Stecklinge, sind das "halbe Pflanzen"?

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wolfgang-12
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Stecklinge, sind das "halbe Pflanzen"?

Beitrag von wolfgang-12 » Di Jul 19, 2016 15:21

Hallo

Also ich habe mich mal hier ein wenig umgesehen und bin mit einem Namen fündig geworden, Rührmann.

Die haben auch Küchenkräuter und eines davon ist der folgende Basilikum: http://www.kraeuter-und-duftpflanzen.de ... um-Pflanze

Hier finde ich dann den Satz: Es ist besser und einfacher, im Spätsommer/Herbst ein paar Stecklinge zu nehmen, diese dann im Haus zu bewurzeln und die Mutterpflanze im Garten zu belassen, als sie auszugraben und einzutopfen für die Überwinterung. Stecklingsvermehrt.

Aktuell habe ich selbst ein wenig mit den Stecklingen probiert und dabei eher den Eindruck bekommen, dass der Steckling „nur die halbe Pflanze“ ist. Nehmen wir einen Basilikum, der bei normalem Wachstum eine Höhe erreichen kann von 75 cm. Wenn ich den mit einer Höhen von 20 cm im Edeka kaufe, den erst akklimatisiere (er wächst dann noch etwas ich weiß) und dann die oberen 10 cm abtrenne und aus dem Oberteil einen Steckling mache, dann wächst der neue Steckling nur noch auf die Höhe von 37,5 cm und auch die alte Pflanze erreicht nur die 37,5 cm.

Stimmt das oder mache ich da was falsch?

Herzliche Grüße
Wolfgang

Mia
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Re: Stecklinge, sind das "halbe Pflanzen"?

Beitrag von Mia » Di Jul 19, 2016 20:28

Man, jetzt hat es mir doch den ganzen Beitrag weggerissen! Ahhrrgg!!!!! :mauer:
Okay, nochmal:

Hallo Wolfgang, :-)

zunächst mal: Basilikum wird keine 75 cm hoch. Hier in Deutschland 40 cm maximal. Falls Du mal eins hattest, was 75 cm hoch wurde, hast Du es viel zu gut gedüngt, oder, bei einem Foto, welches Du gesehen hattest, hatte jemand künstlich "nachgearbeitet", oder der Mensch lebte in Indien oder ähnlichen Gefilden. Dort ist unser normales Basilikum mehrjährig und im vierten oder fünften Jahr kann es auch mal diese Größe erreichen. In Deutschland nicht, so lange können sie hier kaum überleben.
Rühlemann bietet ( siehe Dein link) ein Strauchbasilikum an, und das ist deshalb höher ( 60 cm) , weil es ein STRAUCH-Basilikum ist. Steht auch gleich dabei: "Dieses ausdauernde Basilikum wächst wie Buschbasilikum, nur höher."

Du machst alles richtig mit Deinen Stecklingen, kannst sogar noch ein bisschen tiefer schneiden, so dass die Steckis 12 cm lang sind.
Also, Deine Steckis und Deine Altpflanze erreichen genau die richtige Größe, da ist nichts halb.
Wenn man Stecklinge nehmen kann ( bei vielen botanischen Arten geht das nicht) bilden sie wieder eine komplette, ganze Pflanze aus, die genauso schön und genauso hart und genauso gesund ist wie die Alte. Sie nehmen das gesamte Erbgut mit.
Ich glaube, Du hast Dich hier einfach mit der zu erwartenden Größe vertan?

Ich erzähle noch mal ein ein bisschen weiter, ja?
Wenn Du Basilikum bei Edeka kaufst, hast Du einen dicken grünen Busch im Topf, okay? Das ist aber keineswegs EINE Pflanze, wie man annehmen möchte, sondern es sind je nach Topfgröße 20-30 Basilikumpflanzen. Die bestehen je aus nur einem Stängel.
Wenn Du die Kleinsten nicht rausnimmst oder abschneidest, gehen die bei der Weiterkultur eh ein, sie können diese Enge nicht vertragen. Wenn Du sie sofort aus der Erde rausnimmst, hast Du schon mal jede Menge "Kinder" zum Nachziehen, die auch schon kleine Wurzeln haben.
Die Größeren im Topf gehen jetzt hoch. Ab 30 cm zeigt sich auch oben bisweilen die erste Verzweigung. Wenn Du die nun oben abschneidest und Stecklinge nimmst, regst Du eine weitere Verzweigung an. Sie werden dann etwas tiefer Zweige und Neutriebe bilden. Die Pflanze wird dadurch nicht höher, aber dichter. Sie hat nun ihr traumatisches "Ein-Stängel-Dasein" aus dem Treibhaus überwunden und ist nun ein 'richtiges' Basilikum, welches sich auch buschig verzweigt.

Bald wird diese Alt-Pflanze nun blühen wollen. Wenn Du die Blüten lässt, verholzen die Stängel, und werden von unten nach oben kahl. Die Pflanze steckt nun alle Kraft in die Samenbildung. Du hast jetzt zwar kaum noch Blätter, dafür aber Samen. Du kannst jetzt auch noch mal stark zurückschneiden, und möglicherweise treibt das Basilikum von unten wieder aus.
Aber die Blüte und die Samenbildung bedeuten in Deutschland in der Regel das Ende der Alt-Pflanzen.
Von daher ist es sinnvoll, Blüten erst gar nicht zuzulassen, oder eine Sorte zu kaufen, die wenig blüht. Oder halt sofort reichlich Steckis zu nehmen.

Rühlemanns ist ein toller Laden, ist aber in den letzten Jahren bei Pflanzen schlechter geworden. Die werden sehr nachgefragt und kommen offenbar kaum hinterher. Google noch mal ein bisschen weiter, viele Internethändler sind gut. Rühlemanns hat den eindeutig besten Überblick über alles, die besten Infos. Man muss trotzdem nicht alles dort kaufen.

Lieben Gruß,
Mia
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

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Re: Stecklinge, sind das "halbe Pflanzen"?

Beitrag von Carolyn » Di Jul 19, 2016 22:41

Kleine, aber anschauliche Anekdote: Ich ziehe meine Geranien selber, jedes Jahr aus Kopfstecklingen - und das seit mehr als 10 Jahren (und vorher hat das meine Mutter gemacht, über weit längere Zeit). Wenn Stecklingsvermehrung tatsächlich nur halbe Pflanzen ergäbe hätte ich jetzt keine sichtbaren Geranien mehr. :wink:
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Re: Stecklinge, sind das "halbe Pflanzen"?

Beitrag von wolfgang-12 » Mi Jul 20, 2016 14:42

Carolyn hat geschrieben:Kleine, aber anschauliche Anekdote: Ich ziehe meine Geranien selber, jedes Jahr aus Kopfstecklingen - und das seit mehr als 10 Jahren (und vorher hat das meine Mutter gemacht, über weit längere Zeit). Wenn Stecklingsvermehrung tatsächlich nur halbe Pflanzen ergäbe hätte ich jetzt keine sichtbaren Geranien mehr. :wink:
Ok, danke Carolyn, das ist wirklich nachvollziehbar, auch für mich.
Mia hat geschrieben:Wenn Du die Kleinsten nicht rausnimmst oder abschneidest, gehen die bei der Weiterkultur eh ein, sie können diese Enge nicht vertragen. Wenn Du sie sofort aus der Erde rausnimmst, hast Du schon mal jede Menge "Kinder" zum Nachziehen, die auch schon kleine Wurzeln haben.
Das ist etwas, was ich bislang gemacht habe und eigentlich unter "schlechte Idee" abbuche. Denn in der Hydrokultur haben die Setzlinge durchgehend gute Wachstumsbedingungen und die Pflanze wächst kräftiger und besser (also im Vergleich zum Boden des Edeka-Kübels).

Nun hatte ich einen Steckling gesetzt mit einem Stammdurchmesser von 2,5 mm. Dann ist die Pflanze gewachsen und der untere Durchmesser blieb auf 2,5 mm, der obere Stammdurchmesser (also der Teil, der im Setzling wuchs) hatte einen Durchmesser von 3,8 mm. Mit anderen Worten: Die untere Pflanze bleibt kümmerlich, die obere wächst kräftig. Ich hab daraufhin aus dem Oberteil wieder einen Steckling gemacht, meinen ersten „100%-Hydrosteckling“.

Aber ok, was du mir über den Buschbasilikum gesagt hast, dass erklärt mir jedenfalls, dass ich hier wirklich auf die Sorte achten muss, denn einen Busch kann ich wohl wegen der Größen nicht auf der Fensterbank unterbringen. Gibt es einen Fachbegriff für "Nichtbuschbasilikum"?
Mia hat geschrieben:Basilikum wird keine 75 cm hoch. Hier in Deutschland 40 cm maximal. Falls Du mal eins hattest, was 75 cm hoch wurde, hast Du es viel zu gut gedüngt, oder, bei einem Foto, welches Du gesehen hattest, hatte jemand künstlich "nachgearbeitet", oder der Mensch lebte in Indien oder ähnlichen Gefilden.
Naja hier wird zum Beispiel ein Riesenkübel verkauft für € 4,55 und der hat eine Höhe von 60 cm.

http://www.kraeuter-und-duftpflanzen.de ... anze?c=272

Alleine vom Verkaufspreis her kann das doch nur ein einfacher Steckling gewesen sein, der vielleicht sogar direkt in den Topf eingesetzt wurde und danach einfach verkauft wird. Da hat doch keiner zweimal Hand angelegt, das kann bei dem Verkaufspreis doch keiner bezahlen.

Dieser Basilikumstrauch läuft unter "Auch fürs Fensterbrett geeignet" und ich frage mich ernsthaft wie jemand auf die Idee kommt sowas aufs Fensterbrett stellen zu wollen.

Das einzige was mir hier einfällt ist: Direkt Stecklinge ziehen und den Busch einfach aufessen und nach dem Abernten direkt entsorgen, einfach weil der viel zu groß ist, was mich dazu führt, nach einer Pflanze zu suchen mit besonderem Geschmack.
Mia hat geschrieben:Ab 30 cm zeigt sich auch oben bisweilen die erste Verzweigung. Wenn Du die nun oben abschneidest und Stecklinge nimmst, regst Du eine weitere Verzweigung an. Sie werden dann etwas tiefer Zweige und Neutriebe bilden. Die Pflanze wird dadurch nicht höher, aber dichter. Sie hat nun ihr traumatisches "Ein-Stängel-Dasein" aus dem Treibhaus überwunden und ist nun ein 'richtiges' Basilikum, welches sich auch buschig verzweigt.
Der Kollege hier https://www.youtube.com/watch?v=BtAba4GFoBE der spricht davon, dass man die Zweigbildung besser weiter unten bereits ansetzt. Das hängt wahrscheinlich von der Pflanze ab.

Ok, muss ich beides probieren und rausfinden was besser ist.

Danke für die Tipps.
Herzliche Grüße
Wolfgang

Mia
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Re: Stecklinge, sind das "halbe Pflanzen"?

Beitrag von Mia » Mi Jul 20, 2016 18:26

Hallo Wolfgang, :-)

diesmal hast Du es weniger gut verstanden. Ich mache gleich mal ein paar Zeichnungen.
Vorab eine Erklärung zum Nomenklatur bezüglich Deiner Frage:
wolfgang hat geschrieben:Gibt es einen Fachbegriff für "Nichtbuschbasilikum"?
Jein. Die Begriffe verschwimmen hier total. Sagen wir so: das normale Basilikum ist bei uns einjährig, deshalb wird es als "einjähriges " Basilikum bezeichnet. Es wächst aber in der Form und in wärmeren Ländern als Busch, deshalb ist es ein Buschbasilikum und wird auch so genannt, vor allem wenn es von vorn herein (bei manchen Sorten üblich) als Busch gezogen wird. Es heisst deshalb trotzdem einjähriges ( Busch-) Basilikum, weil es früh blühen will ( und danach in der Regel bei uns abstirbt) und weil es nicht frosthart ist. Halt nur einjährig. Die normalen Sorten werden rund 40 cm hoch, ABER es gibt auch höhere!
Dem gegenüber steht das mehrjährige Strauchbasilikum. Das wächst von vorn herein verzweigt, die Zweige sind etwas verholzter, es stirbt nach der Blüte nicht ab und in der Regel wird es höher und kompakter als das Buschbasilikum.
Doch Vorsicht, es gibt auch Zwergstrauchbasilikum!
Als Unterscheidungsmerkmal bei uns, muss man, glaube ich, den Grad der Verholzung der Zweige betrachten ( bei älteren Pflanzen), die Art der frühen Verzweigung und das NICHT Absterben nach der Blüte. Wobei das auch nichts sagt, denn unser einjähriges Buschbasilikum wächst z.B. in Indien als mehrjähriger Busch.

Jedenfalls, was Du von Edeka im Topf hast, ist einjähriges Buschbasilikum.
Vielleicht hilft diese Seite:
http://lexikon.huettenhilfe.de/kraeuter ... tanik.html
Zuletzt geändert von Mia am Do Jul 21, 2016 02:07, insgesamt 1-mal geändert.
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

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Re: Stecklinge, sind das "halbe Pflanzen"?

Beitrag von Mia » Mi Jul 20, 2016 19:49

Hallo Wolfgang, :-)

vielleicht wird durch die Zeichnungen deutlicher, was ich meine.

Lieben Gruß,
Mia

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Re: Stecklinge, sind das "halbe Pflanzen"?

Beitrag von wolfgang-12 » Do Jul 21, 2016 06:25

Hallo Mia

Ich glaube ich beginne zu verstehen wo mein Denkfehler liegt. Bei diesem Angebot - http://www.kraeuter-und-duftpflanzen.de ... anze?c=272 - habe ich gedacht ich bekomme für € 4,55 den abgebildeten Topf mit Pflanze und habe daraus geschlossen, dass das Zeug wie Unkraut wuchern muss, anders ist der Preis gar nicht zu machen. Gestern Abend habe ich erst gelesen "Lieferung im 8 cm-Topf". Das ändert natürlich einiges. Man bekommt also nur ein paar Stengel, geliefert ähnlich wie der Edeka-Topf und muss den bei sich selbst wachsen lassen.

Naja, jetzt wird jedenfalls das Geschäftsmodell einer Gärtnerei für mich wieder nachvollziehbar.

Und danke auch für die Zeichnung. Hast dich ja richtig ins Zeug gelegt.

Herzliche Grüße
Wolfgang

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