Kranke Rotbuchenhecke - was gehört weggeschnitten, was kann man aussitzen?

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Kranke Rotbuchenhecke - was gehört weggeschnitten, was kann man aussitzen?

Beitrag von noob » Di Aug 03, 2021 22:20

Hallo zusammen,

ich habe eine ca dreijährige Rotbuchenhecke verpflanzt und zu mir in den Garten geholt. Das fand im November 2020 statt und im Mai 2021 ist sie endlich ausgetrieben. Leider haben sich seitdem einige Pflanzen nicht so gut entwickelt, ich erkenne Wolläuse aber auch sonst gibt es verschiedene Pflanzen mit vertrockneten oder befallenen Blättern und Ästen. Jetzt ist sie Frage, wenn es Pilze sein sollten (aus dem Mulch um die Planzen sind zeitweise recht viele Morcheln gewachsen), oder andere Krankheiten, wann muss ich zurückschneiden und was kann ich aussitzen da die Pflanze/Blätter nächstes Jahr dann trotzdem wieder kommt?
Anmerkung: Ich habe die ca 180cm hohen Pflanzen nach dem Anwachsen nur auf 160 gekürzt, entgegen der Faustregel 1/3, die mir jemand gegeben hatte. Die Pflanzen sahen einfach so toll und stabil aus aus, da hab ichs nicht über das Herz gebracht... Gern würde ich Bilder teilen aber sehe keine Funktion dafür.

Danke für Eure Tipps

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Re: Kranke Rotbuchenhecke - was gehört weggeschnitten, was kann man aussitzen?

Beitrag von Tscharlie » Mi Aug 04, 2021 07:33

Hallo,

Du gibst Dir die Antwort ja schon selbst. Wenn es Dir gelungen ist die Pflanzen mit 1,6 Meter langen Wurzeln auszugraben, dann wäre das zurückschneiden nicht nötig gewesen, aber das kann man natürlich nicht.

Zur Erklärung: Bäume sind ober- und unterirdisch gleich groß.

Wenn man einen nun ausgräbt, dann geht ein großer Teil des unterirdischen Baumes verloren. Bäume ernähren sich aber ja durch die Wurzeln. Man nimmt ihm also einen großen Teil der Ernährungsseite, daher muss man auch die Seite (oberirdisch) die ernährt werden soll verkleinern.

Zuerst wird der Baum aus den Knospen, die ja noch mit dem vlollen Baum im Herbst angelegt wurden, wunderbar austreiben, denn die Energie ist schon in den Knospen. Jetzt gehen Blätter auf und dann fehlt aber die Nahrung diese jetzt aktuell aus dem verringertm Wurzelwerk zu ernähren.

Der Baum hat ja noch ein Energieproblem, er muss gleichzeitig unterirdisch wachsen um sein Problem auszugleichen.

Ich würde sagen Vollstreß!

Was kann man jetzt machen?

Beste Pflege ist jetzt gefragt. Der Intensivpatient braucht die volle Aufmerksamkeit.

Jetzt noch einfach zurückzuschneiden ist keine gute Idee, die Schnittstellen wären ein weiterer Streßfaktor, die müssen dann auch noch geschlossen werden.

Was würde ich machen:

Sollte der Mulch aus Rindenmulch bestehen, weg damit, außer es wäre Rindenmulch aus Rotbuche. Bäume haben in sich Stoffe die andere Pflanzen vertreiben, wenn da also Eichenschnipsel drin sind, dann geben diese dem Boden die Information, alles weg außer Eichen. Buchen haben das übrigens perfektioniert, schaut mal in Buchenwälder wie wenig unter Buchen wächst.

Dann die Oberfäche lockern und lockerhalten. Einfach mal schauen, welche Kräuter wachsen dann da, um dann zu entscheiden, weg oder lassen, weil sie eher helfen, z.B. Klee hilft.

Natürlich bei Trockenheit wässern, min. 10 l/m², aber auch nicht zu viel, je nach Boden.

Vorsichtig tote Teile abschneiden, dabei vorsichtig von außen nach innen immer ein kleines Stück, bis man merkt, beim nächsten Schnitt könnte er noch leben.

Die Natur hat vielfache Möglichkeiten sich sebst zu helfen, daher den Baum auch nicht zu sehr stören, damit er sein "Notprogramm" durchziehen kann. Ein Beispiel, er läßt eben Teile absterben, weil der Mensch es leider nicht wußte, dass er die nicht brauchen kann.

Vielleicht gibst Du jedem der Bäume einen eigenen Namen, denn Du wirst sie gut kennen nach ein bis zwei Jahren.

Im Winter, wenn möglich, bei starken Frösten Frostschutz, den aber nicht einfach im Herbst draufwerfen und im Frühjahr wegnehmen, sondern bei den wenigen Starkfrosttagen schützen.
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Re: Kranke Rotbuchenhecke - was gehört weggeschnitten, was kann man aussitzen?

Beitrag von Mia » Mi Aug 04, 2021 16:00

Guter Beitrag, Tscharlie! :smile:
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

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Re: Kranke Rotbuchenhecke - was gehört weggeschnitten, was kann man aussitzen?

Beitrag von noob » Do Aug 05, 2021 14:01

Vielen Dank auch von mir.
Kriege langsam Panik, da viele Pflanzen in den letzten Tagen immer kahler geworden sind, blätter werden immer blasser und fallen dann bei Kontakt ab... leider bekomme ich den Bilderupload nicht hin.

Ich habe noch eine große Rotbuche liegen, die gar nicht angewachsen ist(war zu erwarten, da wir drei Spaten zerstört haben beim Ausbuddeln, armdicke Wurzel). Soll ich diese Pflanze vielleicht in einen Häcksler stecken und den Mulch damit austauschen?

Ansonsten habe ich einen Test da, sollte ich den Boden der betroffenen Pflanzen nochmal testen?

Oder wäre ein Kappen der Pflanzen um einen halben Meter evtl eine Maßnahme??

Danke für helfende Tipps

Edit: Bilderupload hat endlich geklappt, mit dem Handy mehrere Bilder verkleinern ist sehr umständlich. Habe ein paar der Krankheitsbilder aufgenommen. Ganzer Rasen liegt mittlerweile voll von braungrünen Blättern, ist das eher ein Pilzbefall oder allgemeines Absterbezeichen der Blattaabwurf?
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Vermutlich Wolläuse...?

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Re: Kranke Rotbuchenhecke - was gehört weggeschnitten, was kann man aussitzen?

Beitrag von Tscharlie » Fr Aug 06, 2021 06:55

Hallo noob,

wenn du den Boden testes und irgendwas rauskommt, was sagt das dann? Und wenn du darauf eine Antwort findest, was machst du dann? Den Boden austauschen? Oder die Buchen gleich wegwerfen?

Ich habe versucht eines neben, z.B. einer Empfehlung wie man jetzt zurückschneidet, dich darauf aufmerksam zu machen dass du es mit einem sehr intelligenten Wesen zu tun hast, dass nun versucht, den Umzug und deinen Fehler des rechtzeitigen Zurückschneiden, auszugleichen um zu überleben.

Wenn die Pflanzen nun ihre Blattoberfläche verkleinern, dann wird der Baum schon wissen warum er das macht. Im August ist allgemein die Lebendigkeit von Blättern auf Bäumen schon lange Richtung Herbst gekippt. Schau die mal gesunde Bäume jetzt genau an, die Blätter sind schon auf dem Rückzug, ihre Hauptaufgabe, in der Blüte-Frucht-Wachtumsphase möglichst viel Wasser mit Nährstoffen durch den Baum zu "ziehen", geht schon langsam zu Ende. Schon im Juni ist der Kipppunkt bei den meisten Bäumen Richtung Winter.

Du kommst mir ein bißchen so vor wie das Kind das jeden Tag die gesteckte Bohne ausgräbt um zu sehen ob sie schon wächst und sich wundert dass da wahrscheinlich keine Bohne wachsen will. Obwohl Pflanzen einen derartigen Überlebenswillen haben, dass manche Bohne vielleicht trotzdem wächst.

Man kann sich auch faszinieren lassen von der Natur und ihr einfach mal zuschauen, man muss das nicht aussitzen, man kann beobachten, sich Gedanken machen, auch um in Zukunft weniger Fehler zu machen.

Zum Ende: da ich davon ausgehe dass keine "Schädlinge" beteiligt sind, würde ich mit den Blättern zu mulchen, denn das macht die Natur ja auch, sie streut die Blätter unter die Bäume. Wenn das mit Rasenschnitt zusammen ist, dann kurz antrocknen lassen und in dünnen Schichten unter die Bäume streuen.

Und ganz zum Schluss: Meine Gärten waren und sind und werden niemals "aufgeräumt" sein, sollte jemand einen solchen Garten haben wollen, kann er/sie sich meine Empfehlungen möglicherweise sparen.
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Re: Kranke Rotbuchenhecke - was gehört weggeschnitten, was kann man aussitzen?

Beitrag von noob » Fr Aug 06, 2021 07:39

Danke für den Beitrag, ich lerne gerne dazu.
Wie ist das mit dem Boden auflockern gemeint, wenn ich da mit einer Grabegabel für das Auflockern ansetze hätte ich eher Angst die Futterwurzeln zu verletzen. Ich habe sehr große Ballen an den Pflanzen gelassen beim Ausgraben. Muss man auch diese Ballen auflockern, oder nur die Erde über den Ballen locker halten?

Bei einer Pflanze (Standort hinterm Haus) konnte ich am Stamm an der Verfärbung der Rinde den Verlauf der Erkrankung nachvollziehen, habe diese dann gekürzt und das scheint geholfen zu haben, nur die Pflanzen vor dem Haus geben mir nicht so offensichtliche Signale, manche sind deutlich von Wollläusen befallen (Vögel haben sich teilweise drum gekümmert) und andere zeigen diese Verfärbungen.

Zum Thema Bodentest: mir ging es um den Bedarf an Nährstoffen, ob es den besonders Pflanzen etwas zu sauer ist oder nochmal Hornspäne helfen könnten wie bei der Anpflanzung - wobei ich auch las, dass Dünger zum falschen Zeitpunkt auch wieder schadet, da man die Wachstumsphase in den Winter schiebt/verlängert.
Beim Thema Blätter findet man die Aussage das vom Pilz befallene Blätter eher entsorgt werden sollten als als Dünger zu dienen.
Und das mit dem Abfallen der Blätter hätte ich für Rotbuchen nicht als natürliches Verhalten gedeutet, zumindest fällt es mir bei den (Jungpflanzen-) Hecken der Nachbarn nicht auf (meine Pflanzen dürften nun insgesamt ca 8jährig sein).

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Re: Kranke Rotbuchenhecke - was gehört weggeschnitten, was kann man aussitzen?

Beitrag von Carolyn » Fr Aug 06, 2021 17:00

noob hat geschrieben:
Fr Aug 06, 2021 07:39
Und das mit dem Abfallen der Blätter hätte ich für Rotbuchen nicht als natürliches Verhalten gedeutet, zumindest fällt es mir bei den (Jungpflanzen-) Hecken der Nachbarn nicht auf (meine Pflanzen dürften nun insgesamt ca 8jährig sein).
Buchen werfen ihre Blätter auch im Sommer ab, wenn sie zu wenig Wasser bekommen, um sie "durchzufüttern". So hat es letztes Jahr ein Baum bei mir am Waldrand gemacht, weil es schlicht zu wenig geregnet hat.
Bei Deinen Buchen ist es ähnlich: Sie bekommen zu wenig Wasser für ihr Blattwerk, weil ihnen die Wurzeln fehlen. Also werfen sie die "überzähligen" Blätter ab, damit nicht die ganze Pflanze abstirbt. Bei den Jungpflanzen Deiner Nachbarn ist das Verhältnis zwischen Wurzeln und Blättern vermutlich ausgewogen, die müssen ihre Blätter also nicht frühzeitig loswerden, um sich vor dem Verdursten zu bewahren.

Dieses natürliche Verhalten, das Tscharlie anspricht, ist meistens nicht so offensichtlich, dass man es auf die Entfernung sieht. Da muss man schon genauer hingucken (und etwas Erfahrung haben). Aber Kirschbäume sind jetzt schon teilweise kahl und auch einige meiner Apfelbäume verlieren bereits Laub, obwohl die Früchte noch bei weitem nicht reif sind. Die Bäume bereiten sich auf Herbst und Winter vor, da hat Tscharlie schon Recht. Aber noch sind die Anzeichen bei vielen Bäumen ziemlich fein.
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)

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Re: Kranke Rotbuchenhecke - was gehört weggeschnitten, was kann man aussitzen?

Beitrag von noob » Fr Aug 06, 2021 17:09

Vielen Dank, so ergibt es Sinn... solange die Blätter nicht orange werden und vertrocknen wie bei ein paar Pflanzen hinterm Haus, so scheint diese Strategie hoffentlich nicht auf Absterben hinzudeuten...

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