Das Bio-Gärtner Forum

Hallo allerseits!
Meine Mutter hat schon seit Jahrzehnten einen Kaktus, der immer weiter in die Höhe wächst. Er ist schon über 160cm groß und wächst auch immer weiter. Leider verliert er mit jedem Centimeter, den er wächst, an Stabilität und kippt immer mehr auf die Seite. Zur Zeit hält er sich eigentlich nur noch an der Wand. Er bekommt auch immer wieder sehr viele Sprößlinge auf der Seite, die wir immer wieder abschneiden und in einen anderen Topf pflanzen. Die wuchern auch schon wild.

Unser eigentliches Problem zur Zeit ist aber der höchste und älteste Kaktus. Wie gesagt, er verliert immer mehr an Stabilität und wir wissen nicht, was wir mit ihm machen sollen. Kann da jemand helfen?

Irgendwas scheint dem Kaktus zu fehlen. Möglicherweise Licht im Winter, oder vielleicht auch Dünger damit das Gewebe ausreifen und fest werden kann.
Ferndiagnosen sind eben immer schwer.
Notfalls kannst du dir im Gartencenter einen Bambusstab kaufen (gibts bezahlbar bis 2,5 m Höhe) und den Kaktus anbinden.

Danke für deine Antwort!

Ich hätte mir ehrlich gesagt nicht gedacht, dass es einem Kaktus an etwas fehlen kann. Für mich waren das immer sehr starke Pflanzen, weil sie ja auch ohne Probleme in der Wüste überleben können.
An einen Bambusstab habe ich auch schon gedacht. Glaubst du wirds besser, wenn er einen guten Dünger und mehr Licht bekommt?

Wüste und Wohnzimmer ist ja ein gewaltiger Unterschied.
Mit mehr Dünger im Sommer und mehr Licht im Winter kann es klappen. Eine Garantie kann ich dir aber natürlich nicht geben.
Auf keinen Fall aber im Winter düngen wenn zu wenig Licht vorhanden ist.

Hallo Beam,
oh wei... Ich würde sagen: verschenken, in einen botanischen Garten bringen - oder abschneiden und neu bewurzeln, wenn man sehr daran hängt.
Ich hatte auch mal so ein endlos in die Höhe wachsendes Säulenkaktusteil, und man wird dem irgendwann nicht mehr Herr.
Die nehmen dann Wüstenmaße an, nicht daran denkend, dass sie sich im Zimmer befinden. Und je mehr sie oben ins Dunkle geraten, um so anfälliger werden sie auch.
Aber man kann sie wirklich abschneiden, die Schnittfläche einige Tage abtrocknen lassen, relativ trocken in Kakteenerde mit Sand stecken, gaaaanz vorsichtig gießen... und dann sollte das zarte Teil auf halber Höhe weiterwachsen.

Lieben Gruß,
Mia

Vielen Dank für eure Antworten!

Wir werden eure Tipps mal befolgen und dann sehen wir eh, wie es mit unseren Kakteen (sind ja bereits schon mehrere geworden :D) weitergehen wird. Vielleicht wird das Wohnzimmer auch einfach mal ein Wüstenzimmer voll mit Kakteen :D:D hat auch was

Wir hatten dieses Problem ebenfalls mit Kakteen im Wohnzimmer und haben lange nicht daran gedacht, dass es am Klima liegen kann.

Dann sind wir darauf gekommen, und haben es am Balkon versucht. Da klappt es sehr gut, und man hat den Vorteil, dass man sich grundsätzlich nicht ums Gießen kümmern muss.

Wenn da genug Ableger sind, alten Kaktus raus, neuen rein und

in der Wüste gibt's ja z.B. von dem Gestein, das da ansteht, durchaus Mineralstoffe ... irgendwoher bekommen die dortigen Pflanzen aus ihrer natürlichen Umgebung, an die sie angepasst sind, alle Nährstoffe, die sie brauchen (und wie tief und weit reichen eigentlich in der Natur Kakteenwurzeln??? (weiß das jemand? fände ich interessant!) )

@beam, wie ging es weiter mit der Pflanze?
(ich traue mich an Kakteen überhaupt nicht ran und bin fasziniert, wenn ich (von) so alte(n)/ beeindruckende(n) Exemplare(n) sehe (/höre) - habe nicht die richtigen Bedingungen bei mir und wenn v.a. nicht auf Dauer - Umzüge mit einem älter werdenden Kaktusfreund sind bestimmt auch "lustig", puh)

Die reichen gar nicht so tief, die Kakteenwurzeln, Platano.
Ich würde mal sagen, bei einem großen Exemplar vielleicht maximal 40 cm? Bei einem seeehr, sehr großen maximal 60, 70? Gehen aber auch durchaus in die Breite.
Dagegen können die Wurzeln einer Sonnenblumen gut 2 Meter ( und mehr) in die Tiefe wachsen, um dort Wasser zu erschließen.

Jetzt, warum?
Kakteenwurzeln müssen nicht tief reichen, um tiefe Wasservorräte zu erschließen, denn die gibt es in ihrem Lebensbereich schlichtweg nicht. Da sie in in absoluter Wasserknappheit wachsen, ist ihre Pflanzengestalt ja so umgebildet, dass sie das benötigte Wasser in sich selber speichern.
Ihr Lebenshorizont gibt auch in größeren Tiefen kein Wasser her, deshalb hat die Evolution entschieden, sich die für sie nutzlose lange Wurzel zu sparen. Von daher haben ihre Wurzeln vor allem die Funktion mineralische Nährstoffe aufzunehmen und den Kaktus im Untergrund zu stabilisieren, damit er nicht umfällt.
Natürlich nehmen Kakteen über die Wurzeln auch dringend Wasser auf, aber das ist in der Regel Oberflächenwasser, nach Regenfällen. In ihrem Lebensbereich versickert es rasch zwischen Sand und Steinen, deshalb müssen die Wurzeln recht weit oben liegen, um das lebensspendende Nass sofort auffangen zu können. Von daher wurzeln sie nicht tief.

An Nährstoffen brauchen trockenheitsbezogene Kakteen am besten überhaupt keinen Stickstoff, er würde ihr Gewebe nur weich und schwammig machen. Sie kommen mit den wenigen mineralischen Nährstoffen, die ihnen Sand und Steine bieten, wunderbar hin.
Viel mehr als das, würde ihnen schaden.

Anders ist es natürlich mit tropischen Kakteen, die in Baumwipfeln nisten. Auch hier sind die Wurzeln recht kurz, aber sie sitzen in kleinen Humusanreicherungen, nehmen gerne auch etwas Stickstoff zu sich, zuviel darf es aber auch hier nicht sein. Ihre Triebe würden sonst weich, groß, schwammig und anfällig für Krankheiten. Pflanz ein Epiphyllum in normale Blumenerde mit etwas Sand. Das reicht als Düngeleistung für die nächsten Jahre. Mehr braucht auch ein Epi nicht.

Ich habe eine Zeitlang auf der Insel La Palma gelebt, und da durchaus auch Kakteen ausgebuddelt. Man braucht die Stacheldinger ja nicht überall im neuen Garten. Das waren vor allen Dingen Opuntien, Säulenkakteen und Euphorbien, wobei letztere ja keine Kakteen sind, nur der Habitus geht in die Richtung.

LG
Mia

Mia hat geschrieben:Aber man kann sie wirklich abschneiden, die Schnittfläche einige Tage abtrocknen lassen, relativ trocken in Kakteenerde mit Sand stecken, gaaaanz vorsichtig gießen... und dann sollte das zarte Teil auf halber Höhe weiterwachsen.

Das ist spannend, das wusste ich auch noch nicht. Hätte mir jetzt nicht gedacht, dass man Kakteen auch beschneiden kann!

Bei Topfpflanzen, die zu groß werden, ist es ja immer eine Frage, was man mit ihnen macht. Einfach Ableger nehmen und die Ursrungspflanze umschneiden, würde ich zum Beispiel auch nur schwer über's Herz bringen. Hier können das bestimmt viele verstehen, an mehrjährigen Pflanzen, die man teils schon viele Jahre hat, hängt man ja irgendwie auch emotional. Man hat sie aufwachsen sehen, hat sie vielleicht schon gegen Krankheiten behandelt und sie haben ganz viel "miterlebt", indem sie einfach dabei waren.

oxi hat geschrieben: Das ist spannend, das wusste ich auch noch nicht. Hätte mir jetzt nicht gedacht, dass man Kakteen auch beschneiden kann!

Hast Du in einem Gartenmarkt evtl. schon mal kleine Kakteen für ein paar Euro mit bunten "Köpfen" gesehen? Da wurde auch nur der untere Kaktus abgeschnitten und ein anderer, farbiger Kaktus aufgepfropft. Sehr oft überlebt der aufgepfropfte Kaktus jedoch nicht lange.

P.S.: So etwas meine ich, ein beliebiges Bild aus der Suchmaschine: https://media.dehner.de/main/veredelte- ... Herzig.jpg