Nee, nee, nee, nochmal zurück.
Hallo Rhabarbär,
Nein, der Sinn des Mulchens ist nicht nur, dass der Boden nicht nackt bleibt!
Das Mulchen hat gleichzeitig eine düngende Funktion und es fördert das Bodenleben! Bestenfalls ist das wie Kompostherstellung auf kleinstem Raum. Teile des Mulchmaterials vergehen, und die Regenwürmer - die Mulch wegen der darunter vorhandenen Feuchte zu schätzen wissen - ziehen diese Partikel in den Boden. Auch andere Kleinlebewesen setzen Mulch in düngende Substanzen um. Der Boden unter Mulch hält die Feuchtigkeit besser, er ist von Viechern belebter als ein nackter Boden, hinzukommt eine gewisse Qualität der Bodenlockerung, hervorgerufen durch die Feuchtigkeit plus Viecher, sowie eine kleine Qualität der Düngung durch Zersetzung des Mulchmaterials. - Na, das war jetzt doppelt geschrieben, aber doppelt hält besser.
Zudem unterdrückt Mulch das Unkraut zwischen den Pflanzungen.
Diese kompletten Qualitäten hast Du bei Mischpflanzungen natürlich nicht! Zwar beschatten auch dicht gepflanzte Salatreihen den Boden, halten somit eine gewisse Feuchte. Aber Du hast nicht den Effekt der Bodenbelebung durch kleine Organismen und des Düngens. Im Gegenteil, die Mischpflanzen futtern ja auch wieder Dünger weg. Gleichzeitig sind bestimmte Mischpflanzen anderen Pflanzen zum Gedeihen förderlich; ein Effekt, den das Mulchen wiederum nicht zu Stande bringt.
Also, wie vorgehen? Mulch oder Mischpflanzung oder beides?
Zur Entscheidung sind mehrere Kriterien notwendig, die in ein und dem selben Garten auch unterschiedlich ausfallen können:
- das Wetter/ die Sonne
- die Bodenbeschaffenheit
- der Platz
- die Entscheidung, was mit was erreicht werden soll
Das Wetter/die Sonne
Sofern Du einen Schattengarten hast, in dem nie die Sonne scheint, ist Mulch ab Frühjahr das geeigente Zeug, um 1000de von Schnecken anzuzüchten, die Dir jedes Gemüse, jede Frucht auffuttern. Sofern es monatelang ständig regnet, dito. Hier ist es sinnvoll, Mulch nur sehr dünn auszubringen, oder sogar ganz darauf zu verzichten.
Es sei denn, Du willst eine Fläche unkrautfrei bekommen, zum Beispiel unter Sträuchern oder jungen Tannen. Da kannst Du ( selbst unter obigen Bedingungen) dick mulchen - immer mal ein bisschen wenden/ Schnecken entfernen - und alles Unkraut darunter, aller Rasen geht ein.
Bei extremer Trockenheit und starker Sonneneinstrahlung ist Mulch durchaus sinnvoll. Der Mulch trocknet zwar schnell weg, schützt aber den Boden, speichert Feuchtigkeit, und belebt den Boden durch Tierleben plus leichte Düngung.
Idealerweise sollte es für Mulch im Gewächshaus oder auf Beeten eine gute Mischung aus Feuchtigkeit/ Regen und Sonne geben.
Ein weiteres Kapitel ist der Herbst/Wintermulch aus Blättern. Er ist immer und überall geeignet. Wenn die schützende Laubschicht im April von den Böden wegkommt, hat sich schon viel davon zersetzt und die Böden sind bereits gelockert und verbessert. Nun kann zum Beispiel - für den Sommer- eine Mischkultur folgen.
Die Bodenbeschaffenheit
Normale, gute, belüftete Böden freuen sich über Mulch.
Sandböden freuen sich riesig! Mulch steigert ihren Humusgehalt, er verbessert sie ständig!
Ton -und Lehmböden tun sich etwas schwerer. In Nässezeiten, ggf. im Frühling, wenn das Zeug wie eine dicke Pampe ist, die an den Schuhsohlen klebt, sollte man eher auf Mulch verzichten. Da wird nichts zu feinkrümeliger Erde umgewandelt, eher könnte das frische Mulchzeug zu gammeln und zu faulen beginnen.
Sobald aber die Trockenheit bei Lehm-und Tonböden zuschlägt, und sich die oberen Schollen trocken aufreissend in Schuppen oder Stücken voneinander trennen, ist feuchtigkeitsspendender Mulch dringend geboten!
Der Platz
Wenn man einen riesigen Garten hat, kann man auch viel mulchen. Man kann die Prinzipien des Mulchens und der Mischkultur miteinander verbinden. ( Zu Deiner Frage: Geht beides zusammen?)
Gertrud Franck hat ein interessantes Buch dazu geschrieben und auch die Äbtissinnen von Fulda folgen diesem Prinzip: Sie säen überall im Garten Spinat aus, hacken dann Reihen für andere Gemüsesämlinge frei, während die Spinatblätter als Mulch liegenbleiben.
Je größer Tomaten und alles mögliche wächst, desto mehr Spinat wird abgeschnitten und hingelegt, während seine Wurzeln im Boden verbleiben. Die Tomaten und alles, was weiterhin dazu soll, pflanzen sie in Mischkultur an.
Also, der Spinat ist zunächst Gründüngung für den Boden, dann sozusagen Mischkultur zu anderen Gemüsen, und später, mit dem zunehmendem Wachsen der anderen Gemüse, abschließend dann Mulch.
Im kleinen Garten kann man das aber auch machen!
Und damit sind wir beim letzten Punkt meiner Aufzählung.
Die Entscheidung, was mit was erreicht werden soll
Hier will ich einfach Beispiele erzählen.
Tomaten, Paprika und Chili im Gewächshaus und im Kübel:
Basilikum tut ihnen als Beipflanzung gut! Vor allem Paprika und Chili gedeihen damit besser. Dabei muss das Basilikum nicht im gleichen Kübel stehen, es reicht, wenn es in der Nähe oder im gleichen Raum ist. Denn in der stark gedüngten Erde wird es sich mit Nitrosaminen anreichern, die dem menschlichen Verzehr nicht gut tun. Das selbe gilt auch für Salat, und Knofi käme hoffnungslos überdüngt auf den Tisch. Bei Kübelhaltung und bei kleinen Beeten in Gewächshäusern verzichte ich auf Mischkultur, auch auf mulchen. Um die Erde feucht zu halten, um weniger gießen zu müssen, kann man auch wunderbar Kiesel auflegen.
Tomaten frei im Gartenbeet:
Hier geht als Unter- und Beipflanzung in Mischkultur ganz viel. Der Platz nach außen ist nicht begrenzt, der Dünger wäscht sich nach außen etwas aus. Man kann da recht nahebei Mangold hinpflanzen und Chiccoree, Zucchini, Petersilienwurzeln ... dann auch Ruccola, Petersilie... und um den ganz starken Düngestoß zu vermeiden, gibt man etwas Raum um die Tomaten.
Und
diese Fläche wird dann gemulcht! Und zwar am besten und einfachsten mit den Tomatenblättern selbst.
Die unteren sollten eh ab, damit sich die Tomatenpflanzen keine Braunfäule ( Pilzerreger, kommt auch, vor allem im Boden vor) fangen. Hier können auch alle ausgeknipsten Geiztriebe hin.
Das wäre schon mal ein Beispiel für Mischkultur UND mulchen.
Erdbeerbeet:
Wunderbare Erde, wunderbare Erdbeeren! Sie sollten in Reihen stehen! Eine Reihe dazwischen, mit Reihenabstand zu den Erdbeeren kann Zwiebeln enthalten! Und/oder auch Lauch. Hier haben wir die Schutzfunktion der Alliumgewächse zu Erdbeeren.
Am Rande des Erdbeerbeetes, oder auch nah drumherum gesteckt, können Knofis wachsen.
Erdbeeren, Zwiebel und Lauch, auch Knofi wollen keinen dicken Mulch um sich ertragen. Ihnen kommt das leichte Stroh ( späteres Wegnehmen nicht vergessen! Stroh ist zunächst ein Stickstoffräuber!) in den Sommermonaten entgegen.
Du kannst auch Pflücksalate zwischen Deinen Erdbeeren in der selben Reihe auspflanzen, die dann, im Juni, Juli, wenn die Erdbeeren sich ausbreiten wollen, schon weggefuttert sind.
Also, Garten ist ... wie ein chinesisches Spiel mit mehreren Unbekannten.
Aber gut ist: man kann auf zig Weisen einen Erfolg erreichen.
Lieben Gruß,
Mia