
ja, der Inhalt meiner Worte war okay... nur der Tonfall nicht. Ich werde es klären, wenn die Kiddies wiederkommen.
Mein letzter langjähriger Partner - der Vater meiner Kinder - hatte mit dem Garten nicht viel am Hut. Das war ein bisschen schade, weil ungeheuer viel an mir hängenblieb. Dieser Mann - ein Wirtschaftswissenschaftler - hatte allerdings Probleme mit Schafen.
Der damalige Garten war sehr groß, einen Teil hatten unsere Vermieter an einen Schäfer verpachtet. Dort lebte unter anderem auch Laura, ein Schaf, das mit der Flasche aufgezogen war, und Harro, ein sehr potenter- er musste für den Erhalt der Gruppe sorgen - sehr imposanter Schafsbock mit Hörnern.
Irgendeines schönen Frühlingssonntages hatte Uwe, der Vater meiner Kinder, gekocht. Es gab Bratkartoffeln vermischt mit Eiern und dazu Salat. Da die Terrasse mittags noch im Schatten lag, hatte er die Gartenmöbel neben den Schafzaun getragen, hatte hübsch aufgedeckt, die Speisen hingestellt, nun kam er ins Haus, um uns rasch zum Essen zu rufen. Begeistert liefen wir in den Garten.
Was sahen wir? Die junge Laura war irgendwie aus dem Gatter entkommen, stand mit etwas gegrätschten Beinen mitten auf dem Gartentisch und fraß die Bratkartoffeln! Der Uwe ist so was von wild geworden, er hat geschrien und getobt, hat auf Laura mit der Hand eingedroschen, und die kleinen Söhne haben geschrien und geweint, haben den Uwe hinten an der Hose versucht wegzuzerren und verzweifelt gerufen: "Papa, man darf nicht hauen!"
Laura fraß derweil eilig weiter.
Mama Mia hat dann einen vorjährigen Apfel gegriffen, ihn der Laura als seeehr lecker vorgeführt und rasch hinter den Schafzaun geworfen. Da sprang Laura vom Tisch aus hinterher. Aber als sie beim Apfel ankam, war sie doch beleidigt. "Bääh!", hat sie gerufen. "Bääh! Ihr habt mich betrogen! Bääh! Bratkartoffeln hätte ich haben können - und nun habe ich nichts als einen schändlichen, alten Apfel! Bääh, bääh, bääh!"
Das war die Geschichte mit Laura.
Die Kinder sollten nun zur Schule kommen und anschließend ist man ja an Schulferien gebunden. Also wollte Mia vorher noch mal lange und preisgünstig außerhalb der Saison Urlaub machen. Es ging für 4 Wochen nach Lesbos. Uwe konnte nicht mit, der musste - und wollte - arbeiten.
Ich hatte daheim Gemüsebeete und sehr schöne Blumenbeete angelegt mit roten Rosen, weißen Madonnenlilien, blauen Glockenblumen, Lavendel... und überall dazwischen dieses hohe Schleierkraut! Es war ein Traum.
Kommen wir abends mit dem Flieger zurück, war die Freude groß, von Uwe wurde mir gar nichts berichtet, außer beiläufig, dass ich aufpassen müsse, in den Garten zu gehen. Naja, man hat dann ja auch viel zu tun: Kinder, Koffer, Taschen, Krempel...
Am nächsten Morgen, Uwe war schon zur Arbeit gefahren, kamen befreundete Nachbarn mit ebenfalls kleinen Kindern vorbei und lachten, lachten... Ich verstand überhaupt nichts mehr. "Geh doch mal in den Garten!"
Zwischen den Rosen stand Harro, der Schafsbock. Soeben verspeiste er die letzte Madonnenlilie. Auch an den Gemüsebeeten hatte er sich gütlich getan. Und was er nicht fressen konnte, das hatte er zertrampelt.
Ich hörte von den Nachbarn folgende Geschichte: Der Schafsbock hatte wohl - wie auch immer - über den Zaun springen können und hatte begonnen in meinem Garten zu futtern. Der gute Uwe wollte das verhindern. Eines Morgens, angetan mit Anzug, Krawatte und Aktentasche ist er in den Garten spaziert, um weitere Schäden einzuschränken. Uwe hat gewaltig mit den Armen gerudert, hat gebrüllt und geschrien. Der Harro hat ihn wohl zunächst stoisch gemustert, aber weil er diesen seltsam lauten und aggressiven Fressfeind nicht ausstehen konnte, ist er dann mit seinen Hörnern auf ihn los gegangen.
Der Uwe hat die Aktentasche fester gepackt und ist rennend aus dem Garten geflüchtet, während Harro hinter ihm einstieß. - Dieses Bild war natürlich ein köstliches Fest für die Nachbarn!
Nein!, dachte ich nur. Ich bin in den Garten, hab dem Harro einen Strick um den Hals gelegt und ihn am nächsten Apfelbaum festgebunden. Da konnte er nur noch Gras fressen und keine Madonnenlilien mehr. Hab den Schäfer angerufen und gesagt, er solle ihn gefälligst da wegholen!
Aber so sind manche Männer. Die Börsenkurse kennen sie, aber sie können kein Schaf an die Leine nehmen.

Lieben Gruß,
Mia