Geschichten und Gedichte
- Carolyn
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Geschichten und Gedichte
Auf Anregung von Nemesia also ein eigener Thread ohne Youtube. Da findet dann auch Novalis seinen Platz.
Für den Anfang nochmal die Geschichte aus dem Thread "Sinnlose Sammlungen".
Ein Baum erzählt
Als ich noch klein war, merkte ich nichts. Aber als ich heranwuchs und mich selbst betrachtete, fiel mir der Unterschied auf. Ich war klein, knorrig, krumm und ein wenig verwachsen. Die anderen Bäume, die ich sehen konnte, waren dagegen prächtig: machtvolle Buchen mit ihrer riesigen Krone, hohe schlanke Tannen und Bergahorn, der im Herbst herrlich gelb leuchtete. Ich stehe, müsst ihr wissen, an einer Felswand auf einem schmalen Vorsprung und habe meine Wurzeln in das bisschen Erde und in die Felsritzen gekrallt.
Ich träumte davon groß und schön zu werden; meine Krone sollte sich im Wind wiegen, der Regen meine Blätter streicheln und die Sonne wieder trocknen. Aber ich blieb klein. Der Wind fegte durch meine Äste, wenn er auf die Felswand zu blies, und die Sonne wärmte mich nur bis Mittag, bevor sie hinter der Felswand verschwand, um nur noch die Bäume im Tal und an der gegenüberliegenden Felswand zu bescheinen.
Warum musste ich gerade hier stehen? Aus dem bisschen Erde konnte ich nicht genug Kraft schöpfen, um heranzuwachsen und all meine Schönheit, die doch in mir steckt, zu entfalten. Ich war unzufrieden mit meinem Schicksal. Warum musste ich so sein und so werden?
Eines Tages, an einem schönen Vorfrühlingsmorgen, als die Erde vom Tal zu mir herauf duftete, die Singdrosseln ihr Lied begannen und mich die allerersten Sonnenstrahlen küssten, durchrieselte es mich warm und wohlig. Was für eine herrliche Aussicht! So weit wie ich konnte kaum ein Baum im Tal in die Ferne sehen. Die Felswand hinter mir beschützt mich vor der eisigen Kälte, die vom Gletscher herunterweht.
Von diesem Tag an begann ich nachzudenken und langsam wurde mir klar: Ich bin so wie ich bin etwas ganz Besonderes. Meine Besonderheit ist mein krummer Stamm, sind meine knorrigen Wurzeln, meine kurzen, kräftigen Äste. Ich passe hier an meinen Platz und bin etwas wert. Ich muss nur die Augen aufmachen und mich richtig ansehen. Die anderen Bäume, die Tannen am Hang gegenüber und die Buchen im Tal haben ihre Schönheit und sind richtig an ihrem Platz wo sie stehen. Aber auch ich habe meinen Platz und stehe richtig auf meinem Felsvorsprung.
Warum hat es nur so lange gedauert, bis ich das erkannt habe?
Autor unbekannt
Für den Anfang nochmal die Geschichte aus dem Thread "Sinnlose Sammlungen".
Ein Baum erzählt
Als ich noch klein war, merkte ich nichts. Aber als ich heranwuchs und mich selbst betrachtete, fiel mir der Unterschied auf. Ich war klein, knorrig, krumm und ein wenig verwachsen. Die anderen Bäume, die ich sehen konnte, waren dagegen prächtig: machtvolle Buchen mit ihrer riesigen Krone, hohe schlanke Tannen und Bergahorn, der im Herbst herrlich gelb leuchtete. Ich stehe, müsst ihr wissen, an einer Felswand auf einem schmalen Vorsprung und habe meine Wurzeln in das bisschen Erde und in die Felsritzen gekrallt.
Ich träumte davon groß und schön zu werden; meine Krone sollte sich im Wind wiegen, der Regen meine Blätter streicheln und die Sonne wieder trocknen. Aber ich blieb klein. Der Wind fegte durch meine Äste, wenn er auf die Felswand zu blies, und die Sonne wärmte mich nur bis Mittag, bevor sie hinter der Felswand verschwand, um nur noch die Bäume im Tal und an der gegenüberliegenden Felswand zu bescheinen.
Warum musste ich gerade hier stehen? Aus dem bisschen Erde konnte ich nicht genug Kraft schöpfen, um heranzuwachsen und all meine Schönheit, die doch in mir steckt, zu entfalten. Ich war unzufrieden mit meinem Schicksal. Warum musste ich so sein und so werden?
Eines Tages, an einem schönen Vorfrühlingsmorgen, als die Erde vom Tal zu mir herauf duftete, die Singdrosseln ihr Lied begannen und mich die allerersten Sonnenstrahlen küssten, durchrieselte es mich warm und wohlig. Was für eine herrliche Aussicht! So weit wie ich konnte kaum ein Baum im Tal in die Ferne sehen. Die Felswand hinter mir beschützt mich vor der eisigen Kälte, die vom Gletscher herunterweht.
Von diesem Tag an begann ich nachzudenken und langsam wurde mir klar: Ich bin so wie ich bin etwas ganz Besonderes. Meine Besonderheit ist mein krummer Stamm, sind meine knorrigen Wurzeln, meine kurzen, kräftigen Äste. Ich passe hier an meinen Platz und bin etwas wert. Ich muss nur die Augen aufmachen und mich richtig ansehen. Die anderen Bäume, die Tannen am Hang gegenüber und die Buchen im Tal haben ihre Schönheit und sind richtig an ihrem Platz wo sie stehen. Aber auch ich habe meinen Platz und stehe richtig auf meinem Felsvorsprung.
Warum hat es nur so lange gedauert, bis ich das erkannt habe?
Autor unbekannt
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)
NOVALIS - WER SCHMETTERLINGE LACHEN HÖRT
Danke Carolyn..
NOVALIS
Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiss, wie Wolken schmecken,
der wird im Mondschein
ungestört von Furcht,
die Nacht entdecken....
Der wird zur Pflanze, wenn er will,
zum Tier, zum Narr, zum Weisen,
und kann in einer Stunde
durchs ganze Weltall reisen....
Er weiss, dass er nichts weiss,
wie alle andern auch nichts wissen,
nur weiss er was die anderen
und er noch lernen müssen.
Wer in sich fremde Ufer spürt,
und Mut hat sich zu recken,
der wird allmählich ungestört,
von Furcht sich selbst entdecken....
Abwärts zu den Gipfeln
seiner selbst blickt er hinauf,
den Kampf mit seiner Unterwelt,
nimmt er gelassen auf....
Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiss wie Wolken schmecken,
der wird im Mondschein,
ungestört von Furcht,
die Nacht entdecken.
Der mit sich selbst in Frieden lebt,
der wird genauso sterben,
und ist selbst dann lebendiger,
als alle seine Erben.
NOVALIS
Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiss, wie Wolken schmecken,
der wird im Mondschein
ungestört von Furcht,
die Nacht entdecken....
Der wird zur Pflanze, wenn er will,
zum Tier, zum Narr, zum Weisen,
und kann in einer Stunde
durchs ganze Weltall reisen....
Er weiss, dass er nichts weiss,
wie alle andern auch nichts wissen,
nur weiss er was die anderen
und er noch lernen müssen.
Wer in sich fremde Ufer spürt,
und Mut hat sich zu recken,
der wird allmählich ungestört,
von Furcht sich selbst entdecken....
Abwärts zu den Gipfeln
seiner selbst blickt er hinauf,
den Kampf mit seiner Unterwelt,
nimmt er gelassen auf....
Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiss wie Wolken schmecken,
der wird im Mondschein,
ungestört von Furcht,
die Nacht entdecken.
Der mit sich selbst in Frieden lebt,
der wird genauso sterben,
und ist selbst dann lebendiger,
als alle seine Erben.
Zuletzt geändert von Nemesia am Fr Aug 14, 2009 08:52, insgesamt 1-mal geändert.
SOMEWHERE OVER THE RAINBOW
Text von "Somewhere over the rainbow" von Jason Castro
Irgendwo hinter dem Regenbogen, hoch über uns gibt es ein Land, von dem ich in einem Wiegenlied erfuhr.
Irgendwo hinter dem Regenbogen, ist der Himmel blau und die Träume, die du dich zu träumen wagst, gehen in Erfüllung.
Eines Tages werde ich mich auf einen Stern wünschen und erwachen, wo die Wolken weit hinter mir liegen.
Dort zerplatzen Sorgen wie Regentropfen.
Weit weg von den Spitzen der Schornsteine - dort werdet ihr mich finden.
Irgendwo hinter dem Regenbogen fliegen Vögel.
Wenn Vögel über dem Regenbogen fliegen, warum denn, oh warum, kann ich es nicht???????
Wenn glückliche kleine Vögel über dem Regenbogen fliegen, warum, oh warum kann ich es nicht?????
Irgendwo hinter dem Regenbogen, hoch über uns gibt es ein Land, von dem ich in einem Wiegenlied erfuhr.
Irgendwo hinter dem Regenbogen, ist der Himmel blau und die Träume, die du dich zu träumen wagst, gehen in Erfüllung.
Eines Tages werde ich mich auf einen Stern wünschen und erwachen, wo die Wolken weit hinter mir liegen.
Dort zerplatzen Sorgen wie Regentropfen.
Weit weg von den Spitzen der Schornsteine - dort werdet ihr mich finden.
Irgendwo hinter dem Regenbogen fliegen Vögel.
Wenn Vögel über dem Regenbogen fliegen, warum denn, oh warum, kann ich es nicht???????
Wenn glückliche kleine Vögel über dem Regenbogen fliegen, warum, oh warum kann ich es nicht?????
Zuletzt geändert von Nemesia am Fr Aug 14, 2009 08:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Geschichten und Gedichte
Das ist soooooooooo schön, alles.
Kann im moment nicht mehr, komm ein andermal wieder.
Kann im moment nicht mehr, komm ein andermal wieder.
Lieben Gruß Heike
Re: Geschichten und Gedichte
Ein junger Witwer, der seinen fünfjährigen Sohn über alles liebte, war geschäftlich auf Reisen, als Banditen sein Dorf niederbrannten und seinen Sohn entführten.
Nach Hause zurückgekehrt, fand der Mann nur noch die Ruinen vor und geriet in Panik. In einem verkohlten Kinderleichnam glaubte er seinen Sohn zu erkennen und die Verzweiflung übermannte ihn.
Er ließ das tote Kind verbrennen und sammelte die Asche in einer wunderschönen Urne.
Ob er arbeitete, schlief oder aß, fortan hatte er immer die Urne bei sich.
Eines Tages gelang es seinem richtigen Sohn, sich zu befreien und nach Hause zurückzukehren. Er erreichte das neu aufgebaute Haus seines Vaters in der Nacht und klopfte an die Tür. Drinnen war der junge Vater immernoch mit seiner Trauer beschäftigt.
Er fragte:"Wer bist du?" Und das Kind antwortete:"Ich bin`s Vater. Öffne die Tür, hier ist dein Sohn."
In seinem aufgewühlten Zustand glaubte der Vater, irgendein ungezogenes Kind mache sich lustig über ihn, und er schrie, das Kind solle verschwinden und ließ sich wieder in seine Trauer fallen.
Der Junge klopfte wieder und wieder, doch sein Vater ließ ihn nicht herein. Nach einiger Zeit gab der Junge auf und verließ seines Vaters Haus.
Vater und Sohn haben sich nie wieder gesehen.
Zu manchen Zeiten, an manchen Orten glaubst du, etwas sei wahr. Wenn du zu sehr daran festhälst, wirst du, wenn die wirkliche Wahrheit an deine Tür klopft, nicht öffnen.
BUDDHA
Nach Hause zurückgekehrt, fand der Mann nur noch die Ruinen vor und geriet in Panik. In einem verkohlten Kinderleichnam glaubte er seinen Sohn zu erkennen und die Verzweiflung übermannte ihn.
Er ließ das tote Kind verbrennen und sammelte die Asche in einer wunderschönen Urne.
Ob er arbeitete, schlief oder aß, fortan hatte er immer die Urne bei sich.
Eines Tages gelang es seinem richtigen Sohn, sich zu befreien und nach Hause zurückzukehren. Er erreichte das neu aufgebaute Haus seines Vaters in der Nacht und klopfte an die Tür. Drinnen war der junge Vater immernoch mit seiner Trauer beschäftigt.
Er fragte:"Wer bist du?" Und das Kind antwortete:"Ich bin`s Vater. Öffne die Tür, hier ist dein Sohn."
In seinem aufgewühlten Zustand glaubte der Vater, irgendein ungezogenes Kind mache sich lustig über ihn, und er schrie, das Kind solle verschwinden und ließ sich wieder in seine Trauer fallen.
Der Junge klopfte wieder und wieder, doch sein Vater ließ ihn nicht herein. Nach einiger Zeit gab der Junge auf und verließ seines Vaters Haus.
Vater und Sohn haben sich nie wieder gesehen.
Zu manchen Zeiten, an manchen Orten glaubst du, etwas sei wahr. Wenn du zu sehr daran festhälst, wirst du, wenn die wirkliche Wahrheit an deine Tür klopft, nicht öffnen.
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Re: Geschichten und Gedichte
FLÜCHTLINGSGESPRÄCHE
Der Pass ist der edelste Teil von einem Menschen.
Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustande wie ein Mensch.
Ein Mensch kann überall zustande kommen, auf die leichtsinnigste Art und Weise
und ohne gescheiten Grund.........aber ein Pass niemals!!!!
Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist,
während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird!
Berthold Brecht
Der Pass ist der edelste Teil von einem Menschen.
Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustande wie ein Mensch.
Ein Mensch kann überall zustande kommen, auf die leichtsinnigste Art und Weise
und ohne gescheiten Grund.........aber ein Pass niemals!!!!
Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist,
während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird!
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Re: Geschichten und Gedichte
Es wird erzählt, dass alle Gefühle und Qualitäten der Menschen ein Treffen hatten........
...Als die Langeweile zum dritten Mal gähnte, schlug der Wahnsinn, wie immer sehr gewitzt, vor: "Lasst uns Verstecken spielen!"
Die Intrige hob die Augenbraue, und die Neugierde konnte sich nicht mehr zurückhalten und fragte: "Verstecken? Was ist das?". "Das ist ein Spiel", sagte der Wahnsinn: "Ich verstecke mein Gesicht und fange an zu zählen, von eins bis eine Million. Inzwischen versteckt ihr euch. Wenn ich das Zählen beendet habe, wird der erste von euch, den ich finde meinen Platz einnehmen um das Spiel danach fortzusetzen."
Die Begeisterung und Euphorie tanzten vor Freude. Die Freude machten so viele Sprünge, dass die den letzten Schritt tat um den Zweifel zu überzeugen und sogar die Gleichgültigkeit, die sonst keine Interessen hatte, machte mit. Aber nicht alle wollten teilnehmen: Die Wahrheit bevorzugte es sich nicht zu verstecken, wozu? Zum Schluss würde man sie immer entdecken und der Stolz meinte, dass es ein dummes Spiel wäre (im Grunde ärgerte er sich, dass die Idee nicht von ihm kam) und die Feigheit zog vor, nichts zu riskieren.
"Eins...,zwei...,drei...,vier...", der Wahnsinn begann zu zählen. Als erste versteckte sich die Trägheit, die sich wie immer hinter den ersten Stein fallen ließ. Der Glaube stieg zum Himmel empor und die Eifersucht versteckte sich hinter dem Schatten des Triumphes, der es aus eigener Kraft geschafft hatte, bis zur höchsten Baumkrone zu gelangen. Die Großzügigkeit schaffte es kaum sich zu verstecke, das sie bei allen Verstecken, die sie ausfindig machte, glaubte, ein wunderbares Versteck für einen ihrer Freunde gefunden zu haben. Ein kristallklarer See... ideal für die Schönheit. Der Spalt eines Baumes... ideal für die Angst. Der Flug eines Schmetterlings... das Beste für die Wolllust. Ein Windstoss... großartig für die Freiheit und sie versteckte sich auf einen Sonnenstrahl. Der Egoismus dagegen fand von Anfang an einen sehr guten Ort, luftig, gemütlich... aber nur für ihn allein. Die Lüge versteckte sich im Meeresgrund (stimmt nicht, in Wirklichkeit versteckte sie sich hinter dem Regenbogen). Die Leidenschaft und das Verlangen versteckten sich im Zentrum des Vulkans. Die Vergesslichkeit ... ich hab vergessen wo sie sich versteckte, aber das ist nicht so wichtig. Als der Wahnsinn 999.999 zählte, hatte die Liebe noch kein Versteck gefunden. Alle Plätze schienen besetzt zu sein.... bis sie den Rosenstrauch erblickte und sich gerührt entschloss, sich in der Blüte zu verstecken.
"Eine Million! zählte der Wahnsinn und begann zu suchen.
Die erste, die entdeckt wurde, war die Trägheit, nur drei Schritte vom ersten Stein entfernt. Danach hörte man den Glauben, der mit Gott im Himmel über Theologie diskutierte. Die Leidenschaft und das Verlangen hörte man im Vulkan vibrieren. In einem unachtsamen Moment fand er die Eifersucht und so natürlich auch den Triumph. Den Egoismus brauchte er gar nicht zu suchen, ganz allein kam er aus seinem Versteck, das sich als Bienennest herausstellte. Vom vielen Laufen empfand der Wahnsinn Durst und als er sich dem See näherte, entdeckte er die Schönheit. Mit dem Zweifel war es noch einfacher, er fand ihn auf dem Zaun sitzend, da dieser sich nicht entscheiden konnte, auf welcher Seite er sich verstecken sollte. So fand er einen nach dem anderen. Das Talent hinter dem frischen Gras, die Angst in einer dunklen Höhle, die Lüge hinter dem Regenbogen -stimmt nicht- sie war im Seegrund und sogar die Vergesslichkeit die schon wieder vergessen hatte, dass sie verstecken spielte.
Nur die Liebe tauchte nirgendwo auf. Der Wahnsinn suchte hinter jedem Baum, in jedem Bach dieses Planeten, auf jedem Berg und als er schon aufgeben wollte, erblickte er die Rosen. Mit einem Stöckchen fing er an die Zweige zu bewege, als auf einmal ein schmerzlicher Schrei aufkam. Die Dornen hatten der Liebe die Augen ausgestochen.
Der Wahnsinn war hilflos und wusste nicht, wie er seine Tat wieder gut machen sollte. Er weinte, entschuldigte sich bei ihr und versprach der Liebe, für immer ihr Begleiter zu sein.
Seit dieser Zeit, seitdem das erste Mal auf Erden Verstecken gespielt wurde, ist die Liebe blind und der Wahnsinn ihr Begleiter.
(leider ohne Autorenangabe)
...Als die Langeweile zum dritten Mal gähnte, schlug der Wahnsinn, wie immer sehr gewitzt, vor: "Lasst uns Verstecken spielen!"
Die Intrige hob die Augenbraue, und die Neugierde konnte sich nicht mehr zurückhalten und fragte: "Verstecken? Was ist das?". "Das ist ein Spiel", sagte der Wahnsinn: "Ich verstecke mein Gesicht und fange an zu zählen, von eins bis eine Million. Inzwischen versteckt ihr euch. Wenn ich das Zählen beendet habe, wird der erste von euch, den ich finde meinen Platz einnehmen um das Spiel danach fortzusetzen."
Die Begeisterung und Euphorie tanzten vor Freude. Die Freude machten so viele Sprünge, dass die den letzten Schritt tat um den Zweifel zu überzeugen und sogar die Gleichgültigkeit, die sonst keine Interessen hatte, machte mit. Aber nicht alle wollten teilnehmen: Die Wahrheit bevorzugte es sich nicht zu verstecken, wozu? Zum Schluss würde man sie immer entdecken und der Stolz meinte, dass es ein dummes Spiel wäre (im Grunde ärgerte er sich, dass die Idee nicht von ihm kam) und die Feigheit zog vor, nichts zu riskieren.
"Eins...,zwei...,drei...,vier...", der Wahnsinn begann zu zählen. Als erste versteckte sich die Trägheit, die sich wie immer hinter den ersten Stein fallen ließ. Der Glaube stieg zum Himmel empor und die Eifersucht versteckte sich hinter dem Schatten des Triumphes, der es aus eigener Kraft geschafft hatte, bis zur höchsten Baumkrone zu gelangen. Die Großzügigkeit schaffte es kaum sich zu verstecke, das sie bei allen Verstecken, die sie ausfindig machte, glaubte, ein wunderbares Versteck für einen ihrer Freunde gefunden zu haben. Ein kristallklarer See... ideal für die Schönheit. Der Spalt eines Baumes... ideal für die Angst. Der Flug eines Schmetterlings... das Beste für die Wolllust. Ein Windstoss... großartig für die Freiheit und sie versteckte sich auf einen Sonnenstrahl. Der Egoismus dagegen fand von Anfang an einen sehr guten Ort, luftig, gemütlich... aber nur für ihn allein. Die Lüge versteckte sich im Meeresgrund (stimmt nicht, in Wirklichkeit versteckte sie sich hinter dem Regenbogen). Die Leidenschaft und das Verlangen versteckten sich im Zentrum des Vulkans. Die Vergesslichkeit ... ich hab vergessen wo sie sich versteckte, aber das ist nicht so wichtig. Als der Wahnsinn 999.999 zählte, hatte die Liebe noch kein Versteck gefunden. Alle Plätze schienen besetzt zu sein.... bis sie den Rosenstrauch erblickte und sich gerührt entschloss, sich in der Blüte zu verstecken.
"Eine Million! zählte der Wahnsinn und begann zu suchen.
Die erste, die entdeckt wurde, war die Trägheit, nur drei Schritte vom ersten Stein entfernt. Danach hörte man den Glauben, der mit Gott im Himmel über Theologie diskutierte. Die Leidenschaft und das Verlangen hörte man im Vulkan vibrieren. In einem unachtsamen Moment fand er die Eifersucht und so natürlich auch den Triumph. Den Egoismus brauchte er gar nicht zu suchen, ganz allein kam er aus seinem Versteck, das sich als Bienennest herausstellte. Vom vielen Laufen empfand der Wahnsinn Durst und als er sich dem See näherte, entdeckte er die Schönheit. Mit dem Zweifel war es noch einfacher, er fand ihn auf dem Zaun sitzend, da dieser sich nicht entscheiden konnte, auf welcher Seite er sich verstecken sollte. So fand er einen nach dem anderen. Das Talent hinter dem frischen Gras, die Angst in einer dunklen Höhle, die Lüge hinter dem Regenbogen -stimmt nicht- sie war im Seegrund und sogar die Vergesslichkeit die schon wieder vergessen hatte, dass sie verstecken spielte.
Nur die Liebe tauchte nirgendwo auf. Der Wahnsinn suchte hinter jedem Baum, in jedem Bach dieses Planeten, auf jedem Berg und als er schon aufgeben wollte, erblickte er die Rosen. Mit einem Stöckchen fing er an die Zweige zu bewege, als auf einmal ein schmerzlicher Schrei aufkam. Die Dornen hatten der Liebe die Augen ausgestochen.
Der Wahnsinn war hilflos und wusste nicht, wie er seine Tat wieder gut machen sollte. Er weinte, entschuldigte sich bei ihr und versprach der Liebe, für immer ihr Begleiter zu sein.
Seit dieser Zeit, seitdem das erste Mal auf Erden Verstecken gespielt wurde, ist die Liebe blind und der Wahnsinn ihr Begleiter.
(leider ohne Autorenangabe)
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)
Re: Geschichten und Gedichte
Carolyn...das ist eine tolle Geschichte....
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Re: Geschichten und Gedichte
Wenn mein Forenanbieter endlich wieder online ist ("Systemstörung - Wartungsarbeiten" seit einigen Tagen ), dann gibt es mehr. Hab da durchaus einiges an Material für diesen Thread, aber das wenigste davon auf der Festplatte in der Arbeit.
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)
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Re: Geschichten und Gedichte
Hier noch eine Geschichte von der gleichen Art (Ist praktisch, wenn man während des Betriebsurlaubs fast alleine in der Firma ist, da hat man Zeit zum Stöbern und Sortieren. ):
DAS SCHÖNE HERZ
Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt und erklärte, dass er das schönste Herz im ganzen Tal habe. Eine große Menschenmenge versammelte sich, und sie alle bewunderten sein Herz, denn es war perfekt. Es gab keinen Fleck oder Fehler in ihm. Ja, sie alle gaben ihm Recht, es war wirklich das schönste Herz, was sie je gesehen hatten. Der junge Mann war sehr stolz und prahlte lauter über sein schönes Herz. Plötzlich tauchte ein alter Mann vor der Menge auf und sagte: "Nun, dein Herz ist nicht mal annähernd so schön, wie meines." Die Menschenmenge und der junge Mann schauten das Herz des alten Mannes an. Es schlug kräftig, aber es war voller Narben, es hatte Stellen, wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Aber sie passen nicht richtig, und es gab einige ausgefranste Ecken. Genauer an einigen Stellen waren tiefe Furchen, wo ganze Teile fehlten. Die Leute starrten ihn an: Wie kann er behaupten, sein Herz sei schöner, dachten sie?
Der junge Mann schaute auf des alten Mannes Herz, sah dessen Zustand und lachte: "Du musst scherzen", sagte er, "Dein Herz mit meinem zu vergleichen. Meines ist perfekt und deines ist ein Durcheinander aus Narben und Tränen."
"Ja", sagte der alte Mann, "deines sieht perfekt aus, aber ich würde niemals mit dir tauschen. Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich meine Liebe gegeben habe. Ich reiße ein Stück meines Herzens heraus und reiche es ihnen, und oft geben sie mir ein Stück ihres Herzens, das in die leere Stelle meines Herzens passt. Aber weil die Stücke nicht genau sind, habe ich einige raue Kanten, die ich sehr schätze, denn sie erinnern mich an die Liebe, die wir teilten. Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens gegeben, ohne dass mir der andere ein Stück seines Herzens zurückgegeben hat. Das sind die leeren Furchen. Liebe geben heißt manchmal auch ein Risiko einzugehen. Auch wenn diese Furchen schmerzhaft sind, bleiben sie offen und auch sie erinnern mich an die Liebe, die ich für diese Menschen empfinde. Und ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren und den Platz ausfüllen werden. Erkennst du jetzt, was wahre Schönheit ist?"
Der junge Mann stand still da und Tränen rannen über seine Wangen. Er ging auf den alten Mann zu, griff nach seinem perfekten jungen und schönen Herzen und riss ein Stück heraus. Er bot es dem alten Mann mit zitternden Händen an. Der alte Mann nahm das Angebot an, setzte es in sein Herz. Er nahm dann ein Stück seines alten vernarbten Herzens und füllte damit die Wunde des jungen Mannes Herzen. Es passte nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte. Der junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr perfekt, aber schöner als je zuvor, denn er spürte die Liebe des alten Mannes in sein Herz fließen. Sie umarmten sich und gingen weg, Seite an Seite.
Verfasser unbekannt
DAS SCHÖNE HERZ
Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt und erklärte, dass er das schönste Herz im ganzen Tal habe. Eine große Menschenmenge versammelte sich, und sie alle bewunderten sein Herz, denn es war perfekt. Es gab keinen Fleck oder Fehler in ihm. Ja, sie alle gaben ihm Recht, es war wirklich das schönste Herz, was sie je gesehen hatten. Der junge Mann war sehr stolz und prahlte lauter über sein schönes Herz. Plötzlich tauchte ein alter Mann vor der Menge auf und sagte: "Nun, dein Herz ist nicht mal annähernd so schön, wie meines." Die Menschenmenge und der junge Mann schauten das Herz des alten Mannes an. Es schlug kräftig, aber es war voller Narben, es hatte Stellen, wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Aber sie passen nicht richtig, und es gab einige ausgefranste Ecken. Genauer an einigen Stellen waren tiefe Furchen, wo ganze Teile fehlten. Die Leute starrten ihn an: Wie kann er behaupten, sein Herz sei schöner, dachten sie?
Der junge Mann schaute auf des alten Mannes Herz, sah dessen Zustand und lachte: "Du musst scherzen", sagte er, "Dein Herz mit meinem zu vergleichen. Meines ist perfekt und deines ist ein Durcheinander aus Narben und Tränen."
"Ja", sagte der alte Mann, "deines sieht perfekt aus, aber ich würde niemals mit dir tauschen. Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich meine Liebe gegeben habe. Ich reiße ein Stück meines Herzens heraus und reiche es ihnen, und oft geben sie mir ein Stück ihres Herzens, das in die leere Stelle meines Herzens passt. Aber weil die Stücke nicht genau sind, habe ich einige raue Kanten, die ich sehr schätze, denn sie erinnern mich an die Liebe, die wir teilten. Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens gegeben, ohne dass mir der andere ein Stück seines Herzens zurückgegeben hat. Das sind die leeren Furchen. Liebe geben heißt manchmal auch ein Risiko einzugehen. Auch wenn diese Furchen schmerzhaft sind, bleiben sie offen und auch sie erinnern mich an die Liebe, die ich für diese Menschen empfinde. Und ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren und den Platz ausfüllen werden. Erkennst du jetzt, was wahre Schönheit ist?"
Der junge Mann stand still da und Tränen rannen über seine Wangen. Er ging auf den alten Mann zu, griff nach seinem perfekten jungen und schönen Herzen und riss ein Stück heraus. Er bot es dem alten Mann mit zitternden Händen an. Der alte Mann nahm das Angebot an, setzte es in sein Herz. Er nahm dann ein Stück seines alten vernarbten Herzens und füllte damit die Wunde des jungen Mannes Herzen. Es passte nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte. Der junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr perfekt, aber schöner als je zuvor, denn er spürte die Liebe des alten Mannes in sein Herz fließen. Sie umarmten sich und gingen weg, Seite an Seite.
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