Bäume aus Samen ziehen

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Harald@Biogaertner
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Re: Bäume aus Samen ziehen

Beitrag von Harald@Biogaertner » Fr Jul 08, 2011 11:30

Hallo zusammen,
ist ja ne richtig interessante Diskussion geworden, toll :-)

ich war eine Zeit lang weg und habe deshalb nicht mehr an der Diskussion teilgeneommen. (Schlaganfall, Reha, Operation, ...)

In meinen Lieblingsbüchern (Buchreihe Die klingenden Zedern Russlands bzw. auch unter Anastasia bekannt) wird berichtet, dass sich alle Lebewesen auf dem Planeten Erde wieder in Richtung Ursprung entwickeln, sobald wir nicht mehr daran herummanipulieren. Das hat auch den Vorteil, dass sich die gentechnisch veränderten Pflanzen hoffentlich auch wieder zurückbesinnen, sobald wir damit aufhören an ihnen herumzupfuschen. Das ist aber eine Hoffnung, die sich wohl über mehrere Generationen hinausziehen wird.
Zurück zum Apfelbaum:
In denselben Büchern wird gesagt, dass es heute noch 9 Apfelbäume gibt, die noch so sind, wie Gott sie erschuf, als er die Welt ersaffen hat. Das widerspricht natürlich der Evolutionstheorie, an die ich aber sowieso nicht mehr glaube. Zumindest nicht in der Form wie sie uns präsentiert wird. Was ich mir vorstellen könnte, ist dass unser Urvater, oder auch der liebe Gott genannt, diese Entwicklungsstufen (Evolution) in seinen Träumen und danach in seinen Gedanken durchgespielt hat, bevor er das Universum, die Erde und uns Menschen als seine Kinder in kürzester Zeit erschaffen hat.
Nochmals zurück zum Apfelbaum :-)
Die sogenannte Wissenschaft bestätigt inzwischen auch, dass der heutige Apfel wohl nicht vom Malus sylvestris, dem Holzapfel abstammt, der sauer und grässlich ist, sondern vom Malus domestica, der wohl trotz des "domestizierens" auch eine Ursprungsform ist. Aber da kenne ich mich nicht so gut aus.
Dass der Versuch, aus einem Sämling einen anständigen Apfel zu bekommen, nahezu zum Scheitern verurteilt ist, war mir von vorneherein klar, aber ich möchte trotzdem Erfahrung auf diesem Gebiet sammeln.

Liebe Grüße an alle
Harald
Eine selbst gezogene Pflanze ändert ihre Zusammensetzung und hält damit ihren Menschen gesund. Eine gekaufte kann das nicht.
Harald Zimmermann
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Mia
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Re: Bäume aus Samen ziehen

Beitrag von Mia » Fr Okt 07, 2011 22:34

Hallo Ihr, hallo Harald, :smile:

ich habe jetzt "meine, begehrten" zwei alten Apfelsorten des Bauern H. rausgekriegt! *freu!*

Das eine ist die Rote Sternrenette,
http://www.manufactum.de/Artikel/48741/ ... nette.html

das andere der Finkenwerder Prinzenapfel.
http://www.ulmer.de/Finkenwerder-Prinze ... zIxMA.html

Nun lese ich, dass beide in schweren, feuchten Lagen gut gedeihen, wie hier bei uns im südlichen, bergischen NRW auf 350 Meter Höhe --- aber der Garten, in den ich jetzt ziehe, hat nichts davon. Er ist sonnig und trocken.
Soll ich es trotzdem versuchen?

Man kann die ja noch kaufen, jedenfalls die rote Sternrenette. Beim Finkenwerder habe ich noch nicht geguckt.
Zur Not kann ich auch zwei Apfelbäume unterbringen... Bestäuber unterschiedlicher Arten gibt es in der Nachbarschaft genug. Würdet Ihr es machen, oder lieber etwas SICHERERES kaufen, was Trockenheit verträgt?

Lieben Gruß,
Mia
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Re: Bäume aus Samen ziehen

Beitrag von Carolyn » Fr Okt 07, 2011 22:50

Ich würde es trotzdem versuchen, evtl. mit beiden Sorten auf einem Baum. Mir wurde auch mal gesagt, hier wäre eigentlich keine Birnengegend, sie würden nicht ausreifen. Das trifft für eine meiner Sorten auch manchmal zu, aber die ist wirklich sehr spät. Die anderen sechs gedeihen prächtig. Und selbst, wenn der Standort nicht optimal ist, heißt das ja noch lange nicht, dass sie gar nicht gedeihen. :wink:
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Re: Bäume aus Samen ziehen

Beitrag von Toffimum » So Okt 09, 2011 11:26

Hallo Mia!
"Finkenwerder Prinzenapfel" haben wir seit ein paar Jahren in unserem Garten.Dieses Jahr hat der nicht oder sehr wnig
getragen.Der Spätfrost dieses Frühjahrt hat vieles kaputt gemacht.Aber sonst ist diese Sorte sehr schmackhaft.Sogar mein
Mann ißt dann auch Äpfel. :nod:
Gruß Toffimum
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Re: Bäume aus Samen ziehen

Beitrag von Mia » Di Okt 11, 2011 00:06

Hallo alle Foris, hallo Toffimum, :smile:

danke Dir! Ich finde auch, der Finkenwerder schmeckt super lecker! Und wenn er feucht gelagert wird, hält er wirklich bis März! Ebenso wie die Rote Sternrenette. Ich kam darauf durch Zufall. Ich liess (zum ersten Mal vor sicherlich 15 Jahren) einfach die gepflückten/ auf der Wiese des Bauern H. gesammelten Äpfel über Winter auf dem Terrassentisch liegen. Schnee fiel drauf, Regen, es fror-- und im März waren sie immer noch frisch und knackig wie am ersten Tag! - Ein mittlerer Wahnsinn! Inzwischen lagere ich die im kühlen, etwas feuchtem Schuppen.

Dennoch bin ich unglücklich mit der Wahl "meiner" beiden Apfelbäume.
Der Herbstprinz braucht schweren, lehmigen, nassen Boden, genau das Aushalten darauf zeichnet ihn aus. Er kann ordentlich Frost vertragen und Wind. Ein typischer Obstbaum Norddeutschlands, gut auch in Küstennähe. - Ich werde nach dem Umzug aber einen leichten, trockenen, sehr sonnigen Boden haben, in dem Pfirsiche gedeihen! Passt also überhaupt nicht, er "könnte" sich aber vielleicht doch anpassen?
Die Rote Sternrenette ist da etwas anspruchsloser, die ginge also, aber beide ausgewählten Sorten befruchten sich nicht gegenseitig. Und was mache ich, wenn der Nachbar, von dessen Apfelbäumen ich auch nicht wirklich weiß, ob sie meine befruchten, seine absägt? Dann müsste ich in einem kleinen Garten, der maximal 2 Buschbäume mit Äpfeln verträgt, 4 pflanzen, um die Bestäubung sicherzustellen. :doh: :doh: :doh:
Das geht nicht.

Hier, wo ich lebe, im südlichen NRW, im Hügelland, ist die Kombination Rote Sternrenette und Finkenwerder Herbstapfel Gang und Gäbe. Nachdem ich einmal darauf aufmerksam geworden bin und die Sorten erkenne, sehe ich ständig diese Kombination. So, als hätte man sie auf alten Höfen zusammengepflanzt, WEIL sie sich gegenseitig bestäuben.
Im Internet steht davon nix, nichts auch in pomologischer Literatur.

Ich fürchte, ich muss das Projekt meiner Apfelbäume erstmal nach hinten stellen, solange ich dazu nichts Näheres weiß.

Hat einer von Euch eine Ahnung - Toffimum? - wo ich diese Apfelsorten eventuell als Spindelbaum herbekomme?

Lieben Gruß,
Mia
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Re: Bäume aus Samen ziehen

Beitrag von Carolyn » Di Okt 11, 2011 10:42

Mia hat geschrieben:Dann müsste ich in einem kleinen Garten, der maximal 2 Buschbäume mit Äpfeln verträgt, 4 pflanzen, um die Bestäubung sicherzustellen. :doh: :doh: :doh:
... oder einfach auf jeden Baum eine Bestäubersorte mit draufveredeln. :wink:
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Re: Bäume aus Samen ziehen

Beitrag von Toffimum » Di Okt 18, 2011 14:14

Hi Mia!
Unser Prinzenapfel ist ein kleiner Buschbaum( so heißt das wohl),hat einen dünnen Stamm und ausladene Fruchtäste,die mein Mann
sogar mit einem Gestell abgestützt hat,weil sie sonst wohl abbrechen würden.Die tragenden Äste müsse auch in waagerechter Lage
sein.Als Spindel hab ich das Ding auch nocht gesehen,mußt Du in einer guten Baumschule nachfragen . Zusätzlich haben wir noch einen
"Roter Boskopp" Sorte im Garten.Ist auch ein Buschbaum.
Gruß Toffimum :smile:
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Re: Bäume aus Samen ziehen

Beitrag von Harald@Biogaertner » So Okt 23, 2011 21:17

Hallo miteinander,

um mal wieder Richtung einstiges Thema zurückzukommen :-)

ich habe jetzt gemoschtet :-)
dabei war ich auf einer Wiese um die Äpfel und Birnen zu ernten und habe folgendes entdeckt, siehe Bilder: ich habe keine Ahnung, ob die kleinen "BaumSträucher" direkt aus dem Stamm kommen oder ganz nahe vom Stamm aus der Wurzel, oder ob sie aus Samen entstanden sind. Aber die Früchte sind bislang viel kleiner, als die, am großen Stamm. aber sie sind lecker!! Die "Schweizer Wasserbirnen" sind wohl auch "Schweizer Wasserbirnen" nur (momentan noch?) in kleiner. Auf dem Erstellen des Bildes hatte ich die Birnen bereits geerntet. Aber die Äpfelchen sind nicht unbedingt die selbe Sorte. Sie sind sogar leckerer! Und sie haben auch etwas andere Rotfärbung.

Egal, ich würde gerne in ein paar Jahren den alten Stamm zum Herstellen von Möbeln nehmen und einfach die jungen Neuen weiterwachsen lassen. Die Natur ist hier besser, als mein eigenes Wunschdenken ;-)
Dennoch habe ich dieses Jahr auch ein paar Samen von meinem "Sonnenwirtsapfel" in eine Saatschale gesteckt; im September. So wie im folgenden Link angezeigt.
********************************************************************************
http://www.wer-weiss-was.de/theme91/article6358043.html
ich habe den Text unten angedruckt, wer will kann sich die Mac Donalds Werbung auf der Originalseite aber gerne anschauen :-)



Re: Aus Samen eines Apfels einen Apfelbaum ziehen

Servus,

nimm Samen von Cox Orange. Das ist der einzige Tafelapfel mit verlässlich fruchtbaren Samen und Nachkommen, die der Mutterpflanze ähneln.

Saat im Herbst (September/Oktober), Saatschale über Winter draußen lassen - sie muss Kälte abkriegen.

Nie austrocknen lassen.

Keimung erfolgt je nach Witterung ca. April des Folgejahres.

Schöne Grüße

MM
**********************************************************************************************

bin mal gespannt und werde erzählen.
Hier noch die Bilder von meiner Wiese


LG Harald
Dateianhänge
NachwuchsSchweizerWasserbirne.jpg
NachwuchsSchweizerWasserbirne.jpg (99.11 KiB) 7343 mal betrachtet
Apfelnachwuchs.jpg
Apfelnachwuchs.jpg (99.14 KiB) 7341 mal betrachtet
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Re: Bäume aus Samen ziehen

Beitrag von brisiacum » Di Nov 08, 2011 16:15

Guten Tag zusammen.


Bevor man mit dem ziehen von Apfelsämlingen beginnt, sollte man einige Dinge bedenken:

Selbstgewonnenes Saatgut aus Äpfeln, insbesondere von alten Sorten kann Krankheitskeime enthalten, die teilweise erst mit der Reproduktion manifest,
d.h. sichtbar und gegebenenfalls ansteckend wird.
Das kann unter Umständen Folgen für die Obstbäume in der weiteren Nachbarschaft haben, schlimmstenfalls über die Obstsorte hinaus.
Das gilt auch dann, wenn die Sämlinge nur als Unterlagen verwendet werden.

Dazu kommt, dass in den allermeisten Fällen die Früchte dieser "Nachzuchten" klein, hart und unansehnlich bis ungenießbar sind.
Ohne Veredlung kommt in aller Regel nur Entt äuschendes dabei herum, wenn nicht schlimmeres.

Zudem sind nicht alle Apfelorten fortpflanzunsfähig. Das gilt auch für etliche alte Sorten!
Die bekantesten sind Boskoop und Jonagold.
Der Grund für die Sterilität ist, dass diese Sorten "tripolid" sind; d.h. sie besitzen 3 halbe Kromosomensätze.
Fortpflanzungsfähig sind grundsätzlich nur "diploide" (mit 2 halben Kromosomensätzen ausgestattete) Apfelsorten.
Gerade bei alten, unbekannten Sorten ist das ohne genetische Analyse aber nicht zu bestimmen.

Besser ist es, zertifizierte Unterlagen zu benutzen.
Die kann man von zertifizierten Unterlagengärtnereien oder -Händlern beziehen.
Gärtnereien geben meist nur größere Mengen ab. Man kann aber auch übers Internet von Händlern einzelne Unterlagen und geringe Mengen
Veredelungsmaterial beziehen.
Der Vorteil: Man bekommt garantiert gesunde Pflanzen mit den genau gewünschten Eigenschaften: starkwüchsig, schwachwüchsig, stark wurzelnd,
schwach wurzelnd (z.B. für Kübelzucht) usw.
Und glaubt mir, es macht mehr Spaß, damit zu arbeiten und ein Erfolgserlebnis wachsen zu sehen, als frustierenden Misserfolg zu zu sehen und womöglich
auch noch für Folgen in der Nachbarschaft haften zu müssen (das Pflanzenzuchtgesetz sieht für Schadenverursachung in der Tat weitgehende Haftung und beträchtliche Sanktionen vor).

Im Übrigen reicht ein in - die - Erde - stecken von ein paar Apfelkernen nicht.
Man muss schon auf einige Dinge achten, damit das Saatgut überhaupt keimfähig wird.

Ich möchte niemandem die Freude am gärtnern und experimentieren nehmen, glaube aber, das Alles ist noch einmal eine Überlegung wert.


Gruß
brisiacum
Für Anregungen und Kritik immer offen,
an Infos immer interessiert.

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