Das ist eine sehr schöne, sehr GUTE Geschichte, Humusgärtner.

Mehr Leute sollten Bäume pflanzen, wo keine mehr wachsen!
Ich hab das mit dem Jammer des Weißdorns nicht so wirklich erst gemeint, weisste -- aber ein Kern Wahrheit ist schon drin. Man kann ihn ja nicht wirklich umkommen lassen, gell?

Vor allen Dingen, weil er sich so leicht herausziehen ließ - und ich ihn dann in der Hand hatte.
Ähnlich diesem Franzosen, der Bäume pflanzte, hatte ich eine Hundegehfreundin, die hatte einen Tick, mit dem sie mich bald ansteckte. Sie hatte nämlich den geheimen Spleen, den Wäldern und Auen die Pflanzen zurückzugeben, die dort inzwischen ausgerottet waren.
Hier - wie überall in D. - gibt es ja inzwischen kleine oder etwas größere Gebiete, die unter Naturschutz gestellt sind. Die Wälder sind dort, gerade im Frühling, zum Teil so zauberhaft!
"Unter hohen Buchen und Eichen ist der Waldboden bedeckt mit Flächen weißblühender Buschwindröschen, im leichten Windspiel zart wie ein Hauch. Zu den Wegen hin, recken sich, immer wiederkehrend, in kleineren Horsten, die weißlichen, leicht grüngestreiften Scheinblüten des Aronstabes schlangengleich in die Luft.
Gras spriesst am Waldesrand, und wie ein Wunder wächst darüber eine seltsame Staude: Von recht hohen, bogig überhängenden Stängeln tropfen die weißen Blüten des Salomonsiegels, mit ihren hellgrünen, etwas nach hinten geschlagenen Blättern über jeder Dreierblüte.
Zurück unter Bäumen: Große und kleine Nester frischgrünen Oxalis locken in weiß und rosa, alle Blütenstängelchen hübsch herausgestellt über dem runden Muster der jungen Kleeblätter. Und ein jedes Nest ist kontrastreich umgeben von packpapierfarbenen, altem Laub, als sei es einfach dort abgestellt!
An den Bachläufen triumphiert derweil der Bärlauch in riesigen, bodenbedeckenden Scharen. Nichts anderes sieht man! Kugelige, weiße Doldenblüten leuchten, wie angepflanzt, alle paar Zentimeter über den spitzen Zipfeln seines dunkleren Grüns. Und es duftet! Nach Honig und nach Knoblauch!
Schräg steht noch die Frühjahrssonne, durch die noch fast unbelaubten Bäume wirft sie wandernde, funkelnde Goldflecken auf den lebendigen Grund.
Ein solcher Wald ist wirklich ein Traum!
Wie blass sind dagegen manch andere Wälder, da gibt es als Unterwuchs gar nichts mehr!
Naja, und meine Hundegehfreundin hatte eben den Tick, die Wildpflanzen wieder da anzusiedeln, wo es sie nicht mehr gab.
Die rannte also ständig mit ner Plastetüte und nem Schippchen durch die Gegend. Oder alternativ mit Plastiktüte und kleinen Plastikfilmdöschen, in die sie Samen sammelte. Erst war es ihr Geheimnis, dann vertraute sie sich mir nach und nach an. Sie zeigte mir im Wald eine Ansiedlung roten Fingerhutes, aus dem - merkwürdigerweise - auch einige Stängel weiß leuchteten. "Das war mein erstes Experiment", erklärte sie. "Ich hab im Dorf, neben einem Zaun, an der Straße, jede Menge weissen Fingerhut gefunden. Da wird der eh ausgerupft, hör mal! Also habe ich welche ausgemacht und hier dazwischen gesetzt. Blühen schön, nicht? Ob die sich mit dem Roten vermischen?" Als nächstes zeigte sie mir in einer sumpfigen Aue Bärlauch, den sie ausgewildert hatte. Na, und dann machte ich mit.
Solche wichtigen Stauden wie Salomonsiegel haben wir nicht am Naturstandort entnommen. Aber wir haben Bärlauch und Buschwindröschen und - aus Samen- die wilden gelben Schlüsselblumen und auch Akelei neu verbreitet. Kann man ja alles machen, wenn man täglich eh lange mit den Hunden geht, gell?
Vor einem 3/4 Jahr ist sie aber recht weit weggezogen, und hinterher hatte sie auch einen merkwürdigen Supertick entwickelt, der sie zu Giftpflanzen führte. Sie suchte also Belladonna und Stechapfel und Tollkirsche, die sie auch verbreiten wollte.
Na, und da verloren sich unsere Wege.
Lieben Gruß,
Mia