ernst gemeint: Wer hat meinen Humus geklaut?

Bodenbearbeitung, Kompostierung, Düngung
nineblue
Balkongärtner
Balkongärtner
Beiträge: 35
Registriert: Sa Jul 25, 2009 23:27
Wohnort: München
Geschlecht:

ernst gemeint: Wer hat meinen Humus geklaut?

Beitrag von nineblue » Mi Mai 26, 2010 22:40

Hallo

Zugegeben eine recht dämliche Fragestellung, aber ich versuche es besser zu erklären.
Nach meinen Schulwissen erzeugen die Regenwürmer den Humus. (stark vereinfacht)
Nun, Regenwürmer habe ich auf meinen Grundstück, aber leider keinen Humus.
Ich habe nur eine Lehmschicht und darüber eine sehr dünne Schicht aus verrottenden
Pflanzenteilen. Da mein Grundstück aber schon 1000 Jahre in der Landschaft steht
und nicht erst gestern neu erschaffen wurde, müssten doch die Regenwürmer für
eine dicke Humusschicht gesorgt haben. Und deshalb die Frage, wo ist mein Humus?
Was kann an der fehlenden Humusschicht schuld sein und was kann man dagegen tun?
Ich hoffe Ihr seid mir nicht böse wegen der total unwissenschaftlichen Fragestellung.

In jeden Fall ein herzliches Dankeschön im voraus.
mfg

Benutzeravatar
Carolyn
Bio-Genie
Bio-Genie
Beiträge: 4733
Registriert: Do Mai 07, 2009 17:28
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Wohnort: jwd. in Oberbayern
Geschlecht:

Re: ernst gemeint: Wer hat meinen Humus geklaut?

Beitrag von Carolyn » Do Mai 27, 2010 10:07

Regenwürmer verarbeiten verrottendene Pflanzenteile zu Humus, das ist richtig. Aber sie verwandeln Lehm nicht in Humus. Ein Lehmboden wird unbeinflusst vom Menschen immer ein Lehmboden bleiben.

Was Du dagegen tun kannst: Durch das (jahrelange) Einarbeiten von Kompost u.ä. den Lehm "verdünnen" oder besser einen dicke Schicht Lehm abtragen (lassen) und durch guten Mutterboden ersetzen. So hat schon mein Großvater unseren Bauerngarten "erschaffen", da ich hier natürlicherweise auch nur eine dünne Schicht Humus habe.
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)

tanteberta
Gartenprofessor
Gartenprofessor
Beiträge: 104
Registriert: Fr Mai 16, 2008 14:28

Re: ernst gemeint: Wer hat meinen Humus geklaut?

Beitrag von tanteberta » Do Mai 27, 2010 12:09

Ergänzend zu Carolyns Erklärung kann ich noch beitragen, dass es tatsächlich nur durch Einarbeiten gelingt, den Humus zu halten. Sonst wird er weggeschwemmt, da der Lehm ja nur schwach Wasser durchlässt. Aber eigentlich ist Lehmboden ja was Gutes, weil er Potential hat, fruchtbare Gartenerde zu werden - nur dauert das eine Weile! Mein Bruder hat etwa 20 Jahre gebraucht, in denen er immer wieder Kompost in seinen Lehm eingearbeitet hat, bis die Erde in seinem Garten so einigermaßen krümelig wurde - aber nach starkem Regen siehts immer noch ganz schön lehmig aus. Pflanzen gedeihen allerdings ganz gut. Also: Geduld bringt Rosen...

nineblue
Balkongärtner
Balkongärtner
Beiträge: 35
Registriert: Sa Jul 25, 2009 23:27
Wohnort: München
Geschlecht:

Re: ernst gemeint: Wer hat meinen Humus geklaut?

Beitrag von nineblue » Do Mai 27, 2010 19:21

Hallo

Carolyn hat geschrieben:Regenwürmer verarbeiten verrottendene Pflanzenteile zu Humus, das ist richtig. Aber sie verwandeln Lehm nicht in Humus.
Aber der Humus den die Regenwürmer "erschaffen" müsste sich doch im Laufe der Zeit auf dem
Lehmboden ansammeln. Über dem Lehmboden müsste doch so eine Humusschicht entstehen.
Und die Pflanzen müssten doch diesen neuen Humus auch "festhalten".

Und Ihr seid ernsthaft der Meinung das Lehmboden ein guter Boden ist?
Nach den wochenlangen Regenfällen der letzten Wochen gleicht mein
Grundstück einer Sumpflandschaft. In einzelnen Pfützen haben es sich
schon Wasserläufer bequem gemacht.

Benutzeravatar
Cerifera
Bio-Genie
Bio-Genie
Beiträge: 3753
Registriert: Mi Jan 30, 2008 11:00
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Geschlecht:

Re: ernst gemeint: Wer hat meinen Humus geklaut?

Beitrag von Cerifera » Fr Mai 28, 2010 04:34

Regenwürmer ziehen die Materialien TIEF in die Bodenschichten hinein. Lehmboden ist sogar sehr gut, allerdings wie Carolyn sagt brauchst Du viel Kompost - hier hilft viel wirklich viel - evtl. Sand und Geduld. Ein guter Boden entsteht nicht in einem Jahr und nicht in 1000 Jahren wenn man nicht ganzheitlich arbeitet. Die Regenwürmer werden ja auch nur mit dem Material gefüttert das dem Boden eh schon entzogen wurde, also es kommt somit nichts Neues hinzu.

Es gibt da ein Büchlein von GU (weiß nicht ob es noch erhältlich ist) ISBN: 3-7742-5750-7 "Guter Boden gesund & fruchtbar" wobei "Der Biogarten" von Marie-Luise Kreuter auch alle nötigen Informationen enthält und noch viele mehr, kostet allerdings etwas mehr...

Benutzeravatar
Carolyn
Bio-Genie
Bio-Genie
Beiträge: 4733
Registriert: Do Mai 07, 2009 17:28
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Wohnort: jwd. in Oberbayern
Geschlecht:

Re: ernst gemeint: Wer hat meinen Humus geklaut?

Beitrag von Carolyn » Fr Mai 28, 2010 10:28

nineblue hat geschrieben:Und Ihr seid ernsthaft der Meinung das Lehmboden ein guter Boden ist?
Im Verhältnis zu den Alternativen - ja. Bei einem Sandboden kommst Du mit dem Gießen nicht hinterher, außerdem hat er kaum Nährstoffe, da sie ausgeschwemmt werden. Mit Ton gibt es noch mehr Probleme (die ich jetzt aber nicht im Kopf habe). Lehm hat viel Potenzial, das aber eben erst erarbeitet werden muss. Das ideale ist eben eine gute Mischung aus allen Bestandteilen - genannt Humus.

Humus sammelt sich nicht "einfach so" an, er wird von Jahr zu Jahr wieder durch die Pflanzen "verbraucht". Außerdem wird er durch Regen und Wind abgetragen (Stichwort Bodenerosion). Im Regenwald gibt es ja auch eine Unmenge von Pflanzen aber nur eine dünne Humusschicht, weswegen die Landwirtschaft auf diesen (gerodeten) Flächen nicht lange funktioniert.

Eine Sumpflandschaft habe ich nur deswegen nicht, weil mein Garten eine Hanglage hat. Dafür sammelt sich bei mir unten deutlich mehr Humus als oben...

Falls das bei Dir leicht möglich ist (Zugänglichkeit), dann bist Du am schnellsten, wenn Du durch einen Bagger die oberste Schicht abtragen (maximal 50 cm würde ich sagen) und neue Erde anfahren läßt. Das wird bei vielen Neubauten so gemacht, da hier ja durch den Kelleraushub kein Humus vorhanden ist. Wird sicher nicht ganz billig und auch dann wirst Du ein paar Jahre brauchen, bis der Garten schön ist, aber es ist der schnellste und effektivste Weg mit am wenigsten körperlicher Arbeit.
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)

tanteberta
Gartenprofessor
Gartenprofessor
Beiträge: 104
Registriert: Fr Mai 16, 2008 14:28

Re: ernst gemeint: Wer hat meinen Humus geklaut?

Beitrag von tanteberta » Sa Mai 29, 2010 23:50

Mit dem neue Erde Anfahren kriegt man aber doch vielleicht noch ganz andere Probleme? Ich hätte da so meine Besorgnisse, ob die neue Erde auch ohne Pestizide und Düngemittel oder zu viel unerwünschte Sämereien ist - oder weiß man dann genau, wo diese Erde herkommt?

Benutzeravatar
Carolyn
Bio-Genie
Bio-Genie
Beiträge: 4733
Registriert: Do Mai 07, 2009 17:28
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Wohnort: jwd. in Oberbayern
Geschlecht:

Re: ernst gemeint: Wer hat meinen Humus geklaut?

Beitrag von Carolyn » Mo Mai 31, 2010 11:02

In der neuen Erde sind natürlich schon "unerwünschte Sämereien", es ist ja typischerweise der Humus einer Baustelle, der vorher "gerettet" wurde, keine Gartenerde. Trotzdem glaube ich, dass man der Wildkräuter schneller Herr wird als dass man Lehm in lockeren Boden verwandelt.
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)

Benutzeravatar
Ludmilla
Alter Hase
Alter Hase
Beiträge: 524
Registriert: Mi Jul 16, 2008 14:25
Wohnort: Westerhorn (S-H)
Geschlecht:

Re: ernst gemeint: Wer hat meinen Humus geklaut?

Beitrag von Ludmilla » Di Jun 01, 2010 16:34

Carolyn hat geschrieben:... "unerwünschte Sämereien",
Oh ja, ich hab in meinen 8 cbm gesiebter Erde ein wahre Fundgrube, vor allem Winden - die hatte ich bisher kaum :roll:
Herzlichste Grüße von Ludmilla
Bild

Tohomas
Gartenplauscher
Gartenplauscher
Beiträge: 51
Registriert: Do Aug 06, 2009 17:38
Geschlecht:

Re: ernst gemeint: Wer hat meinen Humus geklaut?

Beitrag von Tohomas » Mi Jun 02, 2010 20:38

Als
nineblue hat geschrieben: Und Ihr seid ernsthaft der Meinung das Lehmboden ein guter Boden ist?
Nach den wochenlangen Regenfällen der letzten Wochen gleicht mein
Grundstück einer Sumpflandschaft. In einzelnen Pfützen haben es sich
schon Wasserläufer bequem gemacht.
Bei Pfützen kann es helfen neben den Beeten ein Loch zu graben(ca.15-25cm Durchmesser und 0.5-4m tief. Durch so einen Bau >kann< das Wasser von dem oberen, wasserführenden Lehm in tiefere Gebiete sickern, es sei denn, es hat überall Lehm.
Weiß nicht ob es klappt, denn ich hab es nie ausprobiert 8-[ .
Traditionelle Drainage wäre sicher besser... ?

nineblue
Balkongärtner
Balkongärtner
Beiträge: 35
Registriert: Sa Jul 25, 2009 23:27
Wohnort: München
Geschlecht:

Re: ernst gemeint: Wer hat meinen Humus geklaut?

Beitrag von nineblue » Sa Jun 05, 2010 19:05

Hallo

und vielen Dank für Eure Antworten. Also den kompletten Oberboden austauschen ist eine nette Idee, kommt
aber für mich nicht in Frage. Mein "Garten" ist eine Rodungsfläche mitten im Wald, da ist das etwas schwierig. :grin:
Ich werde meine Regenwürmer fleißig füttern und ansonsten muss ich wohl mit dem Lehm leben.
Aber es lebt sich nun leichter, da ich jetzt weiß, das Lehm gar nicht so schlecht ist.
Aber interessant ist die Fragestellung wie ich neue Pflanzen einpflanze. Wo auch immer ich ein Loch grabe steht das Wasser
drin. Ich hoffe allerdings das das nun im Sommer etwas besser wird. Bis jetzt grabe ich immer ein Loch das deutlich
zu groß ist und fülle es mit gekaufter Erde auf. Da setze ich dann die neue Pflanze ein und noch ein paar Lehmbrocken
darüber verstreichen und fertig.
Ein Gärtner meinte das ich die neuen Pflanzen einfach höher setzen sollte, aber das funktioniert auch nicht, denn
ich habe einen Südhang, mit aller Kraft der Sonne. Eidechsen fühlen sich pudelwohl. Alles was ich höher pflanze
vertrocknet erbarmungslos. Habt Ihr einen Tipp wie man hier richtig pflanzt?

In jeden Fall erstmal ein herzliches Dankeschön und
viele Grüße

Benutzeravatar
Carolyn
Bio-Genie
Bio-Genie
Beiträge: 4733
Registriert: Do Mai 07, 2009 17:28
Antispam-Sicherheitsabfrage: 63
Wohnort: jwd. in Oberbayern
Geschlecht:

Re: ernst gemeint: Wer hat meinen Humus geklaut?

Beitrag von Carolyn » So Jun 06, 2010 14:20

Deine jetzige Methode klingt gut, so mischt Du mit den jahren den Boden auch mit "guter" Erde durch, auch wenn das lange dauert.

Wenn das ein Hang ist, kannst Du das Gefälle nicht nutzen, um große Pfützen zu vermeiden? Mein Bauerngarten hat ja auch Hanglage und ich vermeide schon Wege, die hangabwärts laufen, weil sich sonst unten das Wasser sammelt (da ist ein breiter betonierter Weg, also keine Ablaufmöglichkeit).
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)

Antworten