Mia hat geschrieben:
Bei Deinem kleinen Bruder denk ich dann, dass er es vielleicht, ohne dass es von den Eltern bemerkt wurde, schwerer hatte. Ich meine, dass er sich die allerkleinste Winzameise als Partner aussuchte, zeigt schon mal, wie klein er sich fühlte. Dass es außerdem ein - beissendes - Insekt war, von dem man nicht viele Gefühle erwarten kann, beleuchtet auch eine gewisse Armut: er hatte nichts kuscheliges, dem er sich innerlich zuwenden konnte.
Nur die durchsetzungsfähigen, frechen Ziegen...
Ich denk, Dein kleiner Bruder hat schon früh heftig an irgendwas zu knacken gehabt, so dass er sich später durch Draufhauen wehren musste.
Aber das Gute ist ja, dass wir nicht so bleiben müssen, wie wir angefangen haben.
Dem Menschen ist es ja immanent, zu lernen und sich wandeln zu können.
Hmmmm.... ein Teil kann stimmen.
Aber ich glaub, das muss ich etwas erläutern. An die Ziegen klammerte er sich im Alter von 3 Jahren. Die Ameise kam etwas später.
Meine Eltern mussten schon immer viel arbeiten, damit wir finanziell über die Runden kamen. Meine Mutter hat Nachtschicht bei der Post gearbeitet, Vater Tagschicht bei der Bundesbahn als Lokrangierführer. Leider hatten meine Eltern Schulden in ihre Beziehung gebracht. Die mussten bezahlt werden.
Meine Eltern waren aber immer sehr liebevoll und schwer bemüht, uns alles zu geben, was wir brauchen. Mein erster Bruder und ich wurden aber strenger erzogen wie der Jüngste. Der war immer unser Nesthäkchen und bekam Geschenke, ohne schulische Leistung oder so erbringen zu müssen. Mein erster Bruder und ich haben Geschenke nur zum Geburtstag und Weihnachten bekommen und wenn wir besondere schulische Leistungen brachten.
Der Jüngste bekam alles immer nur so. Ob Playstation, Sega, Fahrrad, Inliner und so weiter.
Aber eifersüchtig waren wir nie! Wir lieben unseren Jüngsten. Vielleicht auch besonders deswegen, weil wir ihn zweimal fast verloren hätten. Als Säugling hatte er zweimal(!) den plötzlichen Kindstod! Einmal musste er wieder belebt werden. Jedes Mal waren es ich und mein Bruder, die die unregelmäßige Atmung feststellten und die Eltern alarmierten. Glücklicherweise war unsere Nachbarin Krankenschwester. Meine Eltern (Mutter damals 24 und Papa 26) sind daran schwer gealtert!
Wir haben den Kleinen immer sehr geliebt. Aber vielleicht war das auch ein Problem.
Mehr Probleme hatte eher unser Mittlerer. Er kam mit einem Herzklappenfehler auf die Welt. Die ersten 2Jahre seines Lebens verbrachte er fast nur im Krankenhaus. Immer voll gestopft mit Medikamenten. Dadurch ist er recht klein geblieben und eher schmächtig. Durfte keinen Sport treiben. Und das war Grund für Mitschüler oder im Kindergarten und Nachbarschaft, ihn schwer zu hänseln. Worunter er schwer gelitten hat.
Was für unseren Jüngsten eher mal ein Problem geworden sein könnte (und er sich deshalb später so entwickelt hat, mit diesen blöden Spielen), war wohl der Zeitpunkt, als meine Eltern in der Gastronomie anfingen. Vor zehn Jahren. Zunächst mein Vater mit kellnern. Dann meine Mutter. Um das Geld eben aufzubessern.
Dann wurden wir selbständig. Zu diesem Zeitpunkt war der Jüngste 12. Gefährliches Alter! Das war denke ich eher das Problem!
Aber glücklicherweise haben wir ihn weitestgehend im Griff behalten. Ich interessiere mich selbst für Psychologie und die emotionale Entwicklung eines Menschen. So konnte ich zu Hause ein klein wenig auf Hobbypsychologin machen und meine Eltern auf Dinge hinweisen, die ihnen nicht auffielen.
Mia hat geschrieben:
Es geht aber noch weiter:
Ich finde es so tröstlich, dass selbst die neusten Genetikforschungen ergeben haben: Niemand ist Sklave seiner Gene! Je nachdem, wie unser Bewusstsein ist, nutzen wir die einen vorhandenen Gene mehr und die anderen weniger.
Wenn es gut geht, bauen wir Positives aus, und Negatives wird dabei kleiner und mehr zurückgedrängt.
Stimmt - niemand ist Sklave seiner Gene. Aber es gibt auch sehr viele Menschen, die eben das als Entschuldigung nehmen und sich ihrem "Schicksal" beugen. Etwas gegen sein "Schicksal" zu unternehmen bedeutet aus seiner Komfortzone heraus zu kommen und zu arbeiten. Und es gibt leider viele Menschen, die zu bequem, faul oder sonstwas dazu sind.