Das Bio-Gärtner Forum

Hallo zusammen,

es ist April und langsam geht bei mir die Kräuter-Saison wieder los.
In den letzten drei Jahren hat das Kräuterpflanzen in Balkonkästen immer recht gut funktioniert. Dennoch bin ich noch sehr unsicher, was die Erde für die einzelnen Kräuter angeht.

Letztes Jahr habe ich, ehrlich gesagt, alles in Kübelerde gepflanzt und es hat auch recht gut funktioniert. Nun war ich gestern allerdings im Baumarkt und stand vor der Kübelerde (19 Cent pro Liter) und der Kräutererde (40 Cent pro Liter). Eine Verkäuferin meinte, dass in der Kübelerde auch Dünger ist, der in die Kräuter übergeht und wenn man davon viel verzehrt, sei es besser die Kräutererde zu verwenden. Deshalb habe ich mich für die teurere Kräutererde entschieden.
Frage 1: War diese Entscheidung sinnvoll? Und muss ich dann selbst mit einem Bio-Dünger von Anfang an düngen?

Frage 2: Allerdings frage ich mich auch, ob es denn sinnvoll ist, alle Kräuter in dieselbe Erde zu pflanzen?

Ich hatte mir hierfür extra ein Buch gekauft, aber mit den Angaben kann ich recht wenig anfangen. Folgende Kräuter werde ich bei mir in den Balonkästen anpflanzen und mein Buch sagt dazu Folgendes:

1.) Koriander: frischer Gartenboden
Tja, das gab es leider im Baumarkt nicht (grins). Frage 3: Bin ich da mit Kräutererde immer noch gut dabei?

2.) Pfefferminze: frische bis feuchte, humos-nährstoffreiche, mittelschwere Böden
Frage 4: Woran erkenne ich, ob eine Erde humos-nährstoffreich ist? Und was bedeutet mittelschwerer Boden?

3.) Rau Ram / Vietnamesischer Koriander: auf jedem feuchten, nahrhaften Gartenboden oder in der dauernassen Sumpfzone
Frage 5: Was bedeutet nahrhafter Boden? Und woran erkenne ich diesen im Baumarkt?

4.) Perilla: jeder gute, durchlässige, leicht saure, humose und nicht zu trockene Gartenboden
Frage 6: Das klingt mir irgendwie nicht so, als ob alle Kräuter dieselbe Erde bevorzugen würden. Hat jemand eine Idee, welche Erde hierfür am besten wäre?

5.) Kammminze / Vietnamesische Melisse: stickstoffreich, bevorzugt steinige lockere Lehmböden
Frage 7: Vermutlich ist es sinnvoll, Erde zu mischen. Was finde ich denn im Baumarkt, was hierfür in Frage kommt?

6. Thai-Basilikum: (hier gibt es keinen speziellen Eintrag in meinem Buch für Thai-Basilikum, nur für Basilikum) leichte bis mittelschwere, lockere frische Böden


Bitte entschuldigt die vielen Anfängerfragen. Ich bin wirklich noch nicht so lange dabei und mit Böden und Dünger habe ich mich bisher noch gar nicht beschäftigt.
Jede Hilfe, Tipps und Anregungen sind also sehr geschätzt meinerseits.

Vielen Dank schon mal im Voraus!

Hallo Koriander,

zwei Sorten Erde reichen für Dich: Normale Pflanzerde, z.B. von Aldi, und gute Kübelpflanzenerde von sonstwo , sowie ein Eimer Sand.
Die Pflanzerde hat nur wenig mehr Dünger als Kräutererde, mit etwas Sand kannst Du sie abmagern.
Kübelerde ist gut gedüngt, in der Mischung mit Pflanzerde kannst Du diese abmagern.

Ich würde für die Kräuter, die Du anbauen willst, eine Mischung aus Kübelerde und Pflanzerde wählen. Du hast dann weniger Dünger darin als in der originalen Kübelerde, aber noch mehr als in der Kräutererde. Dafür brauchst Du nicht zusätzlich düngen! Wenn Dir das an Dünger immer noch zu viel ist, gib etwas Sand dazu.

Ich meine "Kräutererde", das ist ja ein wachsweicher Begriff. Darin müssten ja Thymian wie Minze gleichfalls gut gedeihen können!
Kräutererde hat in der Regel deutlich weniger Stickstoff als Kübelerde, um solche Pflanzen wie Thymian, Salbei und Oregano nicht zu überfüttern. ( Die bräuchten Pflanzerde plus reichlich Sand und sogar noch Schotter dazu.)
Für die Pflanzen, die Du ausgeguckt hast, reicht Pflanzerde mit Kübelerde.

Jetzt zu Deinen einzelnen Fragen:

1.) Koriander: frischer Gartenboden
Tja, das gab es leider im Baumarkt nicht (grins). Frage 3: Bin ich da mit Kräutererde immer noch gut dabei?

Ja! - Auch mit einer Mischung aus Pflanzerde und Kübelerde.

2.) Pfefferminze: frische bis feuchte, humos-nährstoffreiche, mittelschwere Böden
Frage 4: Woran erkenne ich, ob eine Erde humos-nährstoffreich ist? Und was bedeutet mittelschwerer Boden?

Kübelerde ist humos- nährstoffreich. Je mehr Pflanzerde und Sand du dazu tust, um so weniger wächst die Minze- was man sich bisweilen ja regelrecht wünscht.

3.) Rau Ram / Vietnamesischer Koriander: auf jedem feuchten, nahrhaften Gartenboden oder in der dauernassen Sumpfzone
Frage 5: Was bedeutet nahrhafter Boden? Und woran erkenne ich diesen im Baumarkt?

Dies entspricht auch wieder der Kübelerde, wenn Du weniger Dünger wünscht, mischt Du Pflanzerde darunter.

4.) Perilla: jeder gute, durchlässige, leicht saure, humose und nicht zu trockene Gartenboden
Frage 6: Das klingt mir irgendwie nicht so, als ob alle Kräuter dieselbe Erde bevorzugen würden. Hat jemand eine Idee, welche Erde hierfür am besten wäre?

Da Perilla auf Brachland wächst, braucht sie nicht so viel Dünger wie die vorgenannten Kräuter. Reine Pflanzerde sollte reichen.

5.) Kammminze / Vietnamesische Melisse: stickstoffreich, bevorzugt steinige lockere Lehmböden
Frage 7: Vermutlich ist es sinnvoll, Erde zu mischen. Was finde ich denn im Baumarkt, was hierfür in Frage kommt?

Kübelerde gemischt mit etwas Sand und Schotter sollte okay sein.

6. Thai-Basilikum: (hier gibt es keinen speziellen Eintrag in meinem Buch für Thai-Basilikum, nur für Basilikum) leichte bis mittelschwere, lockere frische Böden

Kübelerde gemischt mit Pflanzerde sollte gut sein.

Nun weiter zu Deinen Fragen:
Nein, Lehmboden kannst Du nicht im Baumarkt kaufen. Alles was Du heutzutage an Erde in Tüten kaufen kannst, sind in großen Kompostwerken zusammengekochte Mischungen aus Pflanzenresten, Holzschredder und vielfach Hochmoortorf, der eigentlich, unter biologischen Gesichtspunkten, gar nicht mehr abgebaut werden dürfte. Da eine solche Mischung ( Holzschredder und Torf sind sauer) einen großen Teil Säure beinhaltet, wird die jeweilige Mischung mit Kalk gepuffert.
Und dann werden Düngemittel verschiedener Arten reingemischt.
Die Erdsorte, die am wenigsten künstlichen Dünger enthält, ist Anzuchterde. Es folgt die Kräutererde, dann die Pflanzerde, dann sog. Friedhofserde, und dann kommen schon die stark vorgedüngten Favoriten: Blumenerde, Kübelerde, Tomatenerde...
Aber es ist alles künstlich, okay? Nur die Nährstoffbeigaben machen diese Erden zu dem, als was sie verkauft werden.

Wenn Du etwas Lehm für Deine Minzen sucht, geh auf den nächsten Acker, und hol Dir da was weg.

In einem Garten sieht das so aus, mit der von Dir gefragten Unterscheidung:
Häufig überwiegt Lehm. Die Farbe der Erde, wenn man etwas tiefer gräbt, ist leicht gelblich. Dieser Boden ist schwer, oft nährstoffreich und hält das Wasser gut. Scheint zu viel Sonne drauf, wird der Boden rissig und bricht oberflächlich auf. Bei zu viel Regen verwandelt er sich in schwere Matsche, die an den Schuhen klebt. Dieser Boden ist nährstoffreich und schwer.

Hat dieser Boden dann viel Kompost erhalten und eine gute Bearbeitung, wird seine Farbe zunehmend dunkler. Ein schönes schokobraun deutet daraufhin, dass er jetzt lockerer ist. Der Boden enthält nun etwas mehr Luft und mehr nährende Humuspartikel. Er ist insgesamt "leichter" geworden. Ist er halbschattig gelegen, so dass regelmäßig Regen darauf kommt, kann man jetzt von einem "frischen- humosen" Gartenboden sprechen. Er ist mittelschwer.

Sofern aber ein Sandboden vorliegt, im Garten, wird dieser "leicht" genannt. Da pampen keine Erdbrocken mehr an den Schuhen, wenn Du bei Nässe drüberläufst.

Ich hoffe, ich habe Dir geholfen!

Lieben Gruß,
Mia

Liebe Mia,

vielen, vielen Dank für deine ausführliche und kompetente Antwort.
Du hast mir wirklich sehr weitergeholfen.

Leider haben auch alle Freunde und Bekannte nicht viel Ahnung von solchen Dingen. Daher war ich froh, als ich das Buch gesehen habe, in dem sogar alle meine etwas weniger verbreiteten Kräuter aufgelistet waren. Nur gerade beim Boden wurde dann doch etwas Fachwissen vorausgesetzt.

Vielen Dank für deine Hilfe. Dann werde ich am Montag noch Pflanzen- und Kübelerde besorgen.

DANKE! DANKE! DANKE!

Danke, auch mir hat deine Antwort sehr weitergeholfen :)

Gibt es Sorten, die ich nicht miteinander mischen darf. Also Kräuter, die vllt identische Bedarfes haben an Nährstoffen und sich daher um die vorhandenen Ressourcen streiten? Sicher besser, sich ergänzende Pflanzen zu nehmen mit unterschiedlichen Bedürfnisse an die Erde, oder verkompliziere ich das?

Lg