Hallo Carolyn,
ich hab in meinem normalen Leben auch keinen zum Pflanzenvergnügen teilen ( bis auf meinen jüngeren Sohn, der noch im Haus ist, der aber ein recht eingeschränktes Interesses hat: Pilze, Beeren, Tomaten und Orchideen), deshalb bin ich froh, dieses Forum gefunden zu haben, denn mir macht es einfach Freude, über die Pflanzen, die lange meine stillen Begleiter waren, auch zu schwätzen.
Ach, kleiner Jeti,
ich liebe es! Unsere Welt ist so unglaublich wunderbar Und wie das alles zusammenhängt! Ich bin kein religiöser Mensch, aber dieses faszinierende Gebilde Welt füllt mich immer wieder mit grosser Ehrfurcht und Demut.
das kann ich sehr gut nachvollziehen. Zur Ehrfurcht und Demut hinzufügen möchte ich noch: und Freude!
Wenn ich durch die Natur gehe und gucke und schaue - und entdecke - blühe ich einfach auf. Bestimmte Bilder machen mich einfach heiter, wie jetzt die alten Apfelbäume auf dem Hundeweg, oder gibt es etwas entzückenderes, wie wenn im Frühjahr die ersten Blumentriebe den schwärzlichen Boden durchbrechen? Die filigranen der Akelei oder die dicken, strotzenden, roten, der Pfingstrose? Welch ungeheure Kraft scheint in ihnen zu stecken - und die geben sie an mich weiter.
Ich empfinde, der Umgang mit Pflanzen hat etwas heilendes, was mich auch immer wieder aus einem Tagesfrust herausholt. Und zwar selbst wenn der Giersch hoch steht.
Ich habe früher auch sehr viel fotografiert. Mit 13 fing ich an, denn auf der Schule, die ich besuchte, gab es ein Fotolabor, wo man nicht nur selbst entwickeln und vergrößern konnte, sondern sich auch eine gute Nikkon ausleihen. Meine ersten Objekte waren auch Pflanzen, auch Kleintiere, aber dafür etwas weniger Interesse als bei Dir. Wie groß war mein Glück, als ich zum 17. Geburtstag eine Nikkormat geschenkt bekam, mit
Macroobjektiv!
Da bin ich etwas einen ähnlichen Weg gegangen wie Du: ich habe versucht, meine persönlichen Pflanzenwunder auf Zelloloid zu bannen.
Das ging, bis mir vor 16 Jahren die gesamten Cameraausrüstung, die inzwischen auf einen dicken Koffer angewachsen war, auf den Canaren geklaut wurde. - Und irgendwie bekommt man das nicht mehr wieder, was man einmal hatte. So ist bei mir die "Kleinfotografie" damals auf der Strecke geblieben.
Das war aber auch nicht so schlimm. Mit den Kindern war ich halt sowieso "Entdecker".
Ich hab's dann wie Du gemacht: Gartenteich angelegt, darüber hinaus in Aquarien Fischlein großgezüchtet, bin auf Tümpelwasserfang gegangen... Die Kids schleppten alles an: Molche und Krebse, und die sollten ja überleben. Im Garten vermehrten sich die Glühwürmchen und die Zauneidechsen, im Winter kam das jetzt weiße Wiesel vorbei - so hatten wir unsere Wunder nun direkt.
Ich mussten sie nicht mehr ablichten, um sie zu behalten, sie waren ja vor der Tür.
Ich bin zwar in Oma's Garten großgeworden, aber gleichzeitig am Rande in einer Großstadt. Für mich war es einfach wichtig dort wegzugehen, auf's Land, und dort die Schönheit zu finden, die ich in der Großstadt vergeblich suchte.
Ich kann Dein Erleben gut teilen.
Ich weiß noch genau diesen Effekt, wie mich anfangs frühere Londoner Freundinnen nach Köln zu ihrer Filmpremiere einluden, und ich stand da in diesem ganzen Schicki- Mickikram, und fühlte mich als unbeholfene Landpomeranze, der zum persönlichen Auftritt nur noch ein Korb nestwarmer Eier fehlte...
Ich werd auch nicht ewig hier bleiben. Ich mein, das Leben ist ja lang. Ich hatte jetzt 26 Jahre Landleben. Wenn ich zu alt bin, einen Garten zu bestellen, werde ich vermutlich nach Köln ziehen. Das ist eine wache, etwas schräge Metropole, da habe ich fußläufig jede Menge Kultur vor der Nase, die ich jetzt hier, im grünen Hügelland, nur immer mühsamer erreichen kann.
Aber bis dahin werde ich genau diese Schönheit der Welt, die sich im Garten und im Kleinen vollendet offenbart, genießen. Wie Du vermutlich auch. Werd auch, wie Du, gedanklich etwas damit anfangen, nicht unbedingt mehr in Fotos, aber vielleicht in Geschichten.
Alles Liebe und einen täglichen, guten, inniglichen Genuss! Und gute Fotos! Ich mein, mit den Fotos erhöht sich das, was man täglich lebt, noch. Es bringt die Beschäftigung auf eine weitere, andere Ebene. Genieß auch das, solange Dir die Fotos so super gut glücken und mach was draus!!!!
Das empfinde ich auch für Dich, Carolyn!
Einen herzlichen Gruß Euch,
Mia