Tag um Tag

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Carolyn
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Re: Tag um Tag

Beitrag von Carolyn » Fr Feb 25, 2022 14:42

Tscharlie hat geschrieben:
Do Feb 24, 2022 06:24
Hmm, wenn 1.700.000 Menschen niemand sind, dann hast Du recht, denn soviele arbeiten aktuell in der Pflege.
*lach* Retourekutsche angekommen, Tscharlie! :daumen:

Aber Du hast natürlich Recht, "niemand" war die falsche Vokabel. Der Ausdruck "(zu) wenige" wäre exakter gewesen.
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)

Mia
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Re: Tag um Tag

Beitrag von Mia » Fr Feb 25, 2022 18:13

Dass zu wenige Menschen in Deutschland in der Pflege arbeiten ( oder bald wieder ausscheiden), liegt nicht unbedingt daran, dass sie sich nicht dem Tod oder dem Sterben auseinandersetzen wollen.
Es liegt
a) an den Arbeitsbedingungen - davon gleich mehr
b) an den Ausbildungsbedingungen, bzw. den geforderten Qualifikationen.

Ich fange mit a) an.
In einem GUTEN Heim, ist Krankheit und Sterben kein Problem.
Die Menschen dort DÜRFEN erkranken, jederzeit wird, wenn es nötig erscheint, ein Arzt gerufen, das medizinische Personal ( Medischwestern/Medipfleger) sind gut ausgebildet, sie sehen, wenn sich zum Beispiel ein Dekubitus bildet, wenn sich Zehen wegen Diabetes schmerzhaft entzünden - und können mit ihren Mitteln Hilfe leisten.

Die Pflegerinnen haben ZEIT, sich um die Kranken zu kümmern, haben Zeit, sich deren Sorgen anzuhören, haben Zeit, am Körper der Patienten Schwachstellen zu entdecken
( Durchblutungsstörungen im Bein, schmerzhafte Muskelkrämpfe, entzündete Zehennägel, schmerzende Druckstellen unter Zahnprothesen, durch Ohrenschmalz verstopfte Gehörgänge, beim Waschen Ausfluss aus den Geschlechtsorganen, etc.)

So betreut, können Menschen dort gut sterben - sie werden liebevoll betreut, gefüttert, sorgfältig getränkt und gewaschen - bis sie gehen.

In einem in Deutschland inzwischen 'normalen' Heim, kommen die Medischwestern und deren männliche Pedants, die Medipfleger, - zum Teil aus Zeitgründen- NUR noch zum Tablettengeben! Sie nehmen nicht mehr hellwach teil an den Erkrankungen der Bewohner!
( Ich habe in 'meinem' Heim, wo ich arbeitete, diesen Wechsel sehr bewusst erlebt. Auch in den Heimen, in denen ich meine Mutter immer mal zur Kurzzeitpflege unterbrachte.)
Ärzte dürfen NUR nach Zustimmung der Heimleitung gerufen werden, und solange die noch nicht "rot" sieht, können die besorgten Pflegerinnen erzählen was sie wollen.

So wurde vor dem Tod meiner Mutter, in dem Heim, wo sie zur REHA war, eine Lungenentzündung übersehen! Ihre nun - plötzlich - auftretende körperliche Schwäche wurde ihrem Alter zugeschrieben!

Für jene Pflegerinnen, die sich jeden Tag liebevoll kümmern, ist ihr eigener Zeitmangel natürlich ein Horror! Die sensibleren spüren, dass sie die Anforderungen, die sie ehrlich an sich selber stellen, unter diesen Bedingungen NICHT erfüllen können. Tiefer Frust macht sich breit.

Die weniger sensiblen haken dann das Sterben unter ihren Händen ab mit Sätzen wie: "Na, 86 ist doch ein schönes Alter! - Reicht doch, wenn der Arzt kommt, wenn der Kerl/ die Frau tot ist!" - Diese sind gut im Verdrängen.

Das sind aber häufig diejenigen, die sich als erste über ihre Arbeitsbedingungen beklagen. Wir haben hier einen dreiteiligen Schichtdienst. Und weil immer wieder Leute ausfallen, kann es sein, dass man 3 mal hintereinander Nachtdienst hat, und dann sofort wieder Frühdienst, OHNE auch nur einen Tag Pause dazwischen.
(Auch das kenne ich aus 'meinem' Heim.)
Sowas geht echt auf die Knochen - und auf die Seele!

Kein Wunder, das viele Pflegerinnen nicht gerne lange bleiben.

Kommen wir zu Punkt b):
Bis ungefähr zur Jahrtausendwende, wurden noch einfache, ganz normale Frauen, die sich um eine Stelle bewarben, in Pflegeheimen angestellt. Sie wurden angelernt und arbeiteten dann dort als Pflegehelferinnen.Bei einer Vollzeitstelle waren das dann 1200 - 1400 Euro netto, das ist ja nicht zu verachten. Und, ich meine, eine ältere Frau, die zwei Kinder großgezogen hat, die ihren alten Vater betreute, warum soll die nicht da arbeiten können?

Dies wurde aber inzwischen verboten!
Pflegehelferinnen sollen eine Qualifikation besitzen!
Eine einjährige ( weitgehend schulische) Ausbildung ist Pflicht! Da kommen aber nur jüngere Leute rein, weil die Älteren die Maßgaben nicht mehr erfüllen.

Die jüngeren, die kommen, werden aber zunächst in Heimen zu einem Niedriglohn verheizt.
In 'meinem' Heim begannen die mit 9,20 Euro die Stunde, um im nächsten Jahr und dem übernächsten etwas 'hochklettern' zu können. Dass das keine gute Lust macht, beim Schichtdienst und der zum Teil auch körperlich sehr anstrengenden Pflege, liegt auf der Hand.
Zudem musste man die Ausbildung bis heute selbst bezahlen. Das soll aber jetzt geändert werden.

Um die Heime zu entlasten, wurde etwa auch um die Jahrtausendwende, ein Programm für "Betreuungskräfte" staatlich subventioniert. Grundausbildung: 3 Monate bis ein Jahr.
Halb schulisch, halb durch Praktika, Abschlussprüfung nach staatlichen Leistungsvorgaben.

Das waren keine Pflegekräfte, sondern die sollten mit den Bewohnern basteln, spielen, spazierengehen, was weiß ich. Die sollten den Bereich abdecken, den die Pflegerinnen in einem Heim nicht mehr leisten konnten.

Nun, das Gegenteil wurde in Heimen daraus. Ich selber habe so eine einjährige Ausbildung gemacht, und kann folglich von mir und all meinen Kommilitoninnen berichten.
ALLE von uns wurden in Heimen sofort auch zur tätigen Pflege herbeigezogen.
Bei einem extrem niedrigen Lohn.

Und nun: die Leute mit der 3 monatigen Ausbildung werden schon lange nicht mehr eingestellt, denn inzwischen wurden die Bedingungen verschärft. Selbst von mir, die ich ein einjähriges Ding mit einer Note von 1,2 abschloss, erwartete man hier, dass ich jährlich zwei Fortbildungen besuchte, die mich weiterbringen sollten. Witzig: die werden im Kreis Höxter aber gar nicht angeboten. ( Gottseidank bin ich da aber trotzdem rausgekommen.... ich konnte die Zeit im Heim und mein gutes Zeugnis dort geltend machen. :pfeif: )

Kurz und klein: die Regierung hat sich mit den staatlich finanzierten Betreuungskräften einen Bock geschossen!
Die Betreuungskräfte werden in Heimen als Pflegerinnen missbraucht, weil dort Pflegekräfte fehlen, sie können aber nicht nachwachsen, weil die Bedingungen zum Weiterkommen zu hart geworden sind.
Minilohn- und gleichzeitig Pflegeaufgaben, okay? Dabei aber keinerlei Kompetenz, um zum Beispiel einen Arzt zu rufen.

Wer will das schon über etwas längere Zeit machen?

Mia
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Re: Tag um Tag

Beitrag von Tscharlie » Fr Feb 25, 2022 19:01

Bei meiner Mutter kommt nun öfter ein farbiger Pfleger mit seiner Teetasse vorbei, er macht Pause in ihrem Zimmer.
Der junge Mann (25?) und die alte Dame (96) tauschen fasziniert ihre Erlebnisse aus.
Mutter ist überrascht was dieser junge Mann schon erlebt hat, er wohl gefangen von der fast 100 jährigen Vergangenheit.
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Re: Tag um Tag

Beitrag von Cassi » Sa Feb 26, 2022 10:44

Hallo ihr Lieben!

Jetzt war ich echt lange nicht mehr online, hier ist ja einiges geschrieben worden. Da muss ich mich erstmal wieder durchlesen.

Die letzten Wochen waren ziemlich stressig auf der Arbeit, da hatte ich häufig keine Energie mehr, mich hier noch aktiv zu beteiligen... Und wenn mal etwas Energie da war, habe ich sie in einige Projekte zu Hause gesteckt. Natürlich auch in Gartenvorbereitungen - einige weitere Saaten sind ausgebracht und werden gut betreut, damit sie schön keimen und wachsen. Leider war das Wetter zuletzt so bescheiden, dass ich im Garten selber noch nicht viel vorbereiten konnte. Vielleicht komme ich da in den nächsten Tagen mal zu, aktuell ist das Wetter etwas besser.

Mein Partner holt gerade unsere neuen Möbel ab, die wir schon im November bestellt hatten und die nun endlich da sind. Ich habe schon alles für den Aufbau vorbereitet, so kann ich jetzt die ruhige Zeit noch etwas nutzen, um hier zu stöbern.

Ich grüße euch lieb
Cassi

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Re: Tag um Tag

Beitrag von Mia » Sa Feb 26, 2022 18:21

Viel Freude an den neuen Möbeln!
Und nicht zu viel Stress beim Aufbauen, das wünsche ich Dir! :smile: :smile: :smile:
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Re: Tag um Tag

Beitrag von Cassi » So Feb 27, 2022 10:01

Oh, wir freuen uns sehr. Das Aufbauen ging ganz fix. Da wir teilmassive Möbel (eine Kommode, ein TV-Board) gekauft haben, kamen die beiden schon fertig montiert, es mussten nur noch die Griffe angeschraubt, bei einem noch Füße angeschraubt und die Einlegeböden positioniert werden.

Ein weiterer Schritt geschafft :grin:

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Re: Tag um Tag

Beitrag von Mia » Do Mär 03, 2022 18:36

So. Hier ist der richtige Ort!
Liebe User: Roccalana, Tscharlie, Manu, Mäuschen, Toscanine und Cassi, ich werde jetzt hier fortgehen. Ich habe den Eindruck, ich werde von anderen nicht geschätzt.
Ich habe keine Lust, mich zu streiten, deshalb lasse ich es!
Macht es gut!
Falls ihr irgendwelche themenbezogenen Fragen habt, dies ist meine Email-addi:
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Lieben Gruß Euch allen! Und gutes Gedeihen! :blume2: :blume4: :blume4: :blume4: :blume2:
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Re: Tag um Tag

Beitrag von roccalana » Fr Mär 04, 2022 14:01

Hi Mia
ich weiß ja nicht, ob Du das noch liest, aber trotzdem
Mia hat geschrieben:
Do Mär 03, 2022 18:36
Ich habe keine Lust, mich zu streiten, deshalb lasse ich es!
Das kann ich gut verstehen, aber ich habe es nicht als solches gelesen, sicher eine Diskussion, vielleicht auch im falschen Ton nach Deiner Ansicht, aber trotzdem, deahalb aufhören :nachdenk:
Du hast in der letzten Zeit viele Threads geschrieben, sicher alle interessant mit reichlich Informationen versehen.
Vielleicht überlegst Du es Dir noch mal, nach einer reichlichen Pause :nod:
Wie auch immer, auch Dir alles Gute
Rita
Wer nicht ganz dicht ist, ist wenigstens für alles offen!

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Re: Tag um Tag

Beitrag von Carolyn » Fr Mär 04, 2022 14:22

Ich wünsche Dir, dass Du Deine familiären Probleme in den Griff bekommst. Ich hoffe, dass Du dann wieder den Nerv hast für Menschen, die andere Erfahrungen haben als Du und wieder am Forenleben teilnimmst.
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Re: Tag um Tag

Beitrag von Cassi » Sa Mär 05, 2022 15:45

Liebe Mia,

schade, dass du dich verabschiedest. Ich habe deine Ideen und Tipps sehr geschätzt und als gute Anregung verstanden, auszuprobieren, was bei mir funktionieren könnte.

Das Problem an Foren und generell schriftlicher Kommunikation ist häufig, dass Missverständnisse auftreten können, da man eben häufig die passenden Untertöne nicht mitbekommt oder Untertöne "reinliest", die gar nicht so gemeint sind. Bei uns auf der Arbeit ist es daher beispielsweise so, dass bestimmte Diskussionen schriftlich nicht erlaubt sind, beispielsweisen Diskussionen über den Dienstplan dürfen nicht mehr per Messenger geführt werden, sondern müssen persönlich besprochen werden. Eben weil es da häufig zu Missverständnissen kam.

Insofern sollten wir alle uns bewusst sein, welches Risiko die rein schriftliche Kommunikation bergen kann, und dass man eben Dinge schnell mal falsch verstehen kann, auch beispielsweise aufgrund eigener Stimmung. So ist zumindest meine persönliche Erfahrung.

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Re: Tag um Tag

Beitrag von Tscharlie » So Mär 13, 2022 09:58

Der kleine Pudel ist heute 18 1/2 Jahre alt.
In dem Alter kann man schon mal Halbgeburtstage feiern.
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Re: Tag um Tag

Beitrag von Mäuschen » So Mär 13, 2022 18:05

Mia hat geschrieben:
Do Mär 03, 2022 18:36
So. Hier ist der richtige Ort!
Liebe User: Roccalana, Tscharlie, Manu, Mäuschen, Toscanine und Cassi, ich werde jetzt hier fortgehen. Ich habe den Eindruck, ich werde von anderen nicht geschätzt.
Ich habe keine Lust, mich zu streiten, deshalb lasse ich es!
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Leider kann ich dazu nichts sagen. Ich kenne mich hier zu wenig aus.

Das relativ Wenige, das ich von dir bisher gelesen habe fand ich sehr freundlich, nett, manchmal lustig und informativ.

Von daher bedauere ich das. Sehr schade.

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