Ja, Nemesia,
wir haben auch geschaut.
Ob Roccalana wohl auch etwas gesehen hat?
Und Carolyn?
Jedenfalls, es begab sich, dass unser Haus ( und das Nachbarhaus links) so günstig lag für die Mondsicht, dass sich die halbe Nachbarschaft vor meinem Törchen und direkt daneben, vor der Einfahrt zum Nachbarhaus, sammelte. So standen wir alle auf Zäune und Törchen gelehnt und schauten... und selbst der Mann, der den Reweladen hat, konnte niemanden mit der Einladung zu einem Kasten Bier zu seiner Terrasse ( wo man sitzen konnte) weglocken. Schließlich hat er das Bier geholt.
Stefan, der jugendliche Sohn aus dem Nachbarhaus, entdeckte den Mond als erstes. Da stand er noch sehr niedrig und war noch sehr, sehr dunkel...
Es war schon ein beeindruckendes Schauspiel, und es war unterhaltsam, mit so vielen Leuten zu gucken.
Ein paar huschende, flatternde Fledermäuse gesellten sich hinzu, was die Atmosphäre noch verfeinerte.
Wir standen bis spät in die Nacht, bis der Mond wieder zur Hälfte leuchtete. Ein älterer Herr hatte sich doch einen Stuhl geholt, ihn in eine Ecke gestellt, und war bald darauf eingeschlafen. Seine Frau weckte ihn irgendwann liebevoll mit einem Eishörnchen...Und weil ich offenbar etwas neidvoll blickte, bekam ich auch eins.

Auch der Stefan, und die junge Jule, und mein Sohn...
Und weil wir alle gedanklich bei den Sternen waren, wetteiferten wir nach einiger Zeit damit, uns gegenseitig verschiedene Sternbilder zu zeigen. Der große Wagen stand, wie so oft, beim Nachbarn über dem Hof, was eine kleine Völkerwanderung von der Straße nach dorthin hervorrief. . .
Was mich stört, ist der Ausdruck "Blutmond". Er lässt mich so sehr ans Mittelalter denken, als die Menschen noch glaubten, der blutfarbene Mond sei ein übles Vorzeichen für Blut, Gewalt, Krieg und Tod. Oder für Seuchen, Blut und Tod. Die Pest fiel mir wieder ein, der 30jährige Krieg, und ich dachte nur: hoffentlich ist es wirklich kein böses Omen!
Und unter dem Mond leuchtete ja auch ganz rötlich der Mars. Mars, der Kriegsplanet! Ich glaube, die Leute im Mittelalter wären ausgetickt! Und vermutlich alle schnell in die Kirchen gerannt, um die trockenen Gebeine der Heiligen zu schütteln und zu küssen...
Aber wir konnten auch die ISS sehen und dachten an unseren Astronauten, dem wir zuprosteten! Damit war ich wieder in der Wirklichkeit, und meine dunklen Gedanken verschwanden.
Für heute einen lieben Gruß,
Mia