Samen für Wildbienen

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Samen für Wildbienen

Beitrag von Mia » Do Mär 12, 2020 20:29

Samen für Wildbienen.
Die Organisation Campact verteilt kostenlos Samen, mit deren Pflanzen man Wildbienen nähren kann!
Hier der link: https://aktion.campact.de/bienengift/bi ... term=link1

Auf die später geforderte Spende muss man- hoffentlich - nicht eingehen.
Ich habe es ohne versucht.

LG
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Re: Samen für Wildbienen

Beitrag von Hapy » Do Mär 12, 2020 22:40

Hallo Mia,

hast Du Samen erhalten? War das eine definierte Samenmischung? Weißt Du, woher das Saatgut stammt? Ist bekannt, welche Blumenarten in der Mischung enthalten sind?

Da diese Aktion nicht lokal begrenzt ist, vermute ich, dass es sich nicht um autochthones Saatgut handelt.

Der Erfolg des Volksbegehrens "Volksbegehren „Artenvielfalt & Naturschönheit in Bayern" hat unschöne Nebeneffekte: Da sind Bauern, die Blühpatenschaften für Teile ihrer Äcker anbieten und diese dann mit Saatgut einsäen, das nicht aus der Region stammt. Ähnliche Blühmischungen sind auch in Gartencentern erhältlich (z.B. "Wildblumen, Amerikanische Landblumenmischung") Oft ist auch nicht klar, wie lange diese "Blühwiesen" dann bestehen bleiben: nur ein Jahr oder maximal für fünf Jahre*? Was hilft es, Wildbienen anzulocken, die dann ihre Nester im Boden bauen und das ganze dann umzuackern?

Was hilft es, wenn Saatgut aus der Norddeutschen Tiefebene im Bayerischen Oberland ausgesät wird? Die Pflanzen sind genetisch nicht an den neuen Standort angepasst und übertragen ihre Gene dann auf die Lokale Pflanzengesellschaft.

Hapy

* maximal fünf Jahre, weil sonst die Flächen nicht mehr als Ackerland gelten und damit nicht mehr anderweitig genutzt werden können.

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Re: Samen für Wildbienen

Beitrag von Tscharlie » Fr Mär 13, 2020 06:34

Ich gehe den Weg:

Seit jetzt dann Jahren wird hier die Wiese zum großen Teil nur einmal im Jahr gemäht. Dannn nicht alles gleichzeitig sondern stückweise. Dabei werden die Flächen untersucht, was da wohl so wächst.

Und ich beobachte was da so wächst im Laufe der Zeit. Die Idee da irgendwas hinzustreuen habe ich verworfen. Weil die Natur doch um vieles klüger ist als ich.
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Re: Samen für Wildbienen

Beitrag von Mia » Fr Mär 13, 2020 18:25

Du hast völlig recht Hapy, und Du auch Tscharlie. :smile:

Ich wollte Euch den link nur nicht vorenthalten, nachdem ich ihn zufällig gefunden hatte.
Denn: vielleicht gibt es hier ja Leute, die dafür sinnvolle Verwendung haben und sich auch mit Spenden am "gutgemeinten Ding" beteiligen möchten?

Ich weiß auch nicht, ob ich das Zeug einsäe, falls ich es überhaupt bekomme, erstmal angucken, was das so ist.
Ich halte auch nicht so ganz viel von diesen gängigen Wildblumenmischungen, allerdings bin ich nicht gänzlich dagegen, siehe weiter unten.

Zunächst: Ich habe das hier beobachtet in den Gärten, wie Leute da auf einem Teil ihres Rasens solche Sachen anbauten. Da stand dann innerhalb eines kurzgemähten Rasens auf einer Fläche von zwei mal einem halben Meter plötzlich so ein relativ hochwachsendes Wildblumenbeet, was mir weder schön erschien, noch ökologisch sinnvoll.

Und diese Geschichte mit den Bauern, Hapy, die maximal fünf Jahre Teile ihrer Äcker ( gegen finanzielle Blühpatenschaft) in blühende Wiesen verwandeln können, die dann aber doch wieder umgeackert werden, geht erschreckend am Ziel - dem Erhalt der Wildbienen - vorbei.

Mit den Sorten bin ich nicht so bedenklich wie Du, Hapy, es wird eh nur das keimen, und länger dort wachsen, was sich auch halten kann. Alles andere wird von sich aus wieder verschwinden, nach einem Jahr, nach zweien...
Da vermischen sich für mich auch keine Gene. Die Samen stammen ja , wie auch immer, von abgegrenzten Sorten, und wenn dann nach und nach der Klaschmohn auf Bayerns Feldern rosa blüht, weil sich da innerhalb der Art etwas farblich anderes reingemendelt hat, hätte ich nix dagegen: Klatschmohn bleibt Klatschmohn.

ABER: ich habe natürlich diese Samenmischungen vor etwa zwei, drei Jahren, aus reinem Interesse, auch ausprobieren wollen! Ich hatte ein Gewächshaus aufgebaut, und drumherum war zur angrenzenden Wiese jetzt Platz. Also: warum nicht sowas streuen?
Das war eine ziemliche Pleite, weil tatsächlich nur das keimte, was dort auch keimen konnte. Die einjährigen Blühpflanzen kamen schon hoch, aber von den zwei- und mehrjährigen erschien: NIX.

Nun räume ich Campact doch ein gewisses Wissen ein, so dass deutschlandweit für jeden Standort etwas dabei sein wird. Und wie schon gesagt: was an einem Standort nicht kommen kann, erscheint auch nicht.

Und ich denke, diese Samen könnten schon noch was für Leute sein, die gezielt Teile ihres ( bis dahin gepflegten) Rasens abmagern, indem sie zum Beispiel in Schlängellinien Rasensoden abheben, die darunterliegende Erde lockern, ordentlich Sand reinstreuen, und dann einsäen. Wenn sie dann noch den Rasen zur Wiese hochwachsen lassen, kann sich ein gutes und tatsächlich nützliches Bild ergeben.
Ohne den Boden abzumagern, geht es , glaube ich, ohnehin nicht.
Wildblumen benötigen in der Regel deutlich magerere Bedingungen, als wir sie im Garten - oder auch auf Äckern - haben.
Da habe ich mich eh schon gefragt, wie die bayrischen Bauern das wohl bewerkstelligen wollen? Kippen sie erstmal großflächig Sand auf ihre bis dahin so gut gedüngten Äcker? - Und wie machen sie das nach 5 Jahren rückgängig?

******
Tja, Tscharlie, ich habe nur einmal so einen Garten gehabt, wie Du ihn jetzt wohl hast. Das war im Bergischen Land, der Garten war riesig. Ich hatte da schon eine Nutzfläche aus Rasen, zum Sitzen, Grillen und Federballspielen, aber außerdem noch jede Menge wilde Wiese.
Da bin ich ein, zweimal im Jahr mit der Sense drübergegangen.
Immer so, dass sich alles was dort wuchs, auch selbst aussäen konnte.
Dort musste man auch nix abmagern oder künstlich einsäen, das machte die gute Natur von sich aus. Die Frage nach künstlicher Einsaat stellte sich gar nicht.

Eklig war nur, dass ich auch Gemüsebeete haben wollte, und aus der Wiese jede Menge Schnecken da hinein einwanderten.
Das war also vor allem eine Frage der Abgrenzung, die ich auch irgendwann gelöst bekam.

Dennoch habe ich die meisten Erdhummeln und erdbewohnenden Bienen im Garten meiner Mutter in Dortmund gefunden, wo ich die nächsten fünf Jahre wohnte.
Ich meine, im Bergischen Land habe ich auch nie nachgeguckt, ich habe in der Wiese keine Löcher in den Boden gegraben.
Im alten Garten der Mutter musste ich schon richtig Hand - und Schüppe - anlegen, um den in meinem Sinne 'ökologischer' zu machen, und ständig grub ich Erdhummeln und Wildbienen aus. Das tat mir leid, denn ich musste die ja irgendwie wieder unterbringen, in der Hoffnung, dass sie die Störung überleben.

Seltsam, im Bergischen Land waren die mir, auch in den Gemüsebeeten, nie begegnet, und hier waren sie auf einmal! Auch in meinem neuerlichen Garten in Warburg ( 2015- 2020) gab es keine Erdbewohner, die Wildbienen oder Wildhummeln waren.

Warum ausgerechnet in Dortmund? Das fragte ich mich natürlich.
Die Antwort ist recht einfach.
Der alte Garten meiner sehr alten Mutter wurde einfach über Jahre und Jahrzehnte NICHT umgestaltet! Die fliegenden Viecher hatten also jahrzehntelang Zeit, sich in aller Ruhe niederzulassen. Dann kam ich, grub im Frühjahr um, störte alles und förderte sie zu Tage.
Von daher ist es wirklich sinnvoll, solche Flächen schlichtweg - über lange Jahre - in Ruhe zu lassen!!!

Also, ich bin nicht generell gegen das Einstreuen von Wildblumensamen im eigenen Garten, in der eigenen Wiese. Man sollte sowas nur gut vorbereiten( z.B. Flächen mit Sand abmagern) und ansonsten - für die Bienen und Erdhummeln - möglichst viel Zeit einräumen!
Was keimt, das keimt, was wächst, das wächst, und was nicht gedeihen kann, kommt eh nicht längerfristig. So können durchaus Wildblumen einen bayrischen Garten bereichern, die es bis dahin dort noch nicht gab.
Simple Wildblumen sind ja keine Neophyten! Sie werden die bayrische, heimische Flora nicht überwuchern.

ABER: eine Pflanze wünsche ich Euch in Bayern nicht. Ich gehe aber davon aus, dass die in keiner käuflichen Wildblumenmischung drin ist. Es ist die Zaunrübe, auch Bryonia dioica und Bryonia alba genannt. Ein tolles Zeug, wenn man das massive Wachstum betrachtet - und die Sandbienen stehen auf sie! Bestimmte Bienensorten ernähren sich nur von der Zaunrübe... man, man, man.
Das ist ein Zeug, das überwuchert alles, das wird man im Garten nicht mehr los. Hier in der Warburger Börde wächst es zuhauf, überall, wild. Ich habe das mal meiner Nachbarin erzählt, das mit den Sandbienen, und als gute Naturschützerin hat sie dann ihre Exemplare nicht mehr ausgerupft. Hat dann sogar Sand unter und um Bodenplatten im Garten getan, und wupps, siedelten sich Sandbienen bei ihr an.

Also, ich möchte die Bryonia nicht mehr unbedingt in meinem Garten haben.
bryonia2.jpg
bryonia2.jpg (396.76 KiB) 11342 mal betrachtet
An der Wäscheleine ist sie ja noch nett ( zweimonatiger Wuchs auf dem Foto) , aber wenn sie im Gemüsebeet alles überwuchert und erstickt, nicht mehr.
Allerdings könnte ich ihr ja eine stille Ecke einräumen, zum Beispiel neben der Garage, die könnte sie hübsch überranken, und da würde sie nicht stören. :wink:

Lieben Gruß
Mia
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Re: Samen für Wildbienen

Beitrag von Hapy » Fr Mär 13, 2020 22:26

Mia hat geschrieben:
Fr Mär 13, 2020 18:25
Nun räume ich Campact doch ein gewisses Wissen ein, so dass deutschlandweit für jeden Standort etwas dabei sein wird. Und wie schon gesagt: was an einem Standort nicht kommen kann, erscheint auch nicht.
Was ich auf der Seite von Campact gesehen habe, machen sie politische Kampagnen unterschiedlicher Couleur. Das spricht nicht gerade für eine intensive Beschäftigung mit den Themen, die den Natur- und Umweltschutz betreffen. Ich sehe das eher als ein Aufspringen auf einen fahrenden Zug, so wie die Aktionen mancher Bauern.

Natürlich werden Pflanzen, die nicht an die in ihrer neuen Umgebung herrschenden Bedingungen angepasst sind, rasch verschwinden. Aber es gibt Bedingungen, die nur alle 5 oder 10 Jahre auftreten. Genügend Zeit Genmaterial an andere Pflanzen weiterzugeben.

Der hiesige Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes findet die festgelegten Herkunftsregionen für Saatgut von Wildpflanzen für viel zu groß. Er erntet lieber lokales Saatgut, um autochthones Saatgut aus der Region zu erhalten.

Ein Weg lokale Pflanzen an neue Standorte zu verbreiten ist sicher eine Mähgutübertragung.

Hapy

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Re: Samen für Wildbienen

Beitrag von Mia » Sa Mär 14, 2020 16:06

Ich meine, im Prinzip hast Du völlig recht, Hapy. :smile:

Wildpflanzen, die durch Mähgutübertragung von den örtlichen Standorten kommen, SIND einfach artgerechter, als ein Sammelsurium, was vielleicht auf ganz Deutschland angelegt ist.

Dennoch glaube ich, dass die Campactleute - trotz ihrer politischen Ausrichtungen - nicht so doof sind, gänzlich ungeeignetes Zeug zu verteilen. Also, ein bisschen Denken und eigene Information über Saatgut setze ich schlicht voraus.

Kann sein, dass sie auf einen fahrenden Zug aufspringen, kann nicht sein. Kann sein, dass die Kampagne nur dazu dient, zu ihnen mehr Leute zu locken.
Dennoch erscheint mir eine solche Samen-Kampagne besser, als eine, die darauf abziehlt, Hass und Verständnislosigkeit in der Bevölkerung zu verbreiten.
Hier geht es ja nicht GEGEN etwas, sondern eindeutig FÜR etwas.

Und da können wir noch ganz viele solcher Kampagnen brauchen.
Die werden nicht alle inhaltlich gut sein, sondern bisweilen nur 'gut gemeint'.
Und mit Sicherheit springen da auch Leute auf, zu ihrem eigenen monetären Nutzen, wie die tüchtigen bayrischen Bauern, die so mit ihren Unternehmen, denn das sind Höfe ja, weiterkommen.
Aber: es geht ja darum, je mehr über Naturschutz, Pflanzenschutz, Insektenschutz, Vogelschutz, etc. in die Öffentlichkeit dringt, um so eher verändert sich das Bewusstsein des Otto-Normal-Verbrauchers. Und wenn der nur ein ( häufig falsch gebautes) Insektenhotel aufstellt, und sich entscheidet, in seinem Garten keine Gifte mehr zu verwenden, wenn der von Gabionenmauern und gestreuten Steinwüsten ( auf Plasikfolie) in seinem Vorgarten wegkommt, und stattdessen wieder Pflanzen ansiedelt, wäre das schon ein großer Schritt.
Denn Naturschutz ist gleichzeitig auch Menschenschutz.
Dieses Bewusstsein ist aber in der breiten Bevölkerung noch sehr gering.

Deshalb begrüße ich jede Initiative, die auch nur halbwegs in die richtige Richtung geht. :wink:

LG
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Re: Samen für Wildbienen

Beitrag von Tscharlie » So Mär 15, 2020 08:01

Zwei mir bekannte Imker, die sich nicht kennen, einer in Freising einer in Zerbst, sind der Meinung, dass die Bienenweiden die im Herbst nun als Zwischenfrucht angebaut werden, ihren Bienen sehr zu schaffen machen. Denn normalerweise gehen die Blühpflanzen im Herbst langsam zur Neige, daher bereiten sich die Bienen auf den Winter vor. Jetzt kommt auf einmal in dieser Zeit ein Überangebot, der herbstliche Rückzugsprozeß wird gestört.

Wieder ein Beispiel, vielleicht, ist ja nur eine (zwei) Beobachtung, für gut gemeint, aber nicht gut gemacht.

Zu den Steingärten: Ich finde sie nicht schlimm, schlimm ist nur, dass mit Gift verhindert wird, dass die Natur das macht was sie macht, nämlich diese Gebiete neu zu besiedeln.

Ich habe hier auch einen Steinhaufen (Tonscherben, die im Laufe der Zeit "entstehen" werden aufgehäufelt.) Eidechsen ect. freut sowas, hatte ich in allen Gärten.
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Re: Samen für Wildbienen

Beitrag von Hapy » So Mär 15, 2020 08:46

Wir müssen da unterscheiden zwischen Blühstreifen, die in einer Breite von ca. 2 m an einem Ackerrand entlang laufen, Blühflächen, also Äckern, auf denen Blumenmischungen ausgebracht sind, und Zwischenfrucht, die im Herbst ausgebracht wird.
Die ersten beiden Flächen liefern im "Sommerloch" Pollen und Nektar für die Honigbienen, die sich damit ihren Wintervorrat anlegen.

Bei der Zwischenfrucht sieht es anders aus. diese wird angesät, um Bodenerosion zu verhindern und dient als Gründüngung. Wenn die Pflanzen zum Blühen kommen, dann zu einer Zeit, in der in den Bienenstöcken die Winterbienen schlüpfen. Durch das späte Nahrungsangebot werden diese Bienen dazu verleitet, verstärkt auszufliegen und Nektar und Pollen zu sammeln, sich also frühzeitig abzuarbeiten. Das kann dann im Winter zu einer Schwächung der Völker führen.

Das wegen des Nektarangebotes früher sogar von Imkern verbreitete Himalayaspringkraut wird heute aus dem gleichen Grund kritisch gesehen.

Den Wildbienen nützen die immer wieder umgeackerten Blühstreifen am Acker und das Aussäen von Zwischenfrucht wenig, da sie nur zu den Zeiten schlüpfen, zu denen ihre Futterpflanze blüht.

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Re: Samen für Wildbienen

Beitrag von Tscharlie » So Mär 15, 2020 11:45

Was ja leicht vergessen wird ist die "Monokultur Honigbiene" die schon seit Jahrhunderten betrieben wird. Große Monstervölker treten in Konkurrenz zu kleinen Bienen- und Hummelvölkern.

Und Gründüngung ist schon OK, man muss nur einfach weiterdenken.
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Re: Samen für Wildbienen

Beitrag von Mia » So Mär 15, 2020 16:20

Tscharlie,

mit den Äckern sprichst Du etwas an, was mir schon die ganze Zeit auf dem Herzen liegt.
Genau diese Initiativen unserer Regierung(en), Zwischenfrüchte und auch die Blühstreifen zu bezuschussen, empfinde ich als "gut gemeint", aber nicht "gut gemacht".

Ich habe nix gegen herbstliche Zwischenfrüchte, im Gegenteil, finde ich super!
Zwischenfrüchte, die den Acker lockern, auch noch mit Nährstoffen versorgen - aber müssen sie unbedingt in großer Menge blühen?
Da gibt es sicherlich Kräuter, die das eine tun - und das andere lassen!
Da steht aber auch wieder die Saatgutindustrie vor, die den Landwirten das eine oder andere empfiehlt.

Und Hapy,
mit den Blühstreifen habe ich persönliche Beobachtungen gemacht, über die ich hier ganz groß jetzt nicht mehr ausholen will. Nur soviel: Ich schaute mir die Pflanzen an, und entdeckte, das die zum Teil taub waren, also keine Samen mehr produzierten.
Es ging hier rein um tiefgründige Lockerung das Bodens, nicht darum, irgendwelchen Insekten über Pollen und Nektar Nahrung zu geben.
Das beunruhigte mich so sehr, dass ich hier den nächsten landwirtschaftlichen "Feldtag" besuchte, und zu meinem Schrecken fand ich meinen Eindruck bestätigt. Von den Konzernen werden da Samenmischungen angeboten, die sich eben NICHT mehr aussäen, die unfruchtbar sind, und trotzdem von der EU und den Landwirtschaftskammern bezuschusst werden, denn sie gelten als "greening geignet". Ob die nun alle keinen Nektar mehr haben weiß ich nicht, aber zumindest Pollen haben sie nicht mehr.
Also, mit diesen Blühstreifen wird meines Erachtens viel Schindluder getrieben. Optisch sieht es ganz schön aus - aber der Insektenwelt helfen tun sie nicht wirklich.

Hinzu kam bis vor kurzem noch die reiche Verwendung von Neonicotinoiden, die Pflanzen gegen Schädlinge schützen sollen, und die auf Bienen und andere Insekten wie Nervengift wirken. Was nutzt der schönste Rapsacker, wenn Bienen nach einer Mahlzeit nicht mehr in den Stock finden? Und das Zeug wird ja nicht einmal gespritzt, es wächst innerlich in der Pflanze mit hoch, denn die Saat wird vor Aussaat damit behandelt.
Aber ich glaube, die übelsten Neonicotinoide werden jetzt gekippt... soweit mein Wissenstand.

Dass sich Erdbienen und Erdhummeln auf Äckern nicht mehr vermehren können, ist schon klar, Hapy, wenn alles ständig umgeackert wird.
Aber, dass sie noch nicht mal aus den Blühstreifen Nahrung ziehen können, ohne sich selbst und ihre Fortpflanzung zu schädigen, das ist der nächste Hammer.

********

Nun komme ich zu den Steinen, Tscharlie.
Ich habe überhaupt nix gegen Steinhaufen im Garten, auch nicht aus Tonscherben. Alles super! Lockt Eidechsen an und bietet kleinem Getier Unterschlupf.
Das, gegen was ich etwas habe, ist etwas anderes.
Es ist vielleicht in Deiner Umgebung nicht sehr verbreitet, so dass Du es nicht kennst, hier- und im Ruhrgebiet- aber wohl.

Es ist eine Mode, seit etwa 8 -10 Jahren, mit immer größerer Verbreitung.
Die Leute lassen sich von Gartenbaufirmen Plastikbahnen in den ( vorher mit Kleinbagger) geebneten Garten legen ( besonders beliebt sind Vorgärten), und darauf wird dann Steinschotter aufgeschüttet. Das kann wirklich grauer Schotter sein, in verschiedener Körnung, wer es ansprechender möchte, wählt für manche Flächen auch weiße Kiesel oder roten Steinbruch. In die Plastikfolie werden dann vorher Löcher geschnitten, in die dann, zum Teil gestaltete Koniferen, harte Gräser oder immergrüner Kirschlorbeer gesetzt werden.

Nach meinen Spaziergängen habe ich, ich glaube auch irgendwo hier, im Forum, diese weitverbreitete Gestaltung mit "Friedhofsgärten" verglichen.
Denn die Leute meiner Stadt haben zudem noch den Tick, sich in die Steinwüste vor dem Hauseingang noch einen Findling zu setzen, wo dann ihr Name draufsteht. Entweder eingemeisselt, oder in Kupfer aufgetragen. Sowas sieht echt aus wie ein Grabstein! Bereits zu Lebzeiten!
Also, DIESE Steinhaufen meine ich!
Ein anderer Mensch war flotter als ich, bei der öffentlichen Kritik an diesem Zeug.
Im Oktober 2019 erschien das Buch "Gärten des Grauens" von Ulf Soltau.
Hier ein link dazu:
https://www.luebbe.de/eichborn/buecher/ ... id_7536131

Besonders teuer ist es nicht, ich würde es mir kaufen, wenn ich die schrecklichen Gartenbilder nicht täglich beim Hundegang vor der Nase hätte.

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Re: Samen für Wildbienen

Beitrag von Tscharlie » So Mär 15, 2020 16:34

Als Bergwanderer, der auch schon mal über die Vegitationsgrenze kommt, weiß ich wie unbändig lebendig die Natur ist, kaum ist ein Fels etwas windgeschützt wachsen dort Flechten die Pioniere der Natur.

Das darf aber natürlich in den Gärten nicht passieren, denn spätestens nach 1 Jahr würden dort Löwenzahn und viele Gräser wachsen, egal ob da eine Folie ist oder nicht.

Da aber für Privatgärten Roundup einfach zu kaufen ist, kommt das auf die Gärten. Und da das Zeug auch nicht teuer ist, hilft viel auch viel. :mauer:

Bei uns auf dem betonierten Weg um das Haus blüht schon wieder ein Veilchen aus einer Ritze.
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Re: Samen für Wildbienen

Beitrag von Mia » So Mär 15, 2020 17:50

Guck Dir mal dies an:
Meinetwegen nur die Fotos. Die reichen.

https://www.facebook.com/pg/GaertenDesG ... e_internal
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