die oben gemacht wurde.
Ich saß auf meinem Schreibtischstuhl und sah das Klavier spielen. Ich sah, wie sich die Tasten von sich aus hoben und senkten. Da war auch wieder dieses metallische Zirpen!
Unheimlich war mir. Ich ging in die Küche und machte eine Flasche Rotwein auf. Bei meiner Bewegung war das Klavier verstummt. Ich trug ein Glas Rotwein in den Garten, nippelte aufgeregt daran und beobachtete das Klavier von außen durch das Fenster. Nach einiger Zeit begann es wieder zu musizieren, sogar noch reichhaltiger als zuvor!
Das war ein Getöne und abgehacktes Geklapper, als würde jemand versuchen Staccato zu spielen, der es nicht kann. - Geister?
"Spinn nicht!" , sagte ich mir. "Dies muss eine natürliche Ursache haben!"
Ich kehrte in die Wohnung zurück, schob den Klavierhocker beiseite, hielt mein Ohr an die Unterseite des Klaviers, in seinem Inneren kraspelte es gewaltig. - Eine Ratte? Wie mochte die hineingekommen sein? Und wie konnte die zweihändig spielen? Zwei Ratten? Drei?
An diesem Abend traute ich mich nicht mehr, die unteren und oberen Holzflächen des Instrumentes herauszunehmen.
Es geschah dann am nächsten Morgen in aller Helligkeit, und nicht bevor ich die Hunde weggesperrt und mir dicke, lederne Arbeitshandschuhe angezogen hatte.
Ich hatte ein Mäusenest im Klavier.
Es waren ihrer acht. Acht süße Babymäuse, die bei meinem Erscheinen in alle denkbaren Richtungen flüchteten. Aber ich hatte ja die Türen zum Wohnraum zugemacht und sicherheitshalber vor alle Ritzen Handtücher gelegt!
Ich fing sie alle in Lebendfallen und setzte sie aus.
Ja, ich hatte einige Zeit vorher zwei Mäuse in der Küche gehabt. Eine hatte ich gefangen und herausgesetzt, eine hatte Spitzhund Tino später totgebissen, aber man kommt doch absolut nicht auf die Idee, dass die sich IM Klavier eine Geburtsstube einrichten? Durch die Öffnungen bei den Pedalen waren sie herein geschlüpft, wie mir ein angerufener Klavierbauer später verriet.
Trotz des Verlustes der Mutter hatten die Babymäuslein überlebt. Sie waren es, die jene spirituellen Klänge erzeugten, als sie auf den unteren Stahlsaiten des Klaviers herumkletterten. Dann waren sie höher auf die Hämmerchen gestiegen, und wenn je ein Mäuslein auf ein Hämmerchen kam, schlug es eine Taste an.
Ihre Wanderung geschah aber aus Hunger. Nun gibt es in so einem Klavier nicht viel zu fressen, bis auf den Filzbelag der Hämmerchen und der Baumwollbändchen, die sie halten. Und die Bändchen hatte die Damen und Herren Mäuslein großzügig abgenagt. - Klavier kaputt.
Ich habe es noch nicht wieder reparieren lassen. Das ist auch eine größere Aktion, die sicher einiges Geld kostet.
Aber Mutter hat jetzt auch eine Maus, HINTER dem Klavier, wie sie mir erklärte.
Der Spuk bei ihr fing letzte Woche an, als sie es Abends kraspeln hörte. Seitdem ist ihr Klavier von diversen Mausefallen umstellt und Mutter beschäftigt sich stundenlang tagsüber damit, sie von ihrem Sessel aus zu überwachen. Nahezu 30 mal am Tag ruft sie mich an und spricht mir auf Band, dass sie die Maus immer noch nicht gefangen hat, OBWOHL sie alle verfügbare Zeit vor dem Klavier hockt und die Fallen observiert.
Bis ich heute diesen Text schrieb, weil die Erinnerung wieder hereintröpfelte, bin ich gar nicht darauf gekommen, dass die Maus ( die Mäuse?) ja auch IN ihrem Klavier sein könnten?
Oh Mann, wenn ich morgen hinfahre, werde ich erstmal das Instrument unten und oben aufmachen. Nicht, dass nochmal Mäuse ein Klavier ruinieren!
Lieben Gruß,
Mia
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.
Re: Herbstgedichte
Mia, deine Geschichte ist klasse...