Gestern früh (also Samstag) habe ich beim Zeitunglesen einen Kurzartikel entdeckt, der einen Pflanzentauschtag eines Gartenbauvereins ankündigte - für eben diesen Samstag. Ich wußte zwar nicht, was mich da erwartet - ich habe auch schon (Briefmarken)Tauschtage erlebt, bei denen es um "Tausch gegen Geld" ging - aber ich dachte, das ist DIE Chance, um evtl. ein paar Paprika- und Bananenpflanzen los zu werden. Um 13 Uhr sollte es los gehen. Also habe ich 25 Paprika eingepackt und ein halbes Dutzend kleine Bananen sowie eine ziemlich große. Von letzterer hatte ich noch schnell drei Jungpflanzen abgenommen. Dazu noch eine Buntnessel, die ich schon überlegt hatte wegzuwerfen, weil sie nicht so wunderbar dunkelrot wie ihre Schwester im Büro sondern ziemlich grün war. Da ich auch in Betracht gezogen habe, dass das so eine Art Flohmarkt wird habe ich auch noch einen Gartentisch, einen Hocker, Zeitungspapier zum Einpacken, ein bisschen Wechselgeld und eine Schere zum Zerteilen der Zehnertrays eingepackt. Gebraucht habe ich nur die Schere.
Ich hatte eigentlich gedacht, ich wäre auf alles vorbereitet. Auf das, was kam, war ich es jedoch nicht.
Ich komme also an diesem Feuerwehrhaus an, sehe vom Auto aus ein paar Bierzeltgarnituren, um die 20-30 Leute wuseln, fast ausschließlich Frauen. Auch auf dem Boden stehen Pflanzen. Unter dem Dach wird offenbar Kaffee und Kuchen verkauft. Ich parke mein Auto gegenüber und sehe mir das Ganze zunächst mal an. Offenbar bin ich mit Jeans, roter Bluse und alter Lederjacke eher overdressed. Ich werde zunächst wenig beachtet, aber ich merke, dass man sich kennt und es eher wie bei einem Ausverkauf am Ramschtisch zugeht denn wie bei einem geordneten Tausch. Schnäppchenfieber grassiert. Nach ein paar Minuten frage ich eine Frau, die zu den Organisatoren gehören zu scheint, wie ich es anstelle, dass ich hier Pflanzen los werde. "Immer her damit, was haben Sie denn?" - "Paprika und Bananen." - "WAAAS, PAPRIKA und BANANEN! Na, immer HER damit!"
Ich gehe also die paar Meter zum Auto und hole zunächst die Schachtel mit 20 Paprikapflanzen in zwei Zehnertrays. Es ist nur ganz, ganz geringfügig übertrieben wenn ich sage, dass sie mir regelrecht aus den Händen gerissen wurden. Es waren alle höflich und fröhlich und begeistert, aber wären sie das nicht gewesen (und hätten sich wohl überdies untereinander alle gekannt), hätten sie sich wohl darum geprügelt.
![Laughing :lol:](./images/smilies/icon_lol.gif)
Die Trays hätten sie am liebsten zerbrochen oder zerrissen, so dass ich schnell einwarf, dass ich Schere dabei hätte. Ich hole die Schere zusammen mit dem Träger mit Bananen und den andern fünf Paprika und innerhalb von maximal zehn Minuten waren alle Paprikapflanzen verteilt. Auch die Bananen fanden sofort Interessenten - und ausnamslos alle, die fragten, wollten sie in den Garten pflanzen. Als ich als letztes noch die große Banane aus dem Auto geholt habe - sie mußte ich hinter den Sitz stellen - kam ich gar nicht bis zu den anderen. Mir kam schon ein Junge entgegen - im Hintergrund die Mutter, sonst hätte Bedenken gehabt, sie ihm einfach so zu geben - der sie mir sofort aus den Händen genommen und zum mütterlichen Auto getragen hat. Insgesamt brauchten die Bananen etwas länger, aber nach 20 bis 30 Minuten war auch da nur noch ein nicht ganz so schönes Exemplar übrig. Wann die Buntnessel ihren Liebhaber fand, habe ich nicht mitbekommen.
Die meisten Leute hatten sich bald mit Kaffee und Kuchen, der gegen eine Spende (vermutlich für den Gartenbauverein) verkauft wurde, an die Tische verzogen. Nach etwa einer Dreiviertelstunde habe ich dann gefragt, ob ich die letzte Banane einfach hier lassen könnte, ich müßte weg (das stimmte auch!). Das war kein Problem, rückblickend betrachtet hätte ich mich wohl schon nach zwanzig Minuten wieder auf den Weg machen können. Und ich wäre definitiv noch mehr Paprika los geworden.
Natürlich habe ich mir auch angesehen, was da so angeboten wurde und habe verstanden, warum sich alle so auf meine Paprika gestürzt haben. Das restliche Angebot waren überwiegend nicht pikierte Kümmerlinge, Kleinstpflänzchen oder Gartenpflanzen, die in aller Hast ausgegraben worden waren. (Allerdings hatten sich viele auch schon Pflanzen reserviert und beiseite gestellt.) So würde ich nie im Leben Pflanzen anbieten! Um der Höflichkeit und des Tauschgedankens willen habe ich einen Packen weißer Herbstastern mitgenommen, mit der (sehr stabilen) Schere als Pflanzschaufelersatz von einem nahezu halbquadratmeter großen, roh ausgestochenen Stück abgetrennt. Sie stehen jetzt erstmal zur Erholung in einen großen Topf gepflanzt im Pflegegarten und kommen entweder ins Staudenbeet oder in den Hang neben der Straße. Bei den blühenden Erdbeeren dachte ich kurz daran, sie für Anfängerin mitzunehmen, die schienen sehr schön zu sein.
Also, mein Tipp an alle, die auf der Suche nach günstigen/kostenlosen Pflanzen sind: Lokalanzeigen im Auge behalten und ggf. pünktlich zum Veranstaltungsbeginn auf einem Pflanzentauschtag vorbei schauen. Nicht schüchtern sein, es kann sich lohnen!