Kaninchenstreu aufs Beet?

Bodenbearbeitung, Kompostierung, Düngung
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maica
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Kaninchenstreu aufs Beet?

Beitrag von maica » Mo Dez 03, 2007 19:03

Hallo,

bin auch neu hier und habe mir ganz bewusst ein "bio-garten-forum" ausgesucht :grin:

Habe auch schon seit sieben jahren einen eigenen garten und bewirtschafte ihn auch solange biologisch :lol:

Da ich auch noch kleintiere habe, meerschweinchenzucht und hühner und hunde, habe ich auch immer genügend mist = dünger.
Aus bequemlichkeit, streue ich den mist der meeries in den wintermonaten direkt auf die abgeerntete beete, weil ich mir einbilde, das damit der boden gut für die wintertemperaturen abgedeckt ist und gleichzeitig findet wenn es nicht gerade gefriert, langsam die verrottung statt, was im frühjahr den pflanzen wieder zugute kommt :nod:

Liege ich da richtig oder muss doch alles erstmal auf den komposthaufen schaffen und könnte ich auch über den winter mein kräuterbeet damit abdecken, weil ich habe viel mist und warum nicht gleich aufs beet :nod:
Ich weis schon, das kräuter eigentlich keinen dünger benötigen, ich ziehe im frühjahr die mulchdecke im kräuterbeet wieder ab.
Muss noch dazu erwähnen, das ich ein grosser "mulchfreund" bin und fast alles im gemüsebeet mulche, egal ob kartoffel, tomaten oder gurken usw. :grin:

Der mist besteht zu einem teil aus heu, stroh und kot und ist sehr trocken, was meint ihr ?
mfg maica

Gisela
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Re: Kaninchenstreu aufs Beet?

Beitrag von Gisela » Di Dez 04, 2007 08:45

Hallo Maica

Im Grunde schichtest du im Winter auf die Beete, was eigentlich im Kompost auch passiert: Mist und anderes Grünzeug wird zusammengebracht, bei dir also breitflächig. Verrottung wird einsetzen. Allerdings hast du das Risiko, dass im Frühling Verrottungsprozesse gerade schön im Gange sind, wenn du eigentlich anpflanzen willst. Was dann? Das ganze Zeug doch auf den Kompost bringen? Was nun auf den Beeten verbleibt, sind jene aggressiven Microorganismen, die zur Vererdung scharfer und frischer Materialien nötig sind, denn vermutlich ist der Verrottungsvorgang noch nicht exakt zu deinen Pflanzterminen beendet und die Tierchen holen sich, was du pflanzt, weil du ihnen das ursprüngliche Material weggenommen hast.

Also ich würde alles gleich auf den Kompost tun. Wenn die Kompostwirtschaft regelmäßig im Gang ist, kommt ja auf die Gartenbeete Erde, die seit dem vorigen Jahr entstanden ist. Hier sind alle Dinge verrottet und vererdet und die aggressiven Microorganismen haben sich längst zurückgezogen. Diese Erde ist vielseitig und ausgeglichen und es ist wirklich Erde und nicht Mist-Stroh-Verrottungsgemisch.

Grüße
Gisela

Hackfratze

Re: Kaninchenstreu aufs Beet?

Beitrag von Hackfratze » Di Dez 04, 2007 19:35

hallo gisela :smile:

also ich grabe alle 2 jahre mist mit unter und habe satte sehr gute erfolge beim anbau.
den mist habe ich auf eine art misthaufen den ich regelmässig wende. wenn er schön matschig ist und stinkt dann
ist er optimal finde ich :mrgreen: ich benutze auch kaninchenmist.

gruss.........hackfratze

Schnake
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Re: Kaninchenstreu aufs Beet?

Beitrag von Schnake » Sa Dez 29, 2007 16:21

Hallo Alle,

scheinbar alles eine Glaubensfrage: aerob, anaerob, Flächenkompostierung, Komposthaufen usw.
Mist wurde früher- und wird heute- vielfach untergegraben. Allerdings besteht die Gefahr, dass eine vollständige Umwandlung "aggressiver" Bestandteile durch die Bodenlebewesen noch nicht abgeschlossen ist, so dass neue Anpflanzungen darunter leiden könnten, da ein nicht abgeschlossener Abbau einen erhöhten Säureanteil bewirkt. Das hängt aber unter anderem auch mit der Qualität des vorhandenen GArtenbodens zusammen. Bei einem leicht sandigen Boden ist ein Umwandlungsprozess beispielsweise schneller abgeschlossen als bei einem tonigem Boden -vermutlich durcheine bessere Luftdurchlässigkeit, was der Theorie des anaeroben Abbaus wiederspricht.
Möglicherweise spielt mein Gefühl aber auch eine Rolle: anaerober Abbau stinkt faulig, aerober Abbau riecht angenehm nach frischer Erde. Ich gehe deshalb im Zweifelsfall auf Nummer sicher und bevorzuge den Komposthaufen mit einjähriger Rottezeit. Es mag sein, dass dadurch manche Nährstoffe schon aus dem Haufen ausgewaschen oder sonstwie verloren wurden, aber trotzdem behaupte ich, in meinem GArten eine ständige Steigerung der Bodenqualität zu erreichen, und das auf einer Erde, die ursprünglich gelber Heidesand war.
Auch das ein Tipp: Allgemein lässt sich behaupten, dass die Quaität eines Bodens auch an der FArbe erkennbar ist: je dunkler, desto besser.
Wer die Hände in der Erde hat, hat den Kopf im Himmel

Hackfratze

Re: Kaninchenstreu aufs Beet?

Beitrag von Hackfratze » Sa Dez 29, 2007 21:22

hoi schnake ;-)

deswegen grabe ich ja nur alle 2 jahre mist mit ein :)
wenn ich das jedes jahr machen würde dann würde der boden zu säurehaltig werden.
ganz so ein unbeschriebenes blatt bin ich ja nicht was die gartenarbeit angeht. ich sagte das ja ich neuling bin aber meine eltern + brüder haben schon über 30 jahre ein mega riesen garten mit sämtlichen tieren etc. und da haben wir nur mit mist gedüngt , dabei hatten wir immer super erfolge.
also ich privat kann nur die mistdüngung empfehlen ;-)
(aber nur in geregelten massen, zum beispiel alle 2 jahre mist einbuddeln)

grüsse aus dortmund
Hackfratze :mrgreen:

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Re: Kaninchenstreu aufs Beet?

Beitrag von Schnake » So Dez 30, 2007 09:47

Hallo Hackfratze,

wie gesagt- eine Glaubensfrage. Meine Eltern und Großeltern haben auch immer Mist eingegraben, den sie vorher von einem BAuern erhalten haben, und hatten auch große Erfolge damit. Und wenn Mist nur alle 2 JAhre eingegraben wird, so hat er vorher schon Zeit gehabt, zu rotten. Ich behaupte ja auch nicht, dass dies der falsche Weg ist. Ich meine aber, dass das Risiko, etwas "falsch " zu machen, dabei höher ist. Prinzipiell das eine oder andere ablehnen oder bevorzugen ist nicht meins. Rosen bekommen auch frische Pferdeäpfel von mir auf die Bodenoberfläche gestreut und vertragen das gut. Allerdings habe ich auch gelesen, dass beispielsweise Spinat bei einer Düngung mit frischem Mist dazu neigt, übermäßig viel Nitrat in den Blättern einzulagern und somit eher ungesund als gesund ist. Auch Möhren sollte man nicht auf frisch gemistetem Boden aussäen, da die Gefahr des Nematodenbefalls dann sehr hoch ist. Ähliches gilt für Kartoffeln. Um diesen Begleiterscheinungen vorzubeugen, gehtder Mist bei mir - mit wenigen Ausnahmen- eben den Umweg über den Kompost, weil ich das Gefühl habe, damit das Richtige zu tun. Und meine bisherigen Ergebnisse zeigten mir, dass ich -nicht unbedingt das alleinige, aber eben auch- Recht habe. Ich glaube und wünsche dir, dass du weiterhin Erfolg mit "deiner" Methode hast.
Wer die Hände in der Erde hat, hat den Kopf im Himmel

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Re: Kaninchenstreu aufs Beet?

Beitrag von Gisela » Sa Jan 12, 2008 06:04

Hallo Schnake und Hacki...

ja, du hast recht, Schnake, das Gefühl sagt einem Gartenmenschen oft genau richtig ein. Mist erst durch den Kompost laufen zu lassen, hat sich als sicher erwiesen.

Wenn man Karotten nicht in mistgedüngten Boden sähen soll, damit sie nicht von Nematoden befallen werden, dann sind also durch den Mist Nematoden in den Boden gekommen oder? Warum dann den Mist überhaupt in Gartenerde graben?

Gut, wenn Generationen von Gartenbauern gute Erfolge hatten..! Wir dürfen aber nicht vergessen, dass gerade unsere Großeltern dankbar zu den damals neu auf den Markt gekommen chemischen Pflanzenschutzmitteln als Wunderwaffen gegriffen haben, wenn ihre mistgedüngten Kartoffelbeete wieder einmal von Kartoffelkäfern befallen worden sind und dass sie sorglos einfach E605 pulverten, weil man von den verhängnisvollen Folgen dieser Chemieeinsätze noch nichts wusste. Natürlich waren die Ernteerfolge nach solchen Vernichtungsaktionen dann fett.

Es gibt aber noch einen anderen Grund, weshalb ich meinen Beeten Mist nicht in frischer, auch nicht in abgelagerter Form antue:
Gemüse, das darauf gewachsen ist, schmeckt herb. Mistgedüngter Blumenkohl durchzieht beim Kochen das ganze Haus mit Kohlgeruch, den man nur deshalb nicht als ekelhaft empfindet, weil man ihn schon seit Großmutters Zeiten gewöhnt ist. Im Grunde aber stinkt der Kohl beim Kochen und er schmeckt nach Mist. Kohl, der in Komposterde gewachsen ist, wird viel milder riechen, vom besseren Geschmack ganz zu schweigen.
Natürlich riecht und schmeckt "Kunstdüngerkohl" noch viel schlimmer, nämlich nach Chemie, doch von Kunstdüngung wird ein vernünftiger Gärtner von selbst abgekommen sein.

Mist als Düngung ist einfach zu scharf und zu einseitig, als dass die Pflanzen jenen Wohlgeschmack entwickeln könnten, den sie aus garer ausgeglichener Kompostgartenerde ziehen.
Zuletzt geändert von Gisela am Sa Jan 12, 2008 07:12, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Kaninchenstreu aufs Beet?

Beitrag von Gisela » Sa Jan 12, 2008 06:15

Noch ein Wort zu der vielzitierten Auswaschung, die gelagerte Komposterde erfahren soll:

Wenn die Kompostzutaten von Mikroorganismen verdaut worden sind, ist daraus Dauerhumus geworden. Dieser Dauerhumus zieht weiterhin die im Boden gelösten Stickstoff-, Phosphorsäure- und Kali-Ionen an sich und hält sie mit Tausenden von Atmosphären fest, sie werden also nicht ausgewaschen.
"Wegholen und für sich verwenden können sie nur Organe, die über noch größere Zellkräfte verfügen: das sind die Wurzelhärchen der Pflanzen" aus: "Gärtnern, Ackern - ohne Gift" von Alwin Seifert.

Grüße
Gisela

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