George Carlin

[Ludmilla]

Hi, ich hab heute meinen Melancholischen und bin zufällig über diesen Thread gestolpert. Beim Lesen finde ich soviel, zu dem ich nur ja sagen kann - bei Diskussionen kann ich nie in Worten ausdrücken warum Tierschützer und Umweltschützer und Grüne und und und ... mir so suspekt sind. Die sind oft so rücksichtslos, richtig erbarmungslos. Mir ist der Fanatismus mit dem ein in den Pyrenäen angesiedeltes Braunbärenpaar verteidigt wird genau so unangenehm, wie jede andere fanatisch vertretene Weltaunschauung. Trotzdem bin ich dafür die Menschlichkeit nicht untergehen zu lassen um die wenige Zeit die wir auf der Erde verbringen füreinander angenehmer vergehen zu lassen. Ob die Menschheit untergeht wird sich mit der Zeit zeigen, wahrscheinlich ist es, viele andere Arten verschwinden auch.
Genauso wie wir jedes Jetzt mit einem geliebten Menschen geniessen sollten, weil niemand gewiss sein kann morgen dieselbe Möglichkeit zu haben, sollten wir auch alles Schöne geniessen das uns begegnet, wer weiss ob es morgen auch noch da ist.
Ich habe mal Bücher von Wolfgang Giegerich gelesen, da steht vieles darüber wie die Menschheit mit der Natur kooperiert und konkurriert und sie nach eigenem Bedarf zurechtstutzt. Ist zwar recht schwer zu lesen, aber schon empfehlenswert ('Die Atombombe als seelische Wirklichkeit Bd1' und 'Drachenkampf oder Initiation ins Nuklearzeitalter Bd2').
Muss ich mal wieder hervorkramen und lesen - aber jetzt besser nicht, kann auch ganz schön runterziehen.

[Nemesia]

Hallo Ludmilla, solche Tage kenne ich auch...

Ich finde es schön, dass Du hier mal Deine Meinung gesagt hast. Aber in einem Punkt kann ich Dir nicht so ganz zustimmen. Für Dich mag es so sein, das zweifel ich nicht an. Aber ich habe mit Umwelt-und Tierschützern andere Erfahrungen gemacht. Und dass sie vielen Menschen suspekt sind liegt vielleicht einfach an der Tatsache, dass da oft Menschen zu finden sind, die sich nicht einfach plattreden lassen.

Weißt Du, ich habe früher in einer kleinen Stadt gelebt, in der eine Firma Tierversuche gemacht hat. Natürlich heimlich, still und leise. Ich war damals in der Friedensinitiative aktiv und wir haben zusammen mit anderen (auch den Grünen) einige Aktionen durchgeführt, die nicht ganz unproblematisch waren. Aber wir konnten diese Tierquälerei beweisen und das hat dazu geführt, dass die Firma Ärger hoch drei bekommen hat und ihr Versuchslabor schließen musste. In unserem Grüppchen waren damals ganz verschiedene Leute. Aber die waren alle nicht fanatisch oder rücksichtslos.

Später war ich in Bonn bei der Gesellschaft für bedrohte Völker und bei amnesty international aktiv. Du kannst Dir nicht vorstellen, was in der Welt passiert, wovon wir Normalbürger garnichts mitkriegen. Alles wird schön vertuscht und das erzeugt Frust. Wenn da keiner was machen würde, dann wäre es sicherlich noch schlimmer.

Heute habe ich für diese Aktivitäten keine Zeit mehr, ich habe eine Familie, ich habe Kinder, ich habe den großen Garten. Aber ich kriege doch noch genug mit, mache noch bei Greenpeace und campact-Aktionen mit, weil ich meinen Kindern eine intakte Umwelt hinterlassen möchte.

Das ist der Grund warum ich auch hier im Forum manchmal diese Beiträge von irgendwelchen Umweltaktionen reinstelle. Ich weiß, dass die meisten das hier nicht lesen wollen, manchmal vielleicht auch die Augen verdrehen. Ich mache es trotzdem, denn wenn ich damit nur ein oder zwei Leute erreiche, dann ist es besser als garkeinen.

Weißt Du, im Internet passiert es schnell, dass man andere in eine Schublade steckt...Ich passe in keine Schublade Ich bin ein wirklich friedlicher Mensch, eher zurückhaltend und still (auch wenn ihr das hier nicht so merkt ) Und ich bin alles andere als fanatisch und erbarmungslos. Aber ich kann auch den Mund aufmachen und ungeahnte Kräfte mobilisieren wenn es brennt...

Deine Büchertipps klingen interessant, vielleicht lese ich das auch mal.

LG von Nemesia

[Ludmilla]

Hallo Nemesia, es fällt mir durch Deine Antwort erst auf, dass ich so allgemein geschrieben habe. Dabei habe ich überhaupt nicht an Leute aus diesem Forum gedacht, sondern an frühere Erfahrungen in der 'realen Welt' (hatte mit Ökomessen zu tun und da traf ich öfter auf Menschen die mir regelrecht Angst eingejagt haben) und an Foren zu anderen Gebieten, wo es oft so Reizthemen gibt bei denen alle seitenlang ihre unvereinbaren Meinungen breittreten und auf die eigentliche Frage gar nicht mehr eingegangen wird.
Also nochmals ganz deutlich, bei meinen Worten stand mir kein einziges Mitglied dieses Forums vor Augen und es soll sich darum auch keiner persönlich angesprochen fühlen.

Das ist der Grund warum ich auch hier im Forum manchmal diese Beiträge von irgendwelchen Umweltaktionen reinstelle.

Die sehe ich mir fast immer an, aber bei manchen habe ich ein ungutes Gefühl und darauf höre ich meist.
Trotzdem finde ich, dass die Menschen mit ihrer Missachtung des Lebens und ihrem Raubbau an der Umwelt nur sich selber die Lebensgrundlage entziehen und nicht die Erde zerstören, also mit dem Schutz der Umwelt nur sich selber nützen. Die Schöpfung oder wie immer man es nennen mag wird immer neue Formen finden, das Leben weitergehen zu lassen, auch wenn Menschen schon der Vergangenheit angehören. Und das finde ich in den Beiträgen einmal deutlich ausgedrückt und dem stimme ich zu.

Beim Gehen muss man immer das Gleichgewicht verlieren um einen Schritt zu tun, sonst kommt man nicht von der Stelle. Genau so ist eine im Gleichgewicht ruhende noch so gut erhaltene Umwelt ein totes Museum und nicht mehr lebendige Entwicklung.

[sniffer]

ich finde Thomas´ interpretation von "umweltschützer" schon etwas eng und vor allem nicht ganz richtig, denn: es gibt umweltzerstörer, umweltneutrale und umweltschützer. umweltzerstörer sind jene die um den eigenen wohlstand bedacht den lebensraum anderer zerstören, umweltneutrale sind jene die nichts nehmen und nichts geben, und umweltschützer sind jene die geben und dafür nichts nehmen, so viel zur theorie......
ich würde für die umweltverschmutzung jetzt am ehesten die umweltzerstörer verantwortlich machen, konzerne, bla bla

am leichtesten ist es wohl mit einem mathematischen beispiel zu erklären:

0 ist der ausgangspunkt, das nahezu perfekte system der natur
die umweltzerstörer sind nun jene, die zahlen von 0 subtrahieren
die umweltneutralen tun gar nichts
die umweltschützer addieren wiederum

so gesehen sind umweltschützer nur diejenigen die die zerstörung der umwelt wieder rückgängig machen.

das die welt das auch alleine schaffen könnte wenn wir weg wären oder aufhören würden zu verschmutzen ist mir klar, aber dann warum so lange warten bis die welt wieder sauber, also werde ich versuchen diesen zustand schneller rückgängig zu machen, auch wenn dieser schnelle rückgang nicht so effizient ist und vielleicht kleinere opfer fordert. hier ist jetzt natürlich egoismus dabei, aber diesen nehme ich mir als mensch und somit üblegenste rasse dieses planeten heraus.
das bezieht sich natürlich nicht auf die fanatischen leute die sich umweltschützer(schützt die bäume, rettet die wahle, findet nemo,...) schimpfen und hirnlos auf jeden losgehen der ihren vorstellungen wiederspricht, denn auch mir sind viele dieser leute suspekt. solche einzelaktionen sind im umweltschutz völlig unangebracht.

ich als bio gärtner sehe mich in der position des umweltneutralen, ich halte meinen garten im gleichgewicht, gebe ihm gleichviel wie ich ihm nehme, und kann somit im "einklang" mit der natur leben. relativ gesehen ist es sogar ein beitrag zum umweltschutz, denn wenn ich miene tomaten esse anstatt die aus spanien, hat das sicher eine weniger negative auswirkung auf die natur.

Wozu braucht die Natur ein Gleichgewicht? In dem Augenblick, in dem sich in einem System ein Gleichgewicht einstellt komt es zum Stillstand, aus dem es sich selber nicht mehr herausbewegen kann. Es bedarf dann einer "Störung" von aussen, damit es wieder in ein Ungleichgewicht gerät, nur so kann es wieder in Bewegung kommen.

das ist klingt erstens einmal so als benötige es die natur verschmutzt zu werden, und zweitens besteht das gleichgewicht der natur mehr oder weniger im ungleichgewicht, denn die verschiedenen rassen, ob tiere oder pflanzen, stehen im ständigen wettbewerb miteinander, denn es liegt anscheinend in jedem lebewesen verankert, zu versuchen die anderen zu übertrumpfen und somit steht die natur in ständigem wandel aber auch im gleichgewicht, weil es nie eine rasse schafft sich endgültig von den anderen abzusetzen, bis auf uns menschen, und wir sind es jetzt auch die dafür sorgen, das das ungleichgewicht immer größer wird, und früher oder später zum zusammenbruch und neustart führen würde. als menschen sollten wir aber an der existenz unserer rasse interessiert sein und daher schutzmaßnahmen ergreifen und dem ungleichgewicht entgegenwirken und versuchen uns in die umwelt einzubauen.



soviel zu meiner meinung
Grüße
Flo

[Carolyn]

Hi, ich hab heute meinen Melancholischen und bin zufällig über diesen Thread gestolpert. Beim Lesen finde ich soviel, zu dem ich nur ja sagen kann - bei Diskussionen kann ich nie in Worten ausdrücken warum Tierschützer und Umweltschützer und Grüne und und und ... mir so suspekt sind. Die sind oft so rücksichtslos, richtig erbarmungslos. Mir ist der Fanatismus ... genau so unangenehm, wie jede andere fanatisch vertretene Weltanschauung.

Rücksichtslosigkeit und Fanatismus sind mir nicht nur bei sog. (!) Umweltschützern ein Gräuel. Diejenigen, die sich den Umweltschutz medienwirksam auf die Fahnen schreiben, verschmutzen die Umwelt oft genug mit ihren Worten. Denn Umwelt ist für mich nicht nur Natur, nicht nur Fauna und Flora, zu meiner Umwelt gehören auch die Menschen, gehören empfindsame Seelen, die ich nicht verletzen möchte. Mein Verständnis von Umweltschutz bezieht zwischenmenschliche Beziehungen mit ein. Und wer auf Menschen herumtrampelt nimmt auch auf anderes wenig Rücksicht (ausser aus kurzsichtig egoistischen Gründen).

Ich bin kein Umweltschützer. Ich bin mir mittlerweile auch ziemlich sicher, dass ich für dieses Forum hier nicht "bio" genug bin bzw. in einer anderen Art "bio" bin. Ich bin ein Mensch, der versucht, so viele Aspekte und Argumente als möglich in seiner Lebensweise zu berücksichtigen. Langfristiges und vernetztes Denken ist IMO dafür unumgänglich. Auf meine Umwelt keine Rücksicht zu nehmen ist für mich schlichtweg Dummheit. Genauso wie es für mich Dummheit ist, wegen Kleinigkeiten zu streiten oder über der "großen weiten Welt" die kleine alltägliche zu vergessen. Einem Aspekt - wie z.B. dem Umweltschutz - eine übermächtige Stellung einzuräumen ist dabei nicht mein Ding, es wäre nicht ausgewogen. Ich bin definitiv zu sehr Waage, um nur eine Seite zu sehen.

Natürlich bin ich egoistisch. Jedes menschliche Handeln ist letztendlich egoistisch. Man will selber in einer gesunden Umwelt leben, man will keine Bilder von hungernden oder misshandelten Kindern im Fernsehen sehen müssen, man will ein gutes Gewissen haben und einen Sinn im Leben finden (...). Egoismus ist nichts Schlechtes - wenn er nicht mit Dummheit und Kurzsichtigkeit gepaart ist.

Das Gleichgewicht in der Natur - nennt es nicht Gleichgewicht sondern Ausgewogenheit. Stillstand ist unnatürlich, denn selbst im Tod liegt neues Leben ("und wenn das Getreidekorn nicht in die Erde fällt und stirbt bleibt es allein"). Im gärtnerischen Alltag: Eine "tote" Pflanze wird auf den Komposthaufen gelegt und wird zum Dünger für die nächste Generation. Die Natur im Kleinen ist nie im Gleichgewicht, deswegen ist sie es im Großen immer. Und im ganz Großen ist auch die Umweltverschmutzung etwas, mit dem die Natur auf (sehr) lange Sicht zurechtkommen wird. Auf längere Sicht, als sich der Mensch leisten kann.

Und bevor ich jetzt allzu philosophisch werde nur noch der Link zu einem Lied(text), der meine Empfindungen dazu exakt ausdrückt: http://www.reinhard-mey.de/index.php?id ... ack&w=1280

[Nemesia]

Denn Umwelt ist für mich nicht nur Natur, nicht nur Fauna und Flora, zu meiner Umwelt gehören auch die Menschen, gehören empfindsame Seelen, die ich nicht verletzen möchte. Mein Verständnis von Umweltschutz bezieht zwischenmenschliche Beziehungen mit ein.

Das sehe ich genauso wie Du Denn das Zwischenmenschliche wird in der heutigen Zeit leider viel zu oft vernachlässigt.

Einem Aspekt - wie z.B. dem Umweltschutz - eine übermächtige Stellung einzuräumen ist dabei nicht mein Ding, es wäre nicht ausgewogen. Ich bin definitiv zu sehr Waage, um nur eine Seite zu sehen.

Ich räume dem Umweltschutz auch keine übermächtige Stellung ein Aber er hat seinen festen Platz in meinem Leben, allein schon meiner und anderer Menschen Kinder wegen, denen ich eine einigermaßen intakte Natur hinterlassen möchte. Mir ist auch wichtig meine Kinder (beide übrigens Waage ) für den behutsamen Umgang mit der Natur, zu der auch Menschen und Tiere gehören zu sensibilisieren. Bisher ist es mir gelungen . Beide (11 und 21) haben ein sehr feines Gespür für andere Menschen, vor allem auch für die Sorgen ihrer Freunde. Sie gehören zu denen, die in den Schulen und bei der Arbeit nicht über andere herziehen oder andere durch böse Worte verletzen. So wie sie gelernt haben die Natur zu achten, so achten sie auch Menschen und Tiere.

Fanatismus und Rücksichtslosigkeit , in welcher Form auch immer, bringen das gute Anliegen des Umweltschutzes in Mißkredit.

LG von Nemesia

[Carolyn]

Fanatismus und Rücksichtslosigkeit , in welcher Form auch immer, bringen das gute Anliegen des Umweltschutzes in Mißkredit.

Ganz genau! Und nicht nur das des Umweltschutzes.

Nur zur Sicherheit: Mein Text zum Thema "sog. Umweltschützer" usw. war nicht auf irgendjemanden hier im Forum bezogen. Ich kenne euch viel zu wenig um mir da eine Meinung erlauben zu können. Und den Ausdruck "bio" mag ich nicht sonderlich, weil er so formlos und ausgelutscht ist. Er wird und wurde viel zu oft mißbraucht.

Das Zwischenmenschliche zu vernachlässigen könnte ich mir gar nicht leisten. Zum einen hätte ich wesentlich mehr Probleme im Beruf, da mein Arbeitsstil auf guter Kommunikation und persönlichen Beziehungen aufbaut, zum anderen ginge ich dabei ein wie eine Pflanze ohne Dünger. Ich bin da sehr sensibel. Hochsensibel um genau zu sein.

[Cerifera]

Zum Thema Braunbärenpaar fällt mir grad ein:
Bruno hätte ein Eisbär werden sollen

[unermüdlich]

Nemesia,jetzt sage noch einmal Du wirst mit Deinen Beiträgen belächelt.

Auch wenn ich persönlich nichts mit "Umweltschützer" am Hut habe,so finde ich es aber
gut das es solche Leute gibt die sich dafür einsetzen.
Durch Nemesia lernt man auch die guten Umweltschützer kennen
Denn genau wie Carolyn und Ludmilla schreiben,gibt es zuviele der anderen Sorte und viel zu viele
sind sich selbst der nächste.
Für mich reicht es schon,wenn ich in der Familie und auf meinen kleinen Balkon >Umweltschutz>
ausübe und natürlich im Freundes und Bekanntenkreis.
An die ganz großen die nur auf Profit aus sind kommt eh niemand ran.
Selbst Greenpeace und Co können nur kleine Schritte machen und erreichen auch oft ihr Ziel,
aber gegen die ganz GROßen erreichen sie auch nichts.
Wir können nur hoffen und beten das die einzelnen Regierungsländer rechtzeitig wach werden
und solchen leuten Einhalt Einhalt bieten.

Gruß
unermüdlich

[Nordwind]

Durch Nemesia lernt man auch die guten Umweltschützer kennen

Hallöchen
Nemesia ich lese Deine Umweltbeiträge gerne und mache bei den Aktionen mit Du stehst damit nicht alleine. Finds auch prima, dass es Menschen wie Dich gibt. Mach weiter so

Gruß
Sebastian

[Nemesia]

Danke ihr zwei

[Carolyn]

Gestern habe ich beim Durchzappen eine Sendung in 3sat gefunden, "Peter Voß fragt...", bei der ich hängengeblieben bin (und das obwohl ich Talkshows nicht leiden kann). Dieser Hansjörg Küster (es lebe die Programmzeitschrift ) war ein Umweltschützer (?) nach meinem Geschmack! Biologe, aber immer auch die anderen Anforderungen im Blick. Versucht z.B. Umweltschutz, Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Industrie unter einen Hut zu bringen. Von der Sorte könnte es für meinen Geschmack gerne mehr geben, auch in der Politik. Und allem Anschein nach wirklich ein heller Kopf.