ich fürchte, ich werde die Antwort auf alle Deine aktuellen Fragen in mehreren Teilen schreiben müssen.
Okay, fangen wir an, Punkt für Punkt:
1. Humusansammlung auf leichten Böden, Deine Frage galt dem Steinmehl.
Steinmehl, gern auch Urgesteinsmehl, ist sehr toll. Aber alles was so fein ist wie Mehl, rieselt naturgemäß auf leichten Böden einfach durch, wird vom Regen fortgespült und findet sich dann als nährstoffreiche Ablagerung an Bächen wieder.
Es sei denn, Du gibst gleich Tonnen drauf, wie es regional nach der letzten Eiszeit durch Windübertragung mit dem Löss geschah (ich suche entsprechende links die Tage mal heraus), was wir aber als Kleingärtner nicht leisten können.
Also, auch Steinmehl rieselt erst mal durch.
Was Dein Hang braucht, sind sowas wie natürliche Fasern, die sich nur langsam zersetzen. Da sind zum Beispiel die Wurzeln Deines Klees sehr gut. Klee und andere Gründünger wurzeln tief und dauerhaft. Und genau an solchen Wurzeln kann sich Humus fangen. Ist klar: da ist tiefgründig ein feines Wurzelgespinst, wie eine Art Sieb, wie wenn man in der Küche Teeblätter abgießt. Zusätzlich, zu diesen Wurzeln, kann jetzt Steinmehl kommen!
Die Humusbestandteile aus Mulch und Kompost und das Steinmehl bleiben an den Wurzeln hängen, sie kommen nur schlecht weiter runter. Und je mehr sich dort an "Nestern" aus organischem Material sammelt, um so mehr Humus entsteht. Der entsteht aber gar nicht mal dort unten. In Tiefen, die in mehr als 20/30 Zentimetern sind, dort lässt des Humus' Fruchtbarkeit aus Sauerstoffmangel sehr rasch nach, aber es ist wie mit dem Teesieb in der Küche: Wenn Du das nicht jeden Tag leer machst, sondern täglich immer neue Teekrümel aufschüttest, hast Du irgendwann Probleme, dass Dein gefilterter Tee überhaupt in der Tasse ankommt. Alles ist verstopft!
Das willst Du ja aber für Deinen Garten! Du willst das Ausgespült werden der Nährstoffe zwischen den groben Sandkörnern verhindern!
Kurz und klein: Wenn es Dir gelingt, Wurzelfasern anzusiedeln, an denen sich Humus aus Mulch oder Kompost fängt, hast Du leider kurzfristig noch nichts davon. Aber sie bilden sowas wie ein verstopftes Teesieb, durch das der Humus nicht mehr nach unten abhauen kann, sondern sich langsam nach oben aufbaut! Und darum geht es!
Es geht eben NICHT darum, unreifen Kompost oder Ponydung tief unterzugraben! Was den Gärtner interessiert, sind vor allem die oberen 20, 30 Zentimeter des Bodens. Nur hier kann sich Humus bilden und dauerhaft BLEIBEN. Denn seine Bakterien und Kleinlebewesen sind sauerstoffabhängig und sterben in größeren Tiefen ab.
Das Bemühen richtet sich allein auf diese oberste Erdschicht!
Hier siehst Du ein Foto eines normalen Gartenbodens: http://www.richards-garten.de/kompost/erden/erden.htm
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Du kannst allerdings frisches Brennnesselgrün oder Gründung vor der Blüte untergraben. Das Zeug ist so stark stickstoffhaltig, dass es sich- bei Wärme im Frühling/ Sommer - sofort zersetzt und seinen Stickstoff freigibt.
Du kannst auch alten Reifkompost tief in Pflanzlöcher geben: zu Rosen, zu Beeren, zu Tomaten, zu jungen Obstbäumen, zu Stauden. Dieser Kompost ist nicht mehr aggressiv und schädigt die Wurzeln nicht. Hingegen hat er doch noch eine gewisse Düngewirkung. Dazu kann im Frühjahr/Sommer frisches Brennnesselgrün oder Gründung vor der Blüte untergegraben oder mit in Pflanzlöcher gegeben werden, ein Zeug, welches sich ja, wegen seines Stickstoffreichtums, sofort zersetzt....siehe oben.
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2. Mein neuer Garten.
Deine Fragen: Mulchen? Wurde der Boden bereits als Garten genutzt? Hast Du ihn gefräst?
Ach, Michael, ich fräse nix. Ich mache es mit Pflanzen, die sollen für mich arbeiten.
Ich habe hier nach einem Riesengarten, den ich 17 Jahre hatte, nur noch einen sehr kleinen. 530 m2! Er wurde auch als Garten genutzt, allerdings die letzten 30 Jahre von meiner demenzkranken Mama. Mich haben hier 1000 Überraschungen erwartet, wie unter Rasenboden, den ich für Gemüse tauglich fand, meterdicke Sandablagerungen, die dort eingebracht wurden, weil dort mal ein Obstbaum mit Stumpf und Stiel ausgemacht wurde. Dann einfach mit Sand verfüllt.
Solche "Sandgruben" habe ich mehrere. Gleichzeitig habe ich Stellen, die sind so stark gedüngt, da könnte ein Hund oder ein Pferd begraben sein. - Das war die Mama, die irgendeinem Gewächs wohl besonders gut sein wollte.
Die Pflanzen wachsen dort übernatürlich groß. Letztes Jahr hatte ich 1,80 cm hohe Pfefferminze im Staudenbeet, während im neuangelegten Gemüsebeet die Zucchini über tiefen Sandablagerungen kümmerten.
Das Einzige was ich mache und immer schon tat, ist beobachten. Ohne das wäre ich nie darauf gekommen, dass unter dem 20 cm dicken Lehmboden teilweise starke Sandaufschüttungen lagen! An irgendwas musste es ja liegen, dass stellenweise alles kümmerte! - Also nach gegraben und verblüfft diese künstlichen Sandgruben gefunden.
Beobachten im Garten, ist, denke ich, das Wichtigste. Du nimmst Dir sehr viel ab, wenn Du genau hinschaust. Gucken, wie von Bäumen/Gehölzen Schatten fällt, und ist der Boden darunter trocken oder feucht? Wie verläuft starker Regen auf Deinem Gelände? Gibt es Kuhlen, in denen er sich sammelt, oder sollte es vielleicht genau solche Kuhlen geben, um das Nass zeitweilig aufzufangen? Wie ist die Sonneneinwirkung? Gibt es Stellen, wo sie stärker und wo sie schwächer ist?
Ich meine, Du hast jetzt einen sonnigen Hang, aber das wird sich auf Dauer ändern. Allein wenn Du Joannisbeersträucher hast, bekommst Du einen Schattenwurf auf vorher knallsonnigem Boden, und die natürliche, wilde Untergrundvegetation wird im Verlaufe einiger Jahre gänzlich ändern. Mach mal jetzt Fotos davon und in 5 Jahren. Du wirst ganz andere Wildkräuter finden.
Und statt zu fräsen (was mir bei diesem Überraschungspaket auch nichts gebracht hätte,) lasse ich halt Pflanzen "arbeiten". Sehr angenehm ist die Kartoffel. Ich habe hier nämlich keinen normalen Rasen geerbt ( nur hinter dem Haus), sondern in den Bereichen vor meinem Eingang und im langen Vorbeet eine Viehweide!
Dieses harte Gras ist so beschaffen, dass man eher den Spaten abbricht, als dass man die Soden herausnehmen konnte.
Also habe ich da über Winter 2012 Bretter drauf gelegt und Steinplatten, die das Weidegras mürbe machten. Dann im Frühjahr 13 einfach Kartoffeln in den Boden geschoben, und das ganze Jahr 2013 dick mit Rasenschnitt gemulcht. Fast alles Viehgras ging ein und seit Frühjahr 14 habe ich hier mein erstes normales Gemüsebeet. Im Herbst 13 hatte ich noch ordentlich Pferdeäpfel eingearbeitet, also stimmte auch die Düngung.
Das ging allerdings nur an einer Stelle, unter der kein Sand lag. Aber die sandreichen Stellen hatte ich durch Beobachtung ( und späteres Nachgraben) innerhalb der letzten zwei Jahre halt herausgefunden.
Insgesamt ist genaues Hingucken absolut wichtig!
Ich verwende Kompost, ich mulche mit Rasenschnitt, wo ich Gras zum eingehen zwingen will, ich mulche unter manchen Sträuchern mit Rasenschnitt, um den Boden dort unkrautfrei zu halten. Das waren in diesem Garten vor allem Rhododendren ( ein Tick meiner Mutter), die ich inzwischen aber alle abgegeben habe. Zur besseren Nahrung des Bodens mulche ich mit nicht blühendem Unkraut. Alles was ich ausrupfe, kommt als Bodenbelag nahezu sofort wieder zwischen die Stauden oder die Gemüse.
Hier muss ich aber aufpassen, nicht zu viele Schnecken anzuziehen. Da ich überhaupt kein Schneckenkorn mehr verwende, muss diese Mulchschicht dünn sein, so dass sie von sich aus rasch austrocknet. Schatten spendet sie aber doch und verbessert die Bodengare.
Das war's von mir - nun zurück zu Dir.
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3. Mit den Sonnenblumen sind wir uns einig, gell? Das sind sehr gute Anzeiger für Bodenqualität! An ihnen sieht man wirklich genau, wie stickstoffhaltig und energiehaltig ein Boden ist! Jetzt ist Salat aber auch ein Gemüse der dritten Tracht, ein Schwachzehrer, also es passt wunderbar, wenn Deine Sonnenblumen auf diesem Beet klein sind.
Sie sollten nur eben beim Kohl oder im Kürbis-, Zucchini-, Paprika-, Tomatenbeet nicht klein sein. Dann fehlen Nährstoffe.
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4. Ich schicke die Tage mal Fotos von diesem Grabeland hier. Ist schön anzusehen! Sehr reich!
Aber wie kommst Du von Grabeland auf Stroh??? Ich verstehe es nicht ganz?
Möchtest DU aktuell Stroh unter Deine Tomaten legen? Das kannst Du gerne machen. Du müsstest nur gleichzeitig ordentlich stickstoffreichen Ponymist dazu packen. Stroh oder Pflanzen die abgeblüht sind, sie besitzen so gut wie keinen Stickstoff mehr. Um sich zersetzen zu können, entziehen sie dem Boden zunächst Stickstoff. Nach rund zwei Jahren sind sie aber zersetzt und geben dem Boden den "entliehenen" Stickstoff zurück. Um diesen scharfen "Knick" zu verhindern, dass dem Boden durch Stroh auf einmal viel Stickstoff entzogen wird, sollte halt parallel ordentlich Stickstoff durch Mist ( oder Jauchen) hinzukommen.
Ein alter Boden im Grabeland würde diesen Nährstoffknick natürlich auch durchmachen. Auch hier sinkt der Stickstoffanteil.
Der ist aber vielleicht sehr gut gepflegt, dieser Boden, der Stickstoffanteil ist per se sehr hoch, so dass dieser Ausfall kaum spürbar ins Gewicht fällt.
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5. Das Problem "Klee".
Lass Dir den Klee mal nicht zum Problem werden, Michael. Das ist ein Gründung! Du kannst ihn abmähen und untergraben und dick Mulch draufschmeissen, unter dem er eingeht, und Kompost draufschmeissen, unter dem er eingeht, und ihn dann im nächsten Frühjahr wieder neu säen!Michael hat geschrieben:das "problem ist" dass viele flächen sehr stark mit klee bedeckt sind und ich bedenken habe ihn aus zu reissen. der klee hat diesen garten in diesem extrem regenreichen sommer vermutlich vor grösseren schäden bewahrt (es gab hier z.t. böse erdrutsche). gleichzeitig kann man ihn nicht mehr so gut mulchen weil er bedeckt ist. kompost dazwischen schmeissen geht, aber nur in kleinen mengen.
Der Klee mit seinen Wurzeln hat aktuell Deinen Hang vor Erdrutschen (regenreicher Sommer) wunderbar gerettet. Die Wurzeln bleiben aber noch ne Weile! Jetzt ist wichtig, dass noch mehr Humusbestandteile an die Wurzeln gespült werden und dort hängenbleiben! Dann wieder neuen Klee anbauen! Oder anderen, tiefwurzelnen Gründung!
In einfachen Worten: Der Klee ist dafür da, dass er regelmässig gekillt wird, einfach damit der Boden reicher wird!
Wirf also zum Winter ordentlich Mulch drauf, lass den Klee darunter eingehen. Im Frühjahr dann Kompost. Dann neuen Klee säen.
6. Würmer werden durch Mulch angelockt, durch Kompost, durch einen beschatteten Boden auf dem Gründung oder Gras oder dick Unkraut wächst. Trockener, heißer, nackter Boden ist nichts für die Feuchtigkeit liebenden Wesen.
Mulch ist nicht unbedingt die Anlockquelle Nr.1. Es reicht eine simple Wiese oder ein Kleeacker. Darin vergehen ja auch ständig Pflanzenteile, sinken nieder und können von Würmern in die Erde gezogen werden.
7. Bohnen in lehmigem, neuen Boden wurzeln und gedeihen verdammt schlecht! Sie kommen nicht durch mit ihren Wurzeln und sie können kaum stickstoffbildende Knöllchenbakterien anreichern. Nee, ich habe kein Steinmehl genommen, meine Bohnen müssen mit Kompost und Jauchen und ggf. Mulch hinkommen.
8. Kompost einarbeiten?
Nein, nicht unbedingt. Einarbeiten, das hängt vom jeweiligen Kompost ab. Normalerweise reicht es, halbwegs frischen Kompost oben auf zu geben und nur ganz leicht einzukratzen. Dann ist seine Düngerwirkung am besten. Frischer, nach drei Monaten nur angerotteter Kompost sollte per se nur oben liegen, sonst greifen seine Zersetzungsstoffe die Wurzeln an. Hast Du aber guten, alten, reifen , also einen Kompost, der nur noch wohlduftende braune Erde ist, kann und darf der auch an die Wurzeln! Den darfst Du auch tief in jedes Pflanzloch geben. Siehe oben.bei den starkzehrern schmeisse ich gegenwärtig nur kompost drauf. der regen spühlt ihn quasi in den boden. bei trockneren verhältnissen wäre einarbeiten aber gut, oder?
9.
Nee, geht so nicht. Der Gelbsenf wird im Herbst auf diesem Untergrund nicht keimen. Da wären ja untendrunter, in der Erde, ungeheure Zersetzungsprozesse im Umbruch! - Zudem wird Mulch nicht eingearbeitet, auch weil er -gerade im Herbst- unten gammelt und fault.weil das mulchen eher schwierig ist und weil es mir vor allem auch an grünmasse fehlt habe ich mir überlegt im herbst viel kompost auf die beete zu schmeissen, möglichst viel mulchmaterial organisieren, einarbeiten, und dann nochmals eine gründüngung aussähen die dann irgendwann erfriert und liegen bleibt (gelbsenf)
Du kannst machen: Im Herbst ALTEN Kompost nur leicht unterarbeiten ( um die Wurzeln des Klees zu schonen), Gelbsenf drauf säen, abfrieren lassen. Im Frühjahr untergraben. Vorher Steinmehl und verjauchten Ponymist drauf packen! Nun neuen, frischen Kompost obendrüber ausbringen. Zwei, drei Wochen warten, anschliessend normal säen und pflanzen.
Oder: im Herbst Ponymist und alten Kompost nur leicht unterarbeiten (um die Wurzeln des Klees zu schonen) , ordentlich Mulch aus Wald drauf, im frühen Frühjahr alte Mulchschicht abheben und nun Gelbsenf drauf säen. Ende April Gelbsenf vor der Blüte untergraben, Steinmehl mit untergraben, zwei, drei Wochen warten, nun normal säen und pflanzen.
Oder: im Herbst zerkeinerten Ponymist plus ordentlich Mulch draufschmeissen, soweit wie es funzt vergehen lassen. Im Frühjahr den Rest abharken, nun frischen Kompost plus Steinmehl drauf, leicht einharken, drei Wochen warten, und dann Gelbsenf oder Klee säen. Oder normal säen und pflanzen.
Du kannst aber nicht die Teile so kombinieren, wie Kompost und Mulch einarbeiten und dann direkt Gründung säen!
Das geht nicht. Die Bestandteile von Kompost und Mulch - gerade im Herbst - müssen ja erst von Bodenlebewesen weggearbeitet werden, um den neuen Samen als nahrhafte Erde zur Verfügung zu stehen!
Das war's für heute.
Der Rest der Antworten folgt in den nächsten Tagen.
Einen lieben Gruß Dir,
Mia
Hier abschließend ein link zu Löss/Löß: http://www.themenpark-umwelt.baden-wuer ... &width=750)