Hallo Harops,
das sind keine einfachen Fragen - und ich weiß nicht so recht, wie ich überhaupt anfangen soll.
Erstmal vielleicht: sei froh, dass Du einen alten Baum hast und er überhaupt trägt!
Auch deshalb wurde ich ihn persönlich NICHT absägen! Ein zweiter Grund kommt weiter unten.
Du solltest ihn auch nicht massiv zurückschneiden, denn wenn Du ihn einkürzt bis auf dicke Äste, kommt daraus überhaupt nix mehr und das Teil geht Dir ein.
Der treibt weder aus dem Stamm neu aus, noch aus den dicken Ästen.
Also, den Gedanken, dass vielleicht weiter unten noch etwas brauchbares neues nachwachsen würde, kannst Du - absolut! - vergessen.
Das einzige, was Du machen kannst, ist die Zweige oben anständig neu zu beschneiden; der Herbst, nach der Frucht, ist die richtige Zeit. Sonst auch noch sehr gut: der Februar.
Zum Schnitt der Zweige schreibe ich am Ende des Beitrags noch etwas.
Die Kräuselkrankheit ist absoluter Mist- und Du kannst machen was Du willst: Du kriegst es vermutlich nicht weg!
Ich schreibe aus eigener Erfahrung ( mit einem Pfirsich bei meiner pflegebedüftigen Mutter, bei der ich später auch wohnte) und ich habe ALLES an denkbaren Hilfsmitteln probiert! Ausgenommen: Chemie.
Also, probiert habe ich : Knoblauchunterpflanzung, Milch mit Wasser, Schachtelhalmbrühe --- beim Schachtelhalm ist es die Kieselsäure, die beim Pfirsich gegen diesen Pilz wirken soll. Also habe ich auch Kieselgurpulver ausprobiert ( zum Drüberstäuben) und in dem homöopathischen Mittel Silicea ist auch viel Kieselsäure enthalten. So bekam mein Bäumchen auch eine homöopathische Behandlung damit. Einmal zum Gießen, und eingebuddelt habe ich die Milchzuckertabletten auch.
Erfolg: keiner.
Immer das gleiche Lied! Ab dem erstem Austrieb kräuseln sich die Blätter, fallen dann ab, danach bekommt das Bäumchen neue, setzt sogar ein paar Früchte an.
Also: ich habe die Kräuselkrankheit nicht weg gekriegt.
Es gibt aber chemische Substanzen, die man ganz früh aufsprühen soll, noch vor dem ersten Blattaustrieb. Die habe ich aber nie versucht! Das wäre vielleicht eine Möglichkeit für Dich.
Wenn ich nochmal so ein Exemplar hätte, würde ich es ausprobieren.
Jedenfalls: das Mutterhaus habe ich nach deren Tod verkauft, ich wollte aber so gerne einen neuen Pfirsichbaum haben!
Lang und breit habe ich mich mit den verschiedenen Sorten beschäftigt, u.a. hier im Forum, in zwei anderen Pflanzenforen, und durch Austausch festgestellt: es gibt eigentlich so gut wie keine Pfirsichsorten, die im deutschen Klima NICHT daran erkranken!
Von daher: Wenn Du den alten Baum abholzen würdest, und einen neuen aus der Baumschule pflanztest, hättest Du die selbe Kräuselkrankheit von vorn! Nur diesmal auf Jahre keine Früchte!
Es gibt aber Ausnahmen! Und zwar sind das die alten, völlig namenlosen Pfirsiche aus der ehemaligen DDR. Die sind kernecht, vermehren sich auch über die Kerne, und wenn ein reifer Pfirsich neben den Baum fällt, etwas in die Erde sinkt, wächst daraus im nächsten Frühjahr ein neuer Keimling.
Diese DDR-Dinger sind an unser relativ kühles Deutschlandklima angepasst.
Ich habe durch einen reinen Zufall welche ergattert, und bei denen ist es so, dass diese Bäumchen seit 5 Jahren stehen und völlig frei von Kräuselkrankheit sind. Ich kann für Dich auch die Frau bitten, von der ich sie habe, ob sie nicht nochmal zwei Keimlinge abgeben kann. Was aber vielleicht nicht gelingt, denn auch sie ist umgezogen.
Ich habe meine Bäume verlassen, denn ich habe jenes Haus nun auch verkauft. Sie waren nach 5 Jahren rund 1,80 hoch und werden vermutlich dieses Jahr zum ersten Mal tragen. Ich sehe sie ja immer noch, wenn ich daran vorbeilaufe.
Ich selber habe noch zwei Keimlinge, die ich gerade größer päppele. Im Wissen, dass ich das Haus aufgeben würde, habe ich rasch von der Frau noch welche bekommen.
Die sind jetzt so 60 cm hoch, wachsen im Kübel, und sind - wie nicht anders erwartet - frei von Kräuselkrankheit.
Also, die Anfälligkeit für Kräuselkrankheit ist eindeutig Sortenabhängig, und ich vermute, 99% der im deutschen Handel gängigen Sorten gehören zu solchen, die sie bekommen.
Also, ich würde vorschlagen: stehenlassen den Baum! Nicht scharf und massiv zurücksägen, denn aus dem Stamm und den dicken Ästen treibt nix mehr aus! Im Gegenteil, der Baum wird Dir eingehen.
Nur ein guter Rückschnitt ( auf der Leiter) ist für die Zweige oben empfohlen!
Du kannst einmal gut im Februar schneiden.
Und dann haben wir das Dilemma mit den drei verschiedenen Zweigarten, die so ein Pfirsichbaum hat.
Du siehst schon vor der Blüte, was an Zweigen gut ist, und was abkann. Und zwar hat Pfirsich verschiedene Knospen. Die einen sind die dicken Blütenknospen, aus denen später Früchte wachsen ( Fruchttriebe) , die anderen sind die spitzen Blattknospen ( Holztriebe), mit denen nix weiter passiert, und deren Zweige ordentlich eingekürzt werden können.
ABER: es gibt es richtige und falsche Fruchttriebe!
Die einen haben die dicken Blütenknospen eine nach der anderen an einem Zweig sitzen, und sind dennoch falsch!
Denn zu jeder dicken Blütenknospe muss daneben noch eine spitze Blattknospe kommen, die den Zweig und die Früchte ernährt. Diese sind die wahren Fruchttriebe, und auf die kommt es an!
Bitte google Dich dazu durch!
Wenn Du im Herbst schneidest - was Du vermutlich tun wirst - kann Du alle jungen Äste bis auf drei Knospen einkürzen, in der Hoffnung, dass sie im nächsten Jahr Fruchttriebe bilden werden. Zweige, die im
Vorjahr bereits getragen haben, kannst Du wegschneiden, oder nur etwas von ihnen stehenlassen.
Dürre Äste, oder solche die nach innen wachsen, nimmst Du weg.
Bitte google Dich auch hierzu durch!
Wichtig: Pfirsich trägt am einjährigen bzw. dem vorjährigem jungen Holz!
Deshalb prunkt Deiner auch alle zwei Jahre mit Früchten. Und die Früchte geraten immer mehr nach außen, ja?
Zweige, die drei Jahre oder älter sind, tragen am Holz nicht mehr! Es können aber aus etwas älteren Ästen
oben natürlich neue Fruchttriebe erwachsen! Sofern sie für die Krone oben als tragende Äste wichtig sind, müssen sie stehenbleiben!
Soweit ist alles gesagt, was ich dazu zu sagen weiß.
Mia
Na, ein zwei links füge ich noch an:
https://www.gartenjournal.net/pfirsichbaum-schneiden
https://www.sat1.de/ratgeber/wohnen-gar ... -und-tipps
Ps: Ich würde den Baum, jetzt, im Juni, dick mit Schachtelhalm mulchen - vielleicht bleibt ja doch was hängen.
Gib auch noch Beinwellblätter hinzu, oder mache eine Jauche daraus. Damit hast Du Stickstoff und Kalium für den Baum.
Vergiss auch nicht, ihn gelegentlich zu gießen.Vielleicht waren die letzten zwei Jahre für ihn schlichtweg sehr trocken? Und er, als Kind Deutschlands, kennt das so gar nicht?