Geißblatt richtig schneiden

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Roddy
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Geißblatt richtig schneiden

Beitrag von Roddy » Di Aug 31, 2010 15:06

Hallo,

an der SüdOst Ecke unserer Terasse schlingt sich, um ein Pergolabalken, ein wunderschönes Geißblatt (ich denke ein Lonicera x heckrottii).
Es hat eine Höhe von ca. 3,5m und eine Form eines großen gleichförmig gewachsenen Pilzes. Hat oben sicherlich einen Durchmesser von 2,5m. Unten drunter wächst eine Kirschlorbeer.
Entlang der Pergola sind oben rechts und links zwei buschige "Ableger" in der Größe von gut 50cm aus langen Trieben (2m) entstanden.

A) Der Hauptstrauch hat sehr schön geblüht und die roten Früchte bilden sich auf der einen Seite während nach Osten noch die gelb/roten Blüten duften. Die Blätter, Blüten bzw Früchte bilden einen ca. 30-50cm aüsseren lebendigen Ring, während im Inneren des Strauches die Zweige trocken und miteinanderverwoben sind.
Wie kann ich da den Strauch auslichten?
Der Strauch scheint mir irgendwie nur oben aus den trockenen Zweigen herauszutreiben.

B) Wie kann ich es schaffen aus beiden oberen "Ablegern" neue eigene Pflanzen zu gewinnen? Idee: Ich hänge nächsten Frühjahr in 2m Höhe einen großen Eimer mit leckerer Erde und biege den Trieb in die Erde und hoffe dass sich Wurzeln bilden. Verrückt?


viele Grüße
Roddy

P.S. Letztes Jahr habe ich im Spätsommer ein Waldgeißblatt, der sehr stark in die Dachrinnen auf der Westseite des Hause eingewachsen war, rel. stark beschnitten und einige trockene Äste aus der Mitte der Pflanze herausgenommen. In diesem Jahr (bis Ende Juni) kam kein Blattwuchs und so habe ich den trockenen Strauch entfernt.
Was habe ich falsch gemacht? :mauer:

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Cerifera
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Re: Geißblatt richtig schneiden

Beitrag von Cerifera » Di Aug 31, 2010 15:16

Die Vermehrung der Lonicera-Arten erfolgt über Triebstecklinge die im Spätsommer von August bis September genommen werden können. Hierfür schneidet man 10-15 cm lange, verholzte Triebe ab, entfernt die unteren Blätter und die Triebspitze. Man pflanzt die Stecklinge in ein Zimmergewächshaus bei ca. 18 Grad in ein Sand-Torfgemisch und schattiert dauerhaft, wenn nötig sogar im Winter. In der kalten Jahreszeit stellt man die Stecklinge an einen kühlen, aber frostfreien Platz bei ca. 5-10 Grad. Im April werden sie in eine leichte Erdmischung eingepflanzt und dort für ein Jahr kultiviert. Im Oktober ist dann die beste Pflanzzeit für die Jungpflanzen.

Du kannst allerdings auch die Absenk-Methode anwenden. Hiefür den Strauch aber anritzen und die Erde in dem Eimer feucht halten und die Pflanze fixieren - vielleicht ein Wurzelhormon hinzugeben. Gibts von Neudorff für ca. 5 Euro.

soviel zur Vermehrung - das mit dem Schnitt les ich grad mal nach...

Hier steht: Auslichtungsschnitt, Rückschnitt im Spätwinter. Alle vier bis fünf Jahre Horstschnitt möglich.

Mia
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Re: Geißblatt richtig schneiden

Beitrag von Mia » Mi Sep 01, 2010 20:09

Hallo Roddy, :smile:

ich würde das Ding jetzt schon in Ordnung bringen - Schnitt dann im Januar/Februar - denn es gibt einen Trick.

So ein Geißblatt wächst - wie Du richtig beobachtet hast - von innen nach außen und hat nur außen, da wo Licht ist, Blätter und Blüten. Da, wo es in der Mitte dunkel ist, haben die Zweige keine Blätter, sie sehen tot und vertrocknet aus - und viele sind es auch.

Aber JETZT kannst Du noch erkennen, welche Zweige in der Mitte tot sind und welche nur so aussehen: Alle scheinbar trockenen Mittelzweige, an deren Ende noch ein Stück mit ein, zwei und mehr Blättern hängt, leben noch und wollen zum Frühjahr wieder austreiben.
Die, die bis außen gänzlich blattlos sind, sind tot. Hierauf musst Du achten, und Dich quasi von der äusseren Zweigspitze nach innen, zum Ursprung des Zweigs vorarbeiten. Diesen toten Zweig kannst Du über seine ganze Länge wegnehmen!

Du brauchst auch erstmal keine Leiter, denn die toten Zweige sind vielfach unten, hinten, während es - ausgehend von der Mitte ( scheinbar tot, vermischt mit wirklich totem Zeug) - nach oben und außen hin sichtbar lebt.
Alle dünnen Zweige sind so trocken, dass Du sie einfach mit der Hand rausbrechen kannst, aber die abgestorbenen, auch die etwas dickeren abgestorbenen, brechen leichter als die etwas dickeren lebendigen. Die etwas dickeren lebendigen haben noch eine gewisse Biegsamkeit, die sich gegen den Bruch wehrt. So kannst Du bei Unsicherheit auch von unten besser erkennen, was noch lebt, und was nicht. Deshalb nimm auch nicht die Schere, sondern mach es mit der Hand. Dann fühlst Du den Unterschied.

Und nun brich alles aus was tot ist und an dessen Zweigenden nix mehr an Blättern hängt.
Damit hast Du für die Grundordnung gesorgt. So wirst Du beim Schnitt im Spätwinter nicht versehentlich lebende Zweige wegschneiden und tote stehen lassen.

Du hast ja jetzt nur lebende Zweige stehengelassen, an denen kannst Du zum Winterende dann einen Schönheitsschnitt vornehmen, wo immer Dich die äußere Form der Pflanze stört. Falls sie irgendwo zu dicht stehen, magst Du auch noch den einen oder anderen lebenden Zweig aus der Tiefe wegbrechen oder einkürzen.


Ich vermute, dass Du versehentlich beim Waldgeissblatt viele lebenswichtige Mitteltriebe als "tot und trocken" herausgeschnitten hast, ohne dass Du sehen konntest, welcher noch lebt.

Zu Vermehrung hat Dir ja Cerifera schon alles gesagt.

Lieben Gruß,
Mia
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

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Re: Geißblatt richtig schneiden

Beitrag von Roddy » Do Sep 02, 2010 13:47

Hallo Cerifera, Hallo Mia,
vielen Dank für die beiden tollen Tipps. :daumen:
Da lege ich gleich los...

herzliche Grüße
Roddy

P.S. Ich denke, ich werde eine Leiter benötigen. Der innere Bereich ist in ca. 2-2,5m Höhe in und um das Palisadengerüst :-)))

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