Meine Rosa ist gestorben....
Verfasst: Do Nov 24, 2011 14:31
Hallo zusammen,
ich bin völlig fertig mit meinen Nerven. Mit allem. Hätte ich meine kleine Layla nicht, würde ich wohl den Verstand verlieren.
Bevor ich weiter rede - für alle die es nicht wissen. Ich bin bisher zweifache Hundehalterin gewesen. Unsere Rosa haben wir im Juni 2002 viel zu jung mit vier Wochen aus Griechenland mitgebracht. Wir wussten es damals nicht besser. Die Mutter ist dem Onkel meines Freundes zugelaufen und hat dort geworfen. Er sagte, die Welpen fressen schon fest, können also in ihr neues Heim. Also haben wir Rosa mitgenommen. Das war unser erster gemeinsamer Urlaub.
Layla kam im August 2006 dazu. 8wöchig. Rosa war schon immer eifersüchtig. Aber nach anfänglichem murren hat sie Layla gut aufgenommen. Rosa war für sie wie eine Ersatzmami.
Seit September 2008 wohnen wir auch alle zusammen. Mein Freund, ich und unsere zwei Mädels.
Das war eine tolle Zeit. Zwar anstrengend. Und manchmal auch nervenaufreibend. Denn wir beide arbeiten Vollzeit. Wir haben Glück, dass ich in der gleichen Stadt arbeite, wie wir wohnen. Mit dem Fahrrad 7 Minuten bergauf nach Hause. Mit dem Auto natürlich auch schnell. Morgens läuft mein Freund. In der Mittagspause laufe ich. Und nach Feierabend und am Abend wir gemeinsam.
Es war für mich schon anstrengend. Aber ich liebe die beiden einfach nur!
Unsere Rosa war immer sehr gesund. Das Einzige: seit etwa zwei oder drei Jahren hat sie eine leichte Arthrose am rechten Knie gehabt. Mit einer Punktierung dieses Jahr im März war das ganz okay.
Einige Lipome hatte sie, weshalb wir sie immer wieder im Auge behielten. Aber ansonsten war nichts.
Eher war Layla unser Sorgenkind. Allergien, schwere Scheinträchtigkeit, versuchte Kastra abgebrochen weil sie trotz aller Vorkehrungen die Narkose nicht vertrug, Cauda Equina-Syndrom danach usw. usf.
Rosa war immer stark. Sie hat uns alle möglichen Fehler verziehen. Sie hat an unserem Leben 100% teilgenommen. Es war für sie das Größte immer überall dabei zu sein. Sie nahm sogar an Unterhaltungen teil. Hörte zu. Gab sogar mal einen Kommentar, wenn ihr was gefiel. Sie liebte Lasagne und Bolognese. Sie liebte Fisch. Sie liebte es mit uns zu schmusen und zu kuscheln. Feuchte Wiese in der sie sich wälzen könnte, oder Laub oder noch besser Gülle!
Kein Matschloch an dem sie vorbei kam.
Am letzten Mittwoch haben wir dann bei Layla erneut eine Kastration in Angriff genommen. In der Tierklinik. Wir haben um sie gebibbert wie blöde. Sie hat es gut überstanden. Rosa war auch hier mein Halt.
Am Sonntag haben wir den Tag dann gemütlich angehen lassen. Wir sind spät aufgestanden, haben die Hunde erst im Garten pieseln lassen. Erst gegen 12 Uhr etwa haben wir gefrühstückt. Ich räume vorher gerne auf und putze erst, bevor wir essen. Auch die Mädels haben zu futtern bekommen. Selbst gekocht, wie ich es die letzte Zeit am meisten tat. Suppenfleisch, mit Hühnerherzen, Milchreis und Kartoffeln und Möhren. Das hat ihr geschmeckt. Leicht aufgewärmt.
Dann waren wir gegen 13 Uhr rum Gassi. Schönes Wetter. Wir haben es schön gemütlich angehen lassen. Rosa hat wieder nach ihren Mäusen gebuddelt, mit uns Stöckchen gespielt, mit Layla geprügelt. Alles wie immer.
Dann, um 15 Uhr, haben wir sie kurz allein gelassen, um die Schwester meines Freundes zu besuchen. Keine volle Stunde später musste mein Freund kurz heim, weil ich Layla den Kragen dran machen vergessen habe. Da hat er schon gemerkt, dass Rosa etwas komisch war. Stand so da, dass man dachte, ihr wäre schlecht. Das kommt bei Hunden ja nicht so selten vor. Er ist dann von zu Hause wieder weg und gegen 17 Uhr kamen wir dann nach Hause. Wir waren etwas hektisch, weil wir schnell die Kaninchen versorgen wollten, eine Kühltruhe aus dem Keller ins Auto packen wollten und den 20km weiter zu meiner Mutter ins Lokal fahren. Die Hunde sollten natürlich mit. Meine Mutter freut sich immer total, sie zu sehen. Und auch viele Gäste im Lokal lieben die Beiden.
Mir ist zwar aufgefallen, dass Rosa uns nicht begrüßte, aber dann habe ich sie in der Küche überm Wassernapf gesehen. Dass sie nichts getrunken hat, ist mir so nicht aufgefallen. Ich war ja in Hektik.
Hundis dann ab ins Auto. Sind auch eingestiegen ohne Probleme.
Dann im Laden, hat Rosa sich gleich hingelegt. Das war schon komisch. Wir standen alle um sie rum. Meine Mutter packte ihre Super-Lieblings-Leckerlies aus. Rosa hatte schon immer eine zarte Schnauze. Aber bei diesen Leckerlies muss man auf seine Finger achten.
Die interessierten sie aber nicht. Sie lag nur da und interessierte sich für nichts. Völlig daneben. Ihr Bauch fühlte sich für mich normal an. Nicht angespannt oder gebläht. Ich wollte einen Kapillartest am Zahnfleisch machen. Da fiel mir auf, dass dieses bläulichblass war. Und ganz kalt! Wie eine Hundenase. Da rief ich dann in der Tierklinik an. Die sagten, wir sollen vorbei kommen.
Um kurz vor sechs abends waren wir dort. Er röntgte den Bauch. Darm und Magen sahen okay aus. Er tastete ab. Eine Magendrehung und Darmverschluss schloss er aus. Aufgrund der Befunde die er eben machte.
Er meinte, es wären Koliken. Also was gegen Bauchweh gegeben und für den Kreislauf. Danach trank sie sogar. Sie sollte auch nichts mehr essen und nicht zu viel auf einmal trinken. Zu Hause hat sie sich erst im Schlafzimmer hingelegt, kam dann zu uns ins Wohnzimmer. Für uns war alles okay. Wir haben uns noch über die Rechnung von 120,- Euro geärgert.
Ich schmuste doch ein bisschen mit ihr und streichelte sie.
Wir schliefen auf dem Sofa ein.
Um halb zwei in der Nacht, also Montag früh, jaulte sie plötzlich auf. Wir sind hoch geschreckt, stießen den Tisch beiseite, um ihr Platz zu machen, weil sie so komische Bewegungen machte. Sie hatte ihren rechten Vorderlauf unters Sofa verklemmt. Sofa hoch gestemmt, Hund befreit. Layla kam beim aufjaulen plötzlich sehr laut winselnd aus dem Esszimmer angerannt, wo ihr Lieblingskissen liegt. Direkt auf Rosa zu und schleckte ihr Gesicht. Rosa krampfte ganz arg. Sie klapperte sogar mit dem Kiefer. Das war wohl ein epileptischer Anfall, meint der Arzt. Sie war völlig apathisch, nicht ansprechbar. Rührte sich plötzlich nicht mehr und schnaufte sehr arg. Ich habe in Panik den Arzt angerufen. Wir sind dann auch gleich los. Erst im Auto, ich lag mit ihr hinten drin, kam sie ein wenig zu sich. Hob den Kopf. Und schien sich etwas zu beruhigen.
Beim Arzt wieder geröntgt. Diesmal Brust. Herz sah unauffällig aus, die Lunge gut gefüllt. Der Magen aber auch noch. Er fragte, ob wir nochmal gefüttert hätten. Nein, das war noch das Essen von Mittags. Normal ist der Magen eines Hundes nach 4 Stunden geleert.
Das alles hat mich noch nicht sehr beunruhigt. Für mich war die ganze Zeit die einzige Option, dass wir jetzt suchen, den Grund finden, Rosa stabilisieren, zur Not stationär dort lassen und sie wieder mit heim nehmen.
Dass sie sterben könnte, war nie Thema.
Epilepsie kann man einstellen.
Der Arzt hat alles mögliche gemacht. Er hat kaum mehr mit uns geredet. Mir war etwas schlecht, von der Panik und dem hinten im Kofferraum sitzen. Ich saß die ganze Zeit vor dem Behandlungszimmer vor offener Tür. Ich konnte sie sehen und ab und an ging ich zu ihr. Ich fühlte mich eigentlich sicher.
Dann machte er ein EKG. Ich kenne mich nicht aus - aber die Kurven haben mir Angst gemacht. Teilweise waren es keine. Sie hatte starkes Flimmern.
Dass ihre Zunge schon blau wurde, habe ich irgendwie nicht registriert. Der Arzt sagte, das Herz pumpt zwar, aber so unregelmäßig, dass der Sauerstoff nicht gut transportiert wird. Die Lungen sind gefüllt, die Atemwege frei. Aber der Transport funktioniert nicht.
Ich fragte, ob wir nicht zu einer Klinik fahren sollten, die mehr Apparate haben. Er meinte, die einzige Möglichkeit wäre, direkt zu einem Herzspezialisten zu fahren. Und der wäre in Reutlingen. Von uns über 40km entfernt.
Die zweite Option wäre, sie zu erlösen. Ich bin in dem Moment nur ausgerastet und habe das verboten. Das geht nicht. Wir nehmen sie wieder mit.
Sie hat außerdem zu viele Dinge gezeigt, die zeigen, dass es ihr besser geht. Sie schmuste mit meinem Freund. Legte ihren Kopf in gewohnter Weise auf seinen Arm. Drückte mich beim kuscheln wie immer mit der Pfote etwas weg, ohne mich weg haben zu wollen. Hob ihr Hinterbein, um am Bauch gekrault zu werden. Das war zu viel für mich. Ich konnte nur noch schreien und weinen.
Der Arzt war auch fertig glaub ich.
Er ließ uns allein. Wir sollten entscheiden. Keiner von uns wollte sie töten. Wir wollten die Fahrt versuchen. Dazu mussten wir sie ja nur stabilisieren. In dem Moment fing sie wieder an zu schnaufen. Ich wollte den Arzt holen und küsste sie noch mal auf die Stirn zwischen die Augen. Der Blick, den sie mir in dem Moment gab, den vergesse ich nicht. Er bringt mich immer wieder zum weinen. Sie sagte mir tschüss. Ich habe das nicht akzeptiert. Ich bin den Arzt holen gegangen. Als ich raus bin, fing mein Freund an zu schreien, dass er sich beeilen soll, sie kriegt keine Luft mehr. Ich schrie nach dem Arzt und bin nur noch raus gerannt. Ich rief meine Mutter an und haben geschrien und geweint. Sie ist sofort gekommen, mit einer Freundin zusammen. Waren noch im Lokal.
Rosa ist dort gestorben. Ich glaub es immer noch nicht.
Hätten wir nicht Layla zu Hause sitzen, hätten wir die Nacht vor der Klinik verbracht. Der Gedanke, dass unsere kleine Maus darin alleine liegt.
Mein Freund leidet sehr. Er hat Rosa in den Händen gehalten. Er hat gesehen, wie ihre Augen raus drückten, hat mit der Hand die Augen zugehalten, damit sie den letzten Blick nicht in die Praxis richtet. Dabei spürte er ihre Augen. Er hat noch ihr Lieblingslied vorgesungen.
Als wir irgendwann betäubt nach Hause kamen, kam uns Layla entgegen. Sie weinte und zitterte am ganzen Leib. Die Schwester meines Freundes kam auch. Wir haben alle nur geweint. Stundenlang. Erst gegen 6 Uhr in der früh legten wir uns hin. Zu schlafen hat ein wenig gut getan. Aber in dem Moment, wo man aufwacht, stürzt der Schmerz über einen rüber. Das gewohnte schnaufen und schnarchen auf meiner Seite des Bettes fehlte. Das knurren und grummeln, wenn Layla sich rein schummeln wollte. Das bellen und anschlagen, wenn jemand klingelte.
Es ist so still geworden.
Überall wo wir laufen, sehe ich Rosa rennen und springen. Es gibt in der Stadt kaum einen Flecken, wo Rosa nicht mit uns zusammen war.
Gegen Nachmittag holten wir ihren Körper ab, um sie ins Kramtorium zu bringen. Beerdigen konnten wir sie nicht. Weil wir kein Eigentum haben. Und sie sollte nicht unnötig lange in einer Truhe "gelagert" werden.
Als wir sie abholten, ging mein Bruder mit. Und Layla hatten wir auch dabei. Wir haben Layla dann zu Rosa in den Kofferraum gelassen, damit sie sie sehen kann und begreift. Layla hat erst geschnüffelt, uns angesehen, gewinselt und sich auf Rosa drauf geworfen. Sie wollte nicht weg von ihr.
Im Auto liegt Layla nicht mehr wie sonst. Sonst - egal wie kurz die Strecke ist - macht sie es sich hinten auf dem großen Kissen gemütlich und schläft oder liegt wenigstens. Jetzt kommt sie vor auf die Rücksitze und setzt sich hin und schaut aus dem Fenster. Lehnt sich gegen die Rückenlehne. Sie sieht so traurig aus!!
Am Dienstag früh haben wir Rosa einäschern lassen. Jetzt haben wir sie erst mal zu Hause. Sie steht auf der Fensterbank im Wohnzimmer, von wo aus sie uns immer erwartet hat oder hinter schaute. Seit Montag brennt durchgehend eine Kerze für sie.
Wir werden sie nach Griechenland bringen und im Dorf beerdigen, wo der Opa meines Freundes lebte, der sie auch so sehr liebte.
Es tut aber immer noch weh. Wenn ich morgens aufstehe, kann ich nur weinen. Wenn ich mit Layla Gassi gehe und die Wiesen sehe, wo Rosa so gerne tobte, muss ich weinen. Wenn Layla mich zum lachen bringt, muss ich gleichzeitig weinen.
Egal wo ich bin und was mich an sie erinnert - ich muss weinen und kann nicht aufhören. Seit Montag habe ich kaum was essen können. Alles bleibt im Hals stecken. Montag hatte ich eine kleine Schüssel Suppe. Dienstag teilte ich mit Layla ein Croissant. Mittwoch habe ich mit meiner Mutter wenigstens eine Falaffel gegessen. Heute noch gar nichts.
Es geht einfach nicht. Ich schaff es nicht.
Und wenn ich es schaffe, mal nicht an sie zu denken und sogar zu lachen, mit Freunden, dann habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich sie vergesse.
Ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll. Wir erinnern uns selbst immer wieder daran, dass Layla uns nun braucht. Auch sie trauert und sie soll daran nicht kaputt gehen. Sie hatte eine Kastration und mit der Hormonumstellung eh zu schaffen. Dann dieser Schock und Verlust und nun die Trauer überall um uns herum.
Ich gebe ihr Rescue-Tropfen und versuche neben ihr nicht traurig zu sein. Zu lachen und mit ihr zu spielen.
Bis nächste Woche Freitag müssen wir durchhalten. Dann kommen meine Schwiegereltern aus Griechenland. Wie geplant. Sie bleiben paar Monate bei uns. Und sie bringen ihren kleinen Jack mit. Ein kleiner süßer Rüde, der total gerne mit Layla spielt. Vielleicht tut er ihr gut.
Rosa ist am 21. November gestorben. Bisher war es unser Jahrestag. An diesem Tag sind mein Freund und ich seit 11 Jahren ein Paar. Nun ist es Rosas Todestag und wir werden ihr jedes Jahr eine Kerze anzünden, statt zu feiern.
Ich liebe dich Rosa!!
ich bin völlig fertig mit meinen Nerven. Mit allem. Hätte ich meine kleine Layla nicht, würde ich wohl den Verstand verlieren.
Bevor ich weiter rede - für alle die es nicht wissen. Ich bin bisher zweifache Hundehalterin gewesen. Unsere Rosa haben wir im Juni 2002 viel zu jung mit vier Wochen aus Griechenland mitgebracht. Wir wussten es damals nicht besser. Die Mutter ist dem Onkel meines Freundes zugelaufen und hat dort geworfen. Er sagte, die Welpen fressen schon fest, können also in ihr neues Heim. Also haben wir Rosa mitgenommen. Das war unser erster gemeinsamer Urlaub.
Layla kam im August 2006 dazu. 8wöchig. Rosa war schon immer eifersüchtig. Aber nach anfänglichem murren hat sie Layla gut aufgenommen. Rosa war für sie wie eine Ersatzmami.
Seit September 2008 wohnen wir auch alle zusammen. Mein Freund, ich und unsere zwei Mädels.
Das war eine tolle Zeit. Zwar anstrengend. Und manchmal auch nervenaufreibend. Denn wir beide arbeiten Vollzeit. Wir haben Glück, dass ich in der gleichen Stadt arbeite, wie wir wohnen. Mit dem Fahrrad 7 Minuten bergauf nach Hause. Mit dem Auto natürlich auch schnell. Morgens läuft mein Freund. In der Mittagspause laufe ich. Und nach Feierabend und am Abend wir gemeinsam.
Es war für mich schon anstrengend. Aber ich liebe die beiden einfach nur!
Unsere Rosa war immer sehr gesund. Das Einzige: seit etwa zwei oder drei Jahren hat sie eine leichte Arthrose am rechten Knie gehabt. Mit einer Punktierung dieses Jahr im März war das ganz okay.
Einige Lipome hatte sie, weshalb wir sie immer wieder im Auge behielten. Aber ansonsten war nichts.
Eher war Layla unser Sorgenkind. Allergien, schwere Scheinträchtigkeit, versuchte Kastra abgebrochen weil sie trotz aller Vorkehrungen die Narkose nicht vertrug, Cauda Equina-Syndrom danach usw. usf.
Rosa war immer stark. Sie hat uns alle möglichen Fehler verziehen. Sie hat an unserem Leben 100% teilgenommen. Es war für sie das Größte immer überall dabei zu sein. Sie nahm sogar an Unterhaltungen teil. Hörte zu. Gab sogar mal einen Kommentar, wenn ihr was gefiel. Sie liebte Lasagne und Bolognese. Sie liebte Fisch. Sie liebte es mit uns zu schmusen und zu kuscheln. Feuchte Wiese in der sie sich wälzen könnte, oder Laub oder noch besser Gülle!
Kein Matschloch an dem sie vorbei kam.
Am letzten Mittwoch haben wir dann bei Layla erneut eine Kastration in Angriff genommen. In der Tierklinik. Wir haben um sie gebibbert wie blöde. Sie hat es gut überstanden. Rosa war auch hier mein Halt.
Am Sonntag haben wir den Tag dann gemütlich angehen lassen. Wir sind spät aufgestanden, haben die Hunde erst im Garten pieseln lassen. Erst gegen 12 Uhr etwa haben wir gefrühstückt. Ich räume vorher gerne auf und putze erst, bevor wir essen. Auch die Mädels haben zu futtern bekommen. Selbst gekocht, wie ich es die letzte Zeit am meisten tat. Suppenfleisch, mit Hühnerherzen, Milchreis und Kartoffeln und Möhren. Das hat ihr geschmeckt. Leicht aufgewärmt.
Dann waren wir gegen 13 Uhr rum Gassi. Schönes Wetter. Wir haben es schön gemütlich angehen lassen. Rosa hat wieder nach ihren Mäusen gebuddelt, mit uns Stöckchen gespielt, mit Layla geprügelt. Alles wie immer.
Dann, um 15 Uhr, haben wir sie kurz allein gelassen, um die Schwester meines Freundes zu besuchen. Keine volle Stunde später musste mein Freund kurz heim, weil ich Layla den Kragen dran machen vergessen habe. Da hat er schon gemerkt, dass Rosa etwas komisch war. Stand so da, dass man dachte, ihr wäre schlecht. Das kommt bei Hunden ja nicht so selten vor. Er ist dann von zu Hause wieder weg und gegen 17 Uhr kamen wir dann nach Hause. Wir waren etwas hektisch, weil wir schnell die Kaninchen versorgen wollten, eine Kühltruhe aus dem Keller ins Auto packen wollten und den 20km weiter zu meiner Mutter ins Lokal fahren. Die Hunde sollten natürlich mit. Meine Mutter freut sich immer total, sie zu sehen. Und auch viele Gäste im Lokal lieben die Beiden.
Mir ist zwar aufgefallen, dass Rosa uns nicht begrüßte, aber dann habe ich sie in der Küche überm Wassernapf gesehen. Dass sie nichts getrunken hat, ist mir so nicht aufgefallen. Ich war ja in Hektik.
Hundis dann ab ins Auto. Sind auch eingestiegen ohne Probleme.
Dann im Laden, hat Rosa sich gleich hingelegt. Das war schon komisch. Wir standen alle um sie rum. Meine Mutter packte ihre Super-Lieblings-Leckerlies aus. Rosa hatte schon immer eine zarte Schnauze. Aber bei diesen Leckerlies muss man auf seine Finger achten.
Die interessierten sie aber nicht. Sie lag nur da und interessierte sich für nichts. Völlig daneben. Ihr Bauch fühlte sich für mich normal an. Nicht angespannt oder gebläht. Ich wollte einen Kapillartest am Zahnfleisch machen. Da fiel mir auf, dass dieses bläulichblass war. Und ganz kalt! Wie eine Hundenase. Da rief ich dann in der Tierklinik an. Die sagten, wir sollen vorbei kommen.
Um kurz vor sechs abends waren wir dort. Er röntgte den Bauch. Darm und Magen sahen okay aus. Er tastete ab. Eine Magendrehung und Darmverschluss schloss er aus. Aufgrund der Befunde die er eben machte.
Er meinte, es wären Koliken. Also was gegen Bauchweh gegeben und für den Kreislauf. Danach trank sie sogar. Sie sollte auch nichts mehr essen und nicht zu viel auf einmal trinken. Zu Hause hat sie sich erst im Schlafzimmer hingelegt, kam dann zu uns ins Wohnzimmer. Für uns war alles okay. Wir haben uns noch über die Rechnung von 120,- Euro geärgert.
Ich schmuste doch ein bisschen mit ihr und streichelte sie.
Wir schliefen auf dem Sofa ein.
Um halb zwei in der Nacht, also Montag früh, jaulte sie plötzlich auf. Wir sind hoch geschreckt, stießen den Tisch beiseite, um ihr Platz zu machen, weil sie so komische Bewegungen machte. Sie hatte ihren rechten Vorderlauf unters Sofa verklemmt. Sofa hoch gestemmt, Hund befreit. Layla kam beim aufjaulen plötzlich sehr laut winselnd aus dem Esszimmer angerannt, wo ihr Lieblingskissen liegt. Direkt auf Rosa zu und schleckte ihr Gesicht. Rosa krampfte ganz arg. Sie klapperte sogar mit dem Kiefer. Das war wohl ein epileptischer Anfall, meint der Arzt. Sie war völlig apathisch, nicht ansprechbar. Rührte sich plötzlich nicht mehr und schnaufte sehr arg. Ich habe in Panik den Arzt angerufen. Wir sind dann auch gleich los. Erst im Auto, ich lag mit ihr hinten drin, kam sie ein wenig zu sich. Hob den Kopf. Und schien sich etwas zu beruhigen.
Beim Arzt wieder geröntgt. Diesmal Brust. Herz sah unauffällig aus, die Lunge gut gefüllt. Der Magen aber auch noch. Er fragte, ob wir nochmal gefüttert hätten. Nein, das war noch das Essen von Mittags. Normal ist der Magen eines Hundes nach 4 Stunden geleert.
Das alles hat mich noch nicht sehr beunruhigt. Für mich war die ganze Zeit die einzige Option, dass wir jetzt suchen, den Grund finden, Rosa stabilisieren, zur Not stationär dort lassen und sie wieder mit heim nehmen.
Dass sie sterben könnte, war nie Thema.
Epilepsie kann man einstellen.
Der Arzt hat alles mögliche gemacht. Er hat kaum mehr mit uns geredet. Mir war etwas schlecht, von der Panik und dem hinten im Kofferraum sitzen. Ich saß die ganze Zeit vor dem Behandlungszimmer vor offener Tür. Ich konnte sie sehen und ab und an ging ich zu ihr. Ich fühlte mich eigentlich sicher.
Dann machte er ein EKG. Ich kenne mich nicht aus - aber die Kurven haben mir Angst gemacht. Teilweise waren es keine. Sie hatte starkes Flimmern.
Dass ihre Zunge schon blau wurde, habe ich irgendwie nicht registriert. Der Arzt sagte, das Herz pumpt zwar, aber so unregelmäßig, dass der Sauerstoff nicht gut transportiert wird. Die Lungen sind gefüllt, die Atemwege frei. Aber der Transport funktioniert nicht.
Ich fragte, ob wir nicht zu einer Klinik fahren sollten, die mehr Apparate haben. Er meinte, die einzige Möglichkeit wäre, direkt zu einem Herzspezialisten zu fahren. Und der wäre in Reutlingen. Von uns über 40km entfernt.
Die zweite Option wäre, sie zu erlösen. Ich bin in dem Moment nur ausgerastet und habe das verboten. Das geht nicht. Wir nehmen sie wieder mit.
Sie hat außerdem zu viele Dinge gezeigt, die zeigen, dass es ihr besser geht. Sie schmuste mit meinem Freund. Legte ihren Kopf in gewohnter Weise auf seinen Arm. Drückte mich beim kuscheln wie immer mit der Pfote etwas weg, ohne mich weg haben zu wollen. Hob ihr Hinterbein, um am Bauch gekrault zu werden. Das war zu viel für mich. Ich konnte nur noch schreien und weinen.
Der Arzt war auch fertig glaub ich.
Er ließ uns allein. Wir sollten entscheiden. Keiner von uns wollte sie töten. Wir wollten die Fahrt versuchen. Dazu mussten wir sie ja nur stabilisieren. In dem Moment fing sie wieder an zu schnaufen. Ich wollte den Arzt holen und küsste sie noch mal auf die Stirn zwischen die Augen. Der Blick, den sie mir in dem Moment gab, den vergesse ich nicht. Er bringt mich immer wieder zum weinen. Sie sagte mir tschüss. Ich habe das nicht akzeptiert. Ich bin den Arzt holen gegangen. Als ich raus bin, fing mein Freund an zu schreien, dass er sich beeilen soll, sie kriegt keine Luft mehr. Ich schrie nach dem Arzt und bin nur noch raus gerannt. Ich rief meine Mutter an und haben geschrien und geweint. Sie ist sofort gekommen, mit einer Freundin zusammen. Waren noch im Lokal.
Rosa ist dort gestorben. Ich glaub es immer noch nicht.
Hätten wir nicht Layla zu Hause sitzen, hätten wir die Nacht vor der Klinik verbracht. Der Gedanke, dass unsere kleine Maus darin alleine liegt.
Mein Freund leidet sehr. Er hat Rosa in den Händen gehalten. Er hat gesehen, wie ihre Augen raus drückten, hat mit der Hand die Augen zugehalten, damit sie den letzten Blick nicht in die Praxis richtet. Dabei spürte er ihre Augen. Er hat noch ihr Lieblingslied vorgesungen.
Als wir irgendwann betäubt nach Hause kamen, kam uns Layla entgegen. Sie weinte und zitterte am ganzen Leib. Die Schwester meines Freundes kam auch. Wir haben alle nur geweint. Stundenlang. Erst gegen 6 Uhr in der früh legten wir uns hin. Zu schlafen hat ein wenig gut getan. Aber in dem Moment, wo man aufwacht, stürzt der Schmerz über einen rüber. Das gewohnte schnaufen und schnarchen auf meiner Seite des Bettes fehlte. Das knurren und grummeln, wenn Layla sich rein schummeln wollte. Das bellen und anschlagen, wenn jemand klingelte.
Es ist so still geworden.
Überall wo wir laufen, sehe ich Rosa rennen und springen. Es gibt in der Stadt kaum einen Flecken, wo Rosa nicht mit uns zusammen war.
Gegen Nachmittag holten wir ihren Körper ab, um sie ins Kramtorium zu bringen. Beerdigen konnten wir sie nicht. Weil wir kein Eigentum haben. Und sie sollte nicht unnötig lange in einer Truhe "gelagert" werden.
Als wir sie abholten, ging mein Bruder mit. Und Layla hatten wir auch dabei. Wir haben Layla dann zu Rosa in den Kofferraum gelassen, damit sie sie sehen kann und begreift. Layla hat erst geschnüffelt, uns angesehen, gewinselt und sich auf Rosa drauf geworfen. Sie wollte nicht weg von ihr.
Im Auto liegt Layla nicht mehr wie sonst. Sonst - egal wie kurz die Strecke ist - macht sie es sich hinten auf dem großen Kissen gemütlich und schläft oder liegt wenigstens. Jetzt kommt sie vor auf die Rücksitze und setzt sich hin und schaut aus dem Fenster. Lehnt sich gegen die Rückenlehne. Sie sieht so traurig aus!!
Am Dienstag früh haben wir Rosa einäschern lassen. Jetzt haben wir sie erst mal zu Hause. Sie steht auf der Fensterbank im Wohnzimmer, von wo aus sie uns immer erwartet hat oder hinter schaute. Seit Montag brennt durchgehend eine Kerze für sie.
Wir werden sie nach Griechenland bringen und im Dorf beerdigen, wo der Opa meines Freundes lebte, der sie auch so sehr liebte.
Es tut aber immer noch weh. Wenn ich morgens aufstehe, kann ich nur weinen. Wenn ich mit Layla Gassi gehe und die Wiesen sehe, wo Rosa so gerne tobte, muss ich weinen. Wenn Layla mich zum lachen bringt, muss ich gleichzeitig weinen.
Egal wo ich bin und was mich an sie erinnert - ich muss weinen und kann nicht aufhören. Seit Montag habe ich kaum was essen können. Alles bleibt im Hals stecken. Montag hatte ich eine kleine Schüssel Suppe. Dienstag teilte ich mit Layla ein Croissant. Mittwoch habe ich mit meiner Mutter wenigstens eine Falaffel gegessen. Heute noch gar nichts.
Es geht einfach nicht. Ich schaff es nicht.
Und wenn ich es schaffe, mal nicht an sie zu denken und sogar zu lachen, mit Freunden, dann habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich sie vergesse.
Ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll. Wir erinnern uns selbst immer wieder daran, dass Layla uns nun braucht. Auch sie trauert und sie soll daran nicht kaputt gehen. Sie hatte eine Kastration und mit der Hormonumstellung eh zu schaffen. Dann dieser Schock und Verlust und nun die Trauer überall um uns herum.
Ich gebe ihr Rescue-Tropfen und versuche neben ihr nicht traurig zu sein. Zu lachen und mit ihr zu spielen.
Bis nächste Woche Freitag müssen wir durchhalten. Dann kommen meine Schwiegereltern aus Griechenland. Wie geplant. Sie bleiben paar Monate bei uns. Und sie bringen ihren kleinen Jack mit. Ein kleiner süßer Rüde, der total gerne mit Layla spielt. Vielleicht tut er ihr gut.
Rosa ist am 21. November gestorben. Bisher war es unser Jahrestag. An diesem Tag sind mein Freund und ich seit 11 Jahren ein Paar. Nun ist es Rosas Todestag und wir werden ihr jedes Jahr eine Kerze anzünden, statt zu feiern.
Ich liebe dich Rosa!!