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Fischumzug

Verfasst: Mi Nov 02, 2011 01:09
von Mia
Mei, liebe Leute, :smile:

was bin ich froh, DIESEN Teil des Umzugs hinter mir zu haben!
Selbst wenn viele von Euch keine Fische haben, vielleicht nur Liz, möchte ich trotzdem berichten.

Ich habe eigentlich auch keine Fische.
Das heisst, zwischen dem zweiten und etwa 12 Lebensjahr meiner Kinder war das mal mein Hobby. Irgendwann habe ich mir in einer kleinen Fischhandlung aber einen gefangen, der diese Würmer hatte, die aus dem After raushängen. Das wurde aber erst sichtbar, nachdem er drei Tage bei mir war, okay? Wie dem auch sei, trotz aller Medikamente, aller Sorgfalt und Auskochen der Kescher, habe ich nach und nach alle zig Becken, die ich hatte, damit infiziert und alle Fische - bis auf einen dicken Wels - gingen ein. Das war das Ende meines Hobbys. 300-Literbecken verkauft, 120-Literbecken verkauft.... Es blieben noch ein paar kleinere übrig.

Jedenfalls, vor etwa 5 Jahren, beschloss mein jüngster Sohn wieder Fische zu haben. Er schleppte ein 60-Literbecken aus dem Keller, dazu Heizstab und Filter, wusch Sand aus, den er auf dem Kinderspielplatz klaute, und ließ sich zum 19 Geburtstag von seinen Freunden Fische und Pflanzen schenken.
So kam für das Becken eine erstaunliche Fischmischung zustande: Drei gelbe afrikanische Malawibuntbarsche (Lapidochromis) aus eigener Nachzucht eines Freundes, davon einer blind. Dazu drei bunte Welse (Anchistrus), Herkunft Südamerika. Die Arten brauchen völlig unterschiedliche Wasserqualitäten, passen also zusammen wie die Azalee zur Rose.

Aber sie sind ja halbwegs tolerant und alle atmeten das Wasser, was hier aus der Ennepe kommt und sehr weich ist.
Was diese sechs Bewohner hingegen eint, ist, dass alle Höhlen brauchen, und zwar jeder möglichst eine eigene.
Also habe ich Paul auf die getöpferten Höhlenbauten im Keller hingewiesen, die ich vor 25 Jahren mal gemacht hatte, und damit bekam jedes Fischlein seinen eigenen Unterschlupf. So weit - so gut.
Vier, fünf Jahre ging das, inzwischen ist das Becken viel zu klein für sie.

Zudem musste Paul aus gesundheitlichen Gründen nun für längere Zeit in eine Klinik und ich MUSS jetzt umziehen! Also mussten die Sch**ssfische mit. Paul konnte mir nicht helfen, und eigentlich wollte ich die Fische auch nicht haben und weiterhin in meinem Leben rumschleppen - nur Paul kann noch nicht in eine eigene Wohnung ziehen, weil er halt krank ist.
Und wenn ich sie einmal am neuen Wohnort habe, wird es auch ein Problem sein, sie zu Paul zu verfrachten, denn der wird in die Nähe der Luxemburgischen Grenze ziehen. - Folglich bleibe ich auf den Fischen sitzen.
Und das wollte ich nicht.

Also habe ich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um die Fische loszuwerden. Örtliche Anzeigen aufgegeben, in Foren nachgefragt, Freunde und Bekannte angesprochen, die Zierfischclubs der umliegenden Städte, die Zierfisch-AG der naheliegenden Hauptschule... Viele Freunde und auch Leser der regionalen Zeitungen wollten mir die Welse abnehmen, aber keiner wollte die Barsche, sie hatten alle Südamerikabecken. Die Zierfischvereine nehmen generell keine Fische von Privatleuten, wegen der Quarantäne, und erst recht nicht, wenn einer davon blind ist. Schließlich hatte ich die Zierfisch-AG der Hauptschule FAST soweit, dass sie mir die Barsche abnahmen, aber nur, wenn ich ihnen ein neues 120-Literbecken nebst Unterbau hinstellte.

Ich kaufte dann dieses Becken günstig von einem Zierfischclub, dachte, ich hätte damit nun alle meine Probleme gelöst.
Pustekuchen! In der Hauptschule waren gerade die Herbstferien angebrochen und der Schuldirektor war in Urlaub. Die Leiterin der Zierfisch-AG hatte niemanden, den sie ansprechen und dessen Okay sie einholen konnte.
Nächste Woche gehen die Herbstferien zu Ende, bis dahin BIN ich aber schon komplett umgezogen!

Die Welse waren an einen Freund von Paul versprochen, der bei der Renovierung der neuen Wohnung mithelfen wollte, aber zum verabredeten Termin - letzten Samstag - einfach nicht erschien.

Und nun?

Na, die Viecher mussten halt alle mit. Erschwerend kommt hinzu, dass die Region Dortmund/Unna, wo ich jetzt hinziehe, ihr Wasser aus der Ruhr bezieht. Das ist viel härter als das aus der Ennepe. In das kann ich die Fische übergangslos nicht setzen! Brrrr. Was nun?

Zudem ist der Umzugsort 60 Kilometer von meiner jetzigen Wohnung entfernt, inklusive der üblichen Ruhrgebietsaus. Ich kann nicht mal "einfach" hin und her fahren.

Zudem ist der blinde Barsch völlig neurotisch, der tickt ja schon aus, wenn ich nur mal die Scheiben abkratze, hängt dann stundenlang schwer atmend hinter dem Filter. Außerdem sind sie sowieso sehr nervös, die Maulbrüter aus dem Malawisee, sehr menschenscheu, sehr an ihre Höhlen gebunden. Werden die eine Fahrt von gut einer, schlimmstenfalls zwei Stunden, überhaupt überleben? - WIE mache ich es?


Ich machte es so:

Letzten Samstag habe ich ein kleines 60-Literbecken in der hintersten Ecke meiner neuen Wohnung, auf der Kommode neben meinem Bett aufgestellt. Dort stört es nicht, wenn drumherum mit Schränken und mit Umhergehieve rangiert wird.

Vorher versuchte ich in mehreren Baumärkten Kanister zu kaufen, um das hiesige Wasser nach Dortmund/Stadtgrenze Unna zu transportieren. Es gab keine Kanister. Also kaufte ich bei Lidl drei 6er Packungen Sprudelflaschen a`1,5 Liter.
Ich beließ sie in ihrem Plastikmantel, schlitzte nur die Stellen für die Schraubverschlüsse auf, goss den Sprudel aus und füllte hiesiges Wasser ein. Damit füllte ich das 60-Literbecken schon mal gut zur Hälfte. Gab ein Wasseraufbereitungsmittel hinein, und gut war.

Parallel kaufte ich in einem Fachgeschäft ein Fischberuhigungsmittel für den Umzug. Das habe ich ihnen gestern in ihr bisheriges Becken gegeben. Heute waren sie dann sehr ruhig; ich konnte alle, ohne großen Stress für sie, einfangen.
Sie kamen mitsamt dem "beruhigenden" Wasser aus ihrem Becken in diverse Plastikbeutel, die ich mit Gummibändern verschloss, die dann allesamt in eine wasserdichte Kühltasche wanderten. Zur Stabilisierung kamen noch zwei Petflaschen mit hiesigem Wasser dazu. Deckel drauf - dunkel drinnen.
Alle tönernen Höhlen, der Heizstab, der Filter, Steine, Javafarn, Muscheln wanderten in eine doppelt ausgelegte Plastiktüte. Der Sand aus dem alten Becken noch extra.

Am neuen Standort habe ich zunächst das Becken genauso eingerichtet wie das alte, alle Elektrogeräte angeschlossen.
Und weil es ja auch so ein kleines 60-Literbecken ist, passt auch die Haube, die Licht spendet.
Es war also genauso wie zu Hause.
Mit einem Unterschied: das Wasser war kalt. Es hat ja keine Heizung seit Samstag darin gehangen.
Zum Zwecke des Beheizens hatte ich einen Wasserkocher aus der bisherigen Wohnung mitgenommen. Der musste wieder zurück, denn ab morgen habe ich keinen Herd mehr, will aber trotzdem noch Kaffee oder Tee trinken, okay?
Mit dem Wasserkocher habe ich das Wasser der zwei mitgenommenen Petflaschen erhitzt, und soviel zugegossen, bis ich wieder bei 25 Grad war. Dann die Fischlis reingesetzt. Die waren etwas überrascht, fühlten sich aber gleich wie zu Hause. Huch, hach, heh-- ist ja genauso wie früher! - Tja.

Für MICH war das aber ein Akt! Ich hatte solche Angst, dass die mir auf der Fahrt eingehen!
Durch den Entschluss, die erstmal in ein ebenso kleines Becken wie zu Hause zu setzen, konnte ich das hiesige Wasser mitnehmen. Bei dem neuen 120-Literbecken wäre ich schon arg in Verlegenheit gekommen. So kann ich die Fische jetzt langsam an das dortige Wasser gewöhnen und wenn es soweit ist, sie einfach in das größere Becken umquartieren.

Dann kam als Schwierigkeit noch hinzu, dass dieses alte 60-Literbecken, was ich aus dem Keller mitnahm, leckt.
Es leckt nur in den oberen 8 Zentimeter auf einer Naht. Ich habe so einen Aquarienkleber gekauft, der auch unter Wasser wirken soll, und die Stelle innen und außen damit dick verstrichen. Hinterher sah ich keine herausquellenden Wassertropfen mehr, alles blieb trocken. Ich habe trotzdem meine gesamte Nachtwäsche, weil die gerade in einem Karton zur Verfügung stand, vor dieses mögliche Loch auf die Kommode gepackt. Die wird also herausquellendes Wasser sammeln, bevor die Weichholzkommode völlig verdirbt.

Die Fische werde ich erst Donnerstagmittag wiedersehen, und ich hoffe, dass bis dahin der Fischfutterautomat funktioniert. Ich hoffe, dass ich auch die Zeitschaltung für das Licht richtig eingestellt habe, so dass der Fischfutterautomat im Hellen und nicht im Dunklen füttert.

Brrruha- buh! - Mei, was war das für mich für ein Akt! Gottseidank haben sich die Fische während der anderthalbstündigen Fahrt nicht lauthals beschwert, und ihre Tüten sind auch nicht ausgelaufen. :wink:

Das wäre ja noch was gewesen, die in der Kühltasche in Niedrigwasser rumschwimmen zu haben... :doh: .

Lieben Gruß,
Mia

Re: Fischumzug

Verfasst: Mi Nov 02, 2011 20:19
von Cerifera
cool Mia! Freut mich zu hören, dass Du endlich aus dem Loch draußen bist :)

Mit Fischen ist das immer ein Akt und ich glaube Dir das sofort, dass Du keine Abnehmer gefunden hast. Ging mir auch schon mal so. Kann mir das lebhaft vorstellen Du im Auto mit den Fischen in den Tüten *gg*

Gute Besserung für Deinen Sohn!

LG