Das Bio-Gärtner Forum

Hallo zusammen,

ich habe eine Frage zu Apfelbäumen. Wir haben einen größeren Garten und möchten einige Apfelbäume pflanzen bzw. haben das schon getan. Drei an der Zahl, beim Praktiker-Baumarkt gekauft. Nun weiß ich nicht, was das für Bäumchen sind. Sorten klar, stehen drauf...Elstar, Cox Orange, Jonagold. Aber wie hoch werden die...haben die einen richtigen Baumcharakter oder werden es eher kleine Büsche? Drauf steht Wuchshöhe bis 5 Meter. Die Veredelungsunterlage ist nicht mit angegeben. In einigen Gärtnereien, in denen ich angerufen hatte, hat man mich nach der Stammhöhe gefragt. Habe aber keine Ahnung wo nun genau der Stamm anfängt/ aufhört. Also etwa 20-30 cm oberhalb des Erdbodens (also oberhalb des Topfrandes -die Bäume waren in Plastik-Blumentöpfen gepflanzt) befindet sich ein dicker "Knubbel". An dieser Stelle scheint es, als seien mal zwei Verzweigungen dort abgegangen, von denen eine gekappt wurde. Die andere, die noch besteht, hat helleres/ "frischeres" Holz als die 20-30 cm darunter bis zum Erdboden. Diese Verzweigung geht nun gerade hoch und bildet zu allen Seiten Äste und in etwa 1,50 m Höhe auch mehrere Verzweigungen, die eher horizontal, also nach oben hin verlaufen (beginnt hier die Krone?).

Nun habe ich beim Praktiker angerufen und mit einem richtigen Gärtner dort bereits gesprochen. er sagte mir, auf keinen Fall wäre es ein Hochstamm, sondern ein Halbstamm, da er die verkauften Bäume ja auch kennt (deutschlandweit die gleichen). Er hat mich wirklich ausführlich und gut beraten und mir geraten, die Verzweigungen im unteren Bereich (erstmal bis etwa 1,50 m Höhe) ganz streng am Stamm scharf abzuscheniden, um Austriebe aus neuen Augen an diesen Stellen zu vermeiden. Einen Ring von Verästelungen (3-5 Austriebe) im oberen Bereich solle ich stehen lassen und die Konkurrenztriebe, die horizontal (nach oben) verlaufen abschneiden und nur einen kronenbildenden Zweig von denen stehen lassen. Er meinte so behandelt würde aus meinem Baum auch mal ein "richtiger Baum" und nicht nur ein kleines Büschchen.

Wie sind hier die Meinungen dazu? Sollte ich mir lieber noch einen Hochstamm dazukaufen, um auch einen "richtigen Apfelbaum" im Garten zu haben (in ein paar Jahren) oder werden meine drei Bäume bei entsprechendem Schnitt und Pflege auch einen dicken Stamm ausbilden und vier, fünf, sechs Meter hoch, also "richtige" Bäume und nicht nur Büsche?
Die Bäume sind derzeit so zwischen 1,60 und 1,90 m hoch, allerdings habe ich -wie ich es in meinem Gartenbuch gelesen hatte- einen Pflanzschnitt vorgenommen und u.a. 2/3 des längsten nach oben schießenden Astes (Krone?) abgeschnitten. Jetzt sind die Bäume etwa noch 1,60 m hoch. Der Gärtner von Praktiker meinte, das wäre nicht schlimm, wenn ich den Baum im nächsten Jahr einfach weiter nach oben wachsen lassen würde...es würden trotzdem noch hohe Bäume...

Eine weitere Frage: wie behandle ich die Stellen, an denen ich die Äste scharf am Stamm abgeschnitten habe (Wundstellen)? Gibt's da spezielle Stoffe/ Harze...?

Vielen Dank vorab für Eure Antworten,
Holger

Der Stamm beginnt an der Erdoberfläche und endet dort, wo die Hauptäste abzweigen. Am Ende des Stammes beginnt dann die Krone. Soweit zur Begriffsklärung.
Der Knubbel unten am Stamm kann die Veredelungsstelle sein, auch wenn sie mir etwas tief erscheint. Es ist nicht selten, dass die Veredelungsstelle dicker ist als der Rest des Stammes. Die unterschiedliche Holzfärbung spricht auch dafür.
Mit einer Stammhöhe von anderrthalb Metern wird das sicherlich kein Busch. Meine Apfelbäume (die Bäume sind 60 Jahre alt oder älter, damals gab es noch keinen Halbstamm oder niedrigeres) haben eine Stammhöhe von maximal zwei Metern. Apfelbäume sind nicht unbedingt die Riesen unter den Obstbäumen. Außerdem - Bäume, die höher als fünf Meter werden - kannst Du die überhaupt abernten? Ist Dir klar, dass sie dann auch einen entsprechenden Kronendurchmesser bekommen? Wenn Du das Obst für den ganz normalen Hausgebrauch haben wilst und nicht etwa planst, gewerblichen Obstbau für Mostereien o.ä. zu betreiben bist Du mit dieser Stammhöhe glaube ich gut bedient. Sonst kannst Du später keinen einzigen Apfel ohne Leiter oder andere Hilfsmittel pflücken.

Wie Du den Apfelbaum in Zukunft richtig schneidest, damit er eine schöne Krone bekommt und reichlich Früchte in guter Qualität trägt, dazu besorgst Du Dir am besten Fachliteratur. Beim Erziehungsschnitt von jungen Bäumen kann man doch einiges falsch machen, was später kaum mehr zu korrigieren ist. Ich habe z.B. das Buch "Pflanzenschnitt für Einsteiger" von GU (Gräfe und Unzer Verlag) neulich durchgeblättert, da ich einen Nektarinenbaum pflanzen werde. Darin sind die einzelnen Obstsorten (und nicht nur die) alle kurz erläutert und es wird nicht durch zu viele Details verwirrt. Außerdem werden alle Fachausdrücke erklärt und auch beschrieben, WARUM man so oder so schneiden soll, wie die Pflanze darauf reagiert. Und es werden die verschiedenen Erziehungsformen erläutert. Für 16,90 Euro ist das Buch außerdem auch durchaus erschwinglich.

Für die Schnittstellen gibt es Wundbalsam, der mit einem Pinsel aufgetragen wird. Bekommst Du in jedem Gartencenter. Bei kleinen Wunden von kleinen Seitenästchen kannst Du jedoch auch darauf verzichten. Notwendig ist er bei großflächigen Wunden.

Hi,

erstmal vielen Dank für Deine Antwort. Also wird's schon ein Baum, wenn ich Dich richtig verstanden habe. Du hast Recht, ein Hochstamm würde mit seiner Krone weitaus mehr Platz in Anspruch nehmen...dann lieber ein paar mehr mittelgroße. Mir geht's halt darum, auch Bäume zu haben und nicht lediglich ein Büschchen von drei, vielleicht gerade drei Metern Höhe, sondern halt einen Baum mit "richtigem" Stamm (also zumindest ein Durchmesser zwischen 15 und 20 cm, vielleicht auch etwas mehr). Ich werde mir mal etwas Fachliteratur zulegen und dann schnibbeln ;-)

Vielen Dank nochmal für die ausführliche Antwort!

Grüße,
Holger

Hallo!


Die Halbstämme aus dem Baumarkt werden eher nicht so groß. Sie sind auf nicht besonders starkwüchsige Unterlagen gepfropft und sollen sich in einen üblichen Hausgarten einfügen. Mehr als die angegebenen 5m werden das auch nach zwanzig Jahren nicht werden.
Man muß zu diesen Unterlagen aber noch sagen, daß sie oft nicht so langlebig sind wie eine starkwüchsige. Im Gegensatz zu den früheren Bäumen, von denen auch die Enkel noch was hatten, sind diese neuen Bäume oft mit zwanzig Jahren fertig und vergreist.
Wenn die Gartenfläche es hergibt, würde ich zumindest über ein oder zwei größere Bäume nachdenken, damit man nicht irgendwann alles neu machen kann.

Zum Wundverschluß ist Baumwachs ganz gut. Verschmiert wird es mit einem Borstenpinsel, den man mit der Dose lagert. Wenn das Zeug mal bei kaltem Wetter zu fest ist, einfach in einen Topf mit heißem Wasser stellen, dann wird´s wieder geschmeidig. Wunden kleiner als ein Euro brauchen nicht verschmiert werden, das verschließt der Baum so.
Lac Balsam löst sich nach einiger Zeit ab, was bei größeren Wunden nicht so gut ist.


lg